Landau in Bosnien: "Solche Bilder will ich nicht mehr sehen"
Caritas-Präsident Michael Landau befindet sich aktuell mit dem Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner und einer internationalen Delegation in Bosnien-Herzegowina, um Flüchtlingslager und Hilfsprojekte für Flüchtlinge zu besuchen. Untertags ziehe in Bosnien bereits der Frühling ein, doch in der Nacht sei es mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt noch bitterkalt, so Landau am Freitag im Kathpress-Interview. "Wir haben viele Flüchtlinge im Schnee ohne warme Kleidung, ohne richtiges Schuhwerk und nur mit einigen Decken vor der Kälte geschützt getroffen", berichtete Landau: "Solche Bilder will ich nicht mehr sehen, sie dürfen sich im nächsten Winter nicht mehr wiederholen."
Die Zahl der Flüchtlinge in Bosnien schätzt die Caritas auf 8.000 bis 10.000 Menschen, nur ca. die Hälfte wohnt in Camps. Tausende Menschen leben in Wäldern und sind akut obdachlos. Österreich und Europa dürften Bosnien-Herzegowina nicht im Stich lassen, forderte der Caritas-Präsident. Was sich gerade in Bosnien, aber auch an anderen Außengrenzen der EU abspiele, sei eine "Tragödie mit Anlauf", betonte Landau. Wenn es nicht endlich zu einer gesamteuropäischen Lösung kommt, würden die Probleme bleiben und sich nur immer wieder neu verlagern, warnte der Caritas-Präsident.
Die Situation an den Grenzen Europas sei ein Test dafür, "ob es unsere Politiker mit ihren Reden von den Werten Europas ernst meinen". Menschenwürde und Menschenrechte müsste immer und überall und für jeden gelten. Auch wenn nicht jeder, der Asyl beantragt, auch Asyl bekommen kann, habe jeder ein Recht darauf, wie ein Mensch behandelt zu werden.
Landau, er ist auch Präsident der Caritas Europa, hob weiters hervor, dass sich die lokalen Verantwortlichen in Bosnien bemühen würden, die Situation für die Flüchtlinge zu verbessern, das auch mithilfe der internationalen Gemeinschaft. Österreich etwa habe eine Million Euro überwiesen, die Caritas 230.000 Euro für Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt. U.a. wird das abgebrannte Flüchtlingslager Lipa wieder errichtet. 350 Container würden in dem abgelegenen und abgeschotteten Camp aufgebaut, berichtete Landau.
In einem Land wie Bosnien, wo ein Fünftel der Bevölkerung in Armut lebt, sei es freilich auch notwendig, die einheimische Bevölkerung nicht zu vergessen. Auch diese brauche strukturelle EU-Hilfe, so der Caritas-Präsident.
Menschenrechte missachtet
Die Geflüchteten würden immer wieder versuchen, über die Grenze in die EU zu gelangen. Dort jedoch würde ihnen alles abgenommen, die Kleidung vor ihren Augen verbrannt und sie wieder auch unter Polizeigewalt zurückgeschickt. - Das berichtete Caritasdirektor Schwertner am Freitag gegenüber der APA. Er erzählt von einer gebrechlichen 70-jährigen Frau aus Kaschmir, die gemeinsam mit ihrem Enkel seit zweieinhalb Jahren auf der Flucht ist und es bereits fünfmal über die Grenze versucht hat. Auch sie habe sogenannte Pushbacks dort erlebt. Die Frau sei geschlagen worden, ihr seien Geld und Handy abgenommen und ihrem Enkel der Finger gebrochen worden, berichtet Schwertner.
Er kritisierte zudem einmal mehr die Haltung der österreichischen Regierung, die keine Flüchtlinge ins Land lassen will und verwies auf die bereits geäußerte Bereitschaft von Bürgermeistern und Pfarrgemeinden in Österreich, die bereit wären, diese aufzunehmen und zu versorgen.
Quelle: kathpress