Erzdiözese Wien bilanziert ein Jahr Corona-Pandemie
Von der Adventkranzsegnung vom Traktor aus bis hin zu Livestream-Messen und einer kostenlosen Rechtsberatung bei familiären Notsituationen: Die Corona-Pandemie hat für die Erzdiözese Wien 2020 ein Ausnahmejahr mit Adaptierungen an politische Corona-Maßnahmen, aber auch Innovationen in Bereichen der Seelsorge und Feierkultur mit sich gebracht. Diese Bilanz hat die Erzdiözese seit dem ersten Lockdown im März 2020 gezogen. Das "außergewöhnliche Jahr" sei von einer Intensivierung der Gesprächsangebote - wie Telefonseelsorge, Gesprächsinsel, Anliegentelefon oder Plaudernetz - und zahlreichen Hilfsangeboten geprägt gewesen, heißt es in einer Aussendung vom Dienstag.
Das Motto des ersten Corona-Jahrs sei "Aus der Not eine Tugend zu machen", so laut Erzdiözese die Einstellung von Ehrenamtlichen wie auch von Seelsorgerinnen und Priestern. Durch die weltweit grassierende Viruserkrankung sei man in der Lage gewesen, alte Muster zurückzulassen und Neues auszuprobieren, wie ehrenamtliche und hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter der drei Vikariate der Erzdiözese via Youtube berichten.
Als Folge der Krise seien ungewöhnliche Projekte entstanden, wie handgeschriebene und persönlich zugestellte Ostergrüße oder ein Allerheiligen-Segen vom Traktor aus. Zudem stieg in manchen Pfarren auch der Verbrauch der Votivkerzen um ein Vierfaches, denn trotz des zeitweisen Aussetzens der öffentlichen Gottesdienste seien die Kirchentüren offen geblieben. Die Kerzen seien "ein starkes Zeichen dafür, dass viele Menschen abseits der Gottesdienste in die Kirchen gekommen sind und einen Moment der Ruhe gesucht haben".
Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge gefordert
Besonders gefragt und gefordert war die Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge: "Sie waren oftmals die einzigen, die die Kranken besuchen durften und leider oft auch die letzten, die einen Sterbenden sehen konnten", so die Erzdiözese über die Tätigkeit der Seelsorger unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen. Im Fokus seien dabei nicht nur die Patienten selbst gewesen, sondern auch die Mitarbeiter der Covid-Intensivstationen und anderen Krankenhausbereiche.
Unterstützung vonseiten der Kirche sei weiters auch an die Corona-Nothilfe der Caritas gegangen, die die österreichischen Diözesen am Beginn der Pandemie mit einer Million Euro unterstützt haben. "In der Krise dürfen wir auf die Schwächsten nicht vergessen und müssen unbürokratisch jenen helfen, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind", erklärte Kardinal Christoph Schönborn damals. Die finanzielle Unterstützung durch die Corona-Nothilfe sei über die lokalen Caritas-Einrichtungen "direkt und unbürokratisch" an Armutsbetroffene gegangen.
Starke Gottesdienstpräsenz in Social Media und TV
Als positiv bewertete die Erzdiözese die Entwicklung der pfarrlichen Livestream-Angebote. So habe es "zwischen Laa an der Thaya und der Buckligen Welt" jeden Sonntag rund 70 Livestream-Gottesdienste aus den Kirchen und Kapellen im Diözesangebiet gegeben. Diese Online-Angebote hätten sich trotz der Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste mittlerweile zu einem fixen Bestandteil des Pfarrlebens etabliert.
Eine besonders große Feiergemeinde hätte sich speziell rund um die Livestream-Gottesdienste von Kardinal Schönborn entwickelt. Dieser feierte während des Frühlings-Lockdowns sowie nach Weihnachten fast täglich die Morgenmesse in der Andreaskapelle der Erzbischöflichen Palais, die über YouTube und an Donnerstagen zusätzlich auch auf ORF III übertragen wurde. Über 170.000 Gläubige aus ganz Österreich und weit darüber hinaus feierten so den Gottesdienst mit dem Wiener Erzbischof, der regelmäßig in Gebärdensprache übersetzt wurde.
Auch die via TV und Radio übertragenen Gottesdienste hätten eine gute Quote entwickelt, so die Erzdiözese. Seit Frühling 2020 übertragen sowohl ORF III als auch Servus TV und die Regionalradios die wöchentliche Sonntagsmesse. Als "Quotenhit" erwies sich dabei die Übertragung der Osternacht aus dem Wiener Stephansdom via ORF2, mit an die 300.000 Mitfeiernden an den Bildschirmen.
Gleichzeitig mit dem Beginn der Livestream-Gottesdienste hat das Pastoralamt der Erzdiözese die Initiative "Netzwerk-Gottesdienst" entwickelt, die mit wöchentlichen Feierunterlagen das Gebet zu Hause begleiten.
Virtuell statt im Pfarrhaus fanden auch Gruppenstunden, Bibelrunden sowie die Erstkommunions- und Firmvorbereitung statt. Für all jene, die im Onlinebereich "nicht so trittsicher unterwegs" sind, gab es von Seiten der kirchlichen Institutionen auch Flugzettel, Plakate und Beilagen.
Weniger Austritte im Krisenjahr
Trotz der für viele Menschen wirtschaftlich angespannten Situation habe es 2020 um 14 Prozent weniger Kirchenaustritte gegeben, informierte die Erzdiözese. Diese führt den Rückgang auf das System des Kirchenbeitrags zurück, der "immer auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Katholiken in Betracht" nehme. So sei niemand "aufgrund der persönlichen finanziellen Situation zu einem Kirchenaustritt gezwungen". (Infos: www.erzdioezese-wien.at)
Quelle: kathpress