Krise in äthiopischer Region Tigray:
Jugend Eine Welt startet Hilfskampagne
Krise in äthiopischer Region Tigray:
Jugend Eine Welt startet Hilfskampagne
Eine Spendenkampagne für die humanitäre Hilfe in der äthiopischen Krisenregion Tigray hat die Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" gestartet. Neben den Kriegsgräueln drohe den Menschen vor Ort nun auch eine Heuschreckenplage und damit eine weitere Verschärfung der Hungersnot, warnte das in der Region schon seit Jahren tätige österreichischen Hilfswerk in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Berichte der Partner aus dem Tigray seien "erschütternd" und es sei absolutes Gebot der Stunde, für die Bewohner "zumindest das Überleben zu ermöglichen", erklärte "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer, der selbst im Jänner mit Außenminister Alexander Schallenberg Äthiopien besucht hatte.
Die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern, zwei katholische Ordensgemeinschaften, betreiben in den vier in der von der Außenwelt de facto abgeschnitten Konfliktregion liegenden Städten Makelle, Adigrat, Adwa und Shire Einrichtungen wie etwa technische Schulen zur Ausbildung von Solartechnikern, die bereits in den vergangenen Jahren u.a. von "Jugend Eine Welt" unterstützt wurden. Seit Ausbruch der Krise hat sich der Fokus freilich auf die Flüchtlingshilfe verschoben.
In der Stadt Adwa alleine halten sich nach Angaben der Projektpartner gut 100.000 Binnenvertriebene auf. Die Salesianer und die Don Bosco Schwestern backen gemeinsam täglich tausende Stücke Brot zur Versorgung der Hungernden, unter denen sich viele kleine Kinder und Frauen befinden. Dies funktioniere, "so lange der Vorrat an Mehl noch reicht", berichtete "Jugend Eine Welt". Dank eines eigenen Brunnens am Gelände des Ordens sei es möglich, die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, zudem werden auch Hygieneartikel und Medikamente verteilt. Die Hilfesuchenden nehmen jedoch zahlenmäßig täglich zu - und die vor Ort verfügbaren Ressourcen ab.
Auch Reiche betteln um Nahrung
Nachdem das Telefonnetz vor Ort lange ausgefallen oder abgeschaltet war, konnte erst vor Kurzem ein Anruf zu "Jugend Eine Welt" durchkommen. Das Hilfswerk zitiert aus den Angaben des vor Ort tätigen Salesianerpaters: "Viele Menschen haben ihr Leben, viele haben ihr Eigentum verloren und sind obdachlos, Tausende Menschen sind auf der Flucht vor anhaltenden Angriffen und Schießereien, sie sind Flüchtlinge im eigenen Land. Arme und Reiche stehen jeden Tag vor unseren Toren und betteln um Nahrung, um zu überleben." Zudem sei ein großer Teil der wirtschaftlichen Infrastruktur wie Fabriken und Geschäfte völlig zerstört worden, was den Menschen ihre Lebensgrundlage genommen habe.
Erst in der Vorwoche hatte Tesfaselassie Medhin, Bischof der Eparchie Adigrat der äthiopisch-katholischen Kirche, einen eindringlichen Hilfsappell an die nationale und internationale Gemeinschaft gerichtet. Im Tigray finde eine "humanitäre Katastrophe" statt, hieß es in dem dringlichen Aufruf des Kirchenführers zu einem "Ende des Tötens". Niemand dürfe mehr vor dem brutalen Kriegsgeschehen die Augen verschließen. UN-Schätzungen zufolge sind 4,5 Millionen der sechs Millionen Einwohner des Tigray auf humanitäre Hilfe angewiesen. Da die Kommunikationswege blockiert sind, finden internationale Hilfe bisher kaum Zugang.
Hintergrund ist ein im vergangenen November ausgebrochener militärischer Konflikt zwischen der Regierung in Addis Abeba und der die Region Tigray regierenden Volksbefreiungsfront TPLF, unter starker Beteiligung der Armee aus dem benachbarten Eritrea. Für die sechs Millionen Einwohner der Region bedeutet die weiterhin andauernde Auseinandersetzung unvorstellbares Leid. Abertausende Menschen sind aus ihrer Heimat geflohen, irren durch das Land oder versuchen, sich im Nachbarland Sudan in Sicherheit zu bringen. Der durch Äthiopiens kompliziertes politisches Gebilde ausgelöste Bürgerkrieg hat bereits Zigtausende Opfer gefordert, zudem gibt es etliche Berichte von Massakern an Zivilisten.
Spendeninfo: "Jugend Eine Welt", IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000, Kennwort: Nothilfe Tigray, sowie Online-Spenden auf www.jugendeinewelt.at
Quelle: Kathpress