Frauenbewegung für "Systemwandel" in Kirche und Gesellschaft
Einen umfassenden "Systemwandel" sieht die Katholische Frauenbewegung Österreichs als notwendiges Programm für Kirche und Gesellschaft. "Hier wie dort braucht es grundlegende Veränderungen, um den Anspruch von Frauen auf gleiche Würde und gleiche Rechte in gelebte Praxis zu übersetzen", so die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl in einer Aussendung am Freitag anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März. Im Bereich der Kirche bedeute das in erster Linie eine Abkehr von klerikalen Machtstrukturen und die Öffnung der Ämter für Frauen, auf gesellschaftlicher Ebene vor allem eine geschlechtergerechte Verteilung von Arbeit, Einkommen und Vermögen, so Ritter-Grepl.
Die Katholische Frauenbewegung als größte Frauenorganisation in Österreich sehe sich eng vernetzt sowohl innerhalb der Kirche als auch mit der Zivilgesellschaft. Ihre Authentizität beruhe darauf, "in beiden Welten gleichermaßen für den notwendigen Wandel einzutreten", wies die kfbö-Vorsitzende hin. So erkläre sich die Katholische Frauenbewegung solidarisch mit "den vielen Frauen aus der Mitte der Kirche", die sich derzeit in der Initiative "Maria 2.0" engagieren und kürzlich mit einem Anschlag von "Thesen" an rund 1.000 Kirchentüren in Deutschland grundlegende Reformen in der katholischen Kirche einforderten.
Lob gab es von den Katholikinnen aus Österreich für die Deutsche Bischofskonferenz, die mit dem "synodalen Weg" eine strukturierte Reformdebatte von Klerikern und Laien gehe und jüngst mit der Wahl von Beate Gilles erstmals eine Frau an der Spitze ihres Generalsekretariats stellte. Das Beispiel von Ordensfrauen ermutige und stärke in den gemeinsamen Bemühungen um Reformen. Auf internationale Vernetzung wies die kfbö etwa im Blick auf die Weltunion WUCWO (world union of catholic women's organisations; www.wucwo.org) hin.
Den dringendsten Reformbedarf auf gesellschaftlicher Ebene sieht die Katholische Frauenbewegung gegenwärtig bei der Bewertung und Verteilung von Arbeit. "Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie sind bestehende Missstände schärfer den je hervorgetreten", beklagte Angelika Ritter-Grepl. Die Last der Krise sei vor allem Frauen aufgeschultert worden. Die meist unbezahlte "Care-Arbeit" wie Kinderbetreuung, familiäre Versorgung oder häusliche Pflege müsse aufgewertet und geschlechtergerecht verteilt werden, urgierte die kfbö: "Frauen wie Männer brauchen die Chance, sich gleichermaßen am Erwerbsarbeitsmarkt zu beteiligen und Einkommen zu lukrieren. Bezahlte wie unbezahlte Arbeit müssen Frauen und Männern in gleichem Maße zugänglich sein."
Kfbö fordert "Mehr für Care"
Als Unterstützerin der Initiative "Mehr für Care" sprach sich die Katholische Frauenbewegung für nachhaltige Investitionen des Staates in den Care-Sektor aus und forderte ein "feministisches Konjunkturpaket", das dazu beitragen soll, die gegenwärtige Krise solidarisch zu bewältigen. Dazu gehöre, über Steuerpolitik für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.
In ihrer jährlichen Sommerstudientagung im Juli will sich die kfbö unter dem Titel "WomEn are the change" mit Facetten des notwendigen Wandels in Kirche wie Gesellschaft befassen. Die globale Dimension eines notwendigen "Systemwandels" auf sozialer, ökonomischer wie ökologischer Ebene bearbeitet die Katholische Frauenbewegung alljährlich im Rahmen ihrer entwicklungspolitischen "Aktion Familienfasttag".
Am 9. März lädt sie anlässlich des Internationalen Frauentags gemeinsam mit Oikokredit Austria und dem "Frauen*zentrum ega" zu einem Webinar über "Wirtschaftliches Empowerment von Frauen im globalen Süden" (Anmeldung: http://bit.ly/WirtschaftlichesEmpowerment)
Quelle: kathpress