Linzer Mariendom: Historische Aufarbeitung von Frauenbildern
Obwohl der Linzer Mariendom mit der Gottesmutter Maria einer Frau gewidmet ist, spielen Frauen in den Bildern und kunstvoll gestalteten Fenstern nur eine marginale Rolle. Zu diesem Ergebnis ist eine wissenschaftliche Untersuchung von Studierenden der Katholischen Privat-Universität Linz unter Leitung der Kunsthistorikerin Anna Minta und der Theologin Martina Resch gekommen. Frauen seien in den Bildnissen "immer kleiner als die Männer und immer in der zweiten Reihe" zu sehen, erläuterte Minta in den Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) am Dienstag. Die Ergebnisse der historischen Aufarbeitung veröffentlichen die Wissenschaftlerinnen nun gemeinsam mit der Diözese Linz in Form der Broschüre "Licht.Schatten.Dasein", die am Internationalen Frauentag (8. März) online präsentiert wird.
Laut der Ursprungsidee von Bischof Rudolph Hittmair im Jahr 1910 sollten die Bildfenster des Mariendoms Oberösterreichs "Land und Leute" zeigen. Die kunstvoll gestalteten Fenster zeigten jedoch nicht die Oberösterreicherinnen so, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt und gewirkt haben, sondern vor allem eine Masse "anonymer" Frauen in traditionellen Rollenbildern, so Minta. Namentlich genannt sind lediglich einige Gräfinnen oder Gattinnen von höhergestellten Männern, "die als Stifterinnen und Wohltäterinnen auftreten".
Trotz Industrialisierung, steigender Berufstätigkeit unter Frauen - allein das Arbeiterproletariat in den Tabakfabriken sei fast nur von Frauen gestellt worden - sei von der Realität des beginnenden 20. Jahrhunderts nichts zu sehen, merkte die Historikerin kritisch an. "In allen Fenstern, wo Frauen auftauchen, tun sie das in idealisierter Form. Die Bilder im Dom zeigen uns die Heilige Familie und die klassische Familie mit einer klaren Rollenverteilung", erläuterte Minta in den OÖN.
Die Online-Präsentation der Broschüre mit den Darstellungen von Frauenbildern im Linzer Mariendom wird am Montag um 12.30 Uhr live via www.ku-linz.at stattfinden (Anmeldung bis 5. März: office@ku-linz.at). Im Zuge der Präsentation hält u.a. die Historikerin Gabriella Hauch von der Universität Wien einen Impulsvortrag zum Thema Frauenforschungen mit dem Fokus auf Linz. Die Broschüre steht nach der Präsentation im Mariendom gratis zur Verfügung.
Der Bau des Linzer Mariä-Empfängnis-Dom in Linz wurde 1854 durch Bischof Franz Joseph Rudigier veranlasst. Am 1. Mai 1862 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach 62 Jahren Bauzeit wurde der Mariendom am 29. April 1924 von Bischof Johannes Maria Gföllner geweiht. Fertiggestellt wurde der neugotische Kirchenbau jedoch erst 1935.
Quelle: kathpress