Pöstlingbergkirche: Kunstprojekt von Valie Export präsentiert
Das vor fast genau einem Jahr von der Diözese Linz in Aussicht gestellte Projekt einer neuen Orgel für die Linzer Pöstlingbergkirche mit einer künstlerischen Ausgestaltung durch die Medien-und Performancekünstlerin Valie Export nimmt Gestalt an. Details dazu wurden am Dienstag auf dem Pöstlingberg in Linz präsentiert, 2023 soll das mit "Flügeln" versehene Instrument für das Linzer Wahrzeichen fertig sein. Für die erforderlichen 700.000 Euro wurden bereits intensiv Spenden gesammelt.
Die Freiburger Orgelbaustätte Späth sorgt für das Instrument, mit dem Konzept für die künstlerische Gestaltung betraut die Diözese die in Linz geborene 80-jährige Künstlerin von Weltrang. Export sagte der APA, sie habe sich für die Mitwirkung entschieden, weil sie als Kind den Pöstlingberg und die dortige Basilika - ein Linzer Wahrzeichen - so gerne gehabt habe: "Die Erinnerung daran hat mich verführt dazu. Den Orgelpfeifen eine Umgebung zu geben, ist eine spannende Aufgabe."
Als Teil der Gestaltung wählte Valie Export den Schriftzug "Wer begreift hat Flügel", auch die Schleierbretter, die den Leerraum zwischen den Pfeifen und dem Gehäuserahmen der Orgel verdecken, erinnern an Flügel. Mit der Aufschrift knüpfe sie "sowohl an die Verstandes- wie auch die Glaubensebene" an, wird die coronabedingt nicht persönlich auf dem Pöstlingberg präsente Künstlerin in den Presseunterlagen zitiert. Der Kirchenraum und das Instrument würden somit "mit unserem Denken und unseren Gedanken beheimaten, aber gleichzeitig auch darüber erheben".
Die Diözese Linz ist dafür bekannt, auf die Bedeutung und die Qualität eines Kirchenraumes mit der Wahl der Künstlerinnen zu reagieren. Seit 2000 wurden laut deren Auskunft fast 200 Kunstschaffende für Gestaltungen beauftragt.
Die alte Pöstlingberg-Orgel aus dem Jahr 1943 sei nicht mehr bespielbar gewesen, ein preisgünstiges digitales Instrument für das spätbarocke Linzer Wahrzeichen, die zweitgrößte Wallfahrtskirche Österreichs, wäre jedoch unpassend, meinte Siegfried Adlberger, Orgelreferent der Diözese Linz. Die Orgelbauwerkstätte Späth bekam den Auftrag für ein neues Instrument. Es wird mit drei Manualen und Pedal ausgestattet und in seiner Grunddisposition barock ausgerichtet sein. Ein kleines Schwellwerk erweitert die musikalischen Möglichkeiten in Richtung Romantik und dient einer optimierten Chorbegleitung", führte Orgelbauer Tilmann Späth aus. Bis auf ein Gebläse und die Beleuchtung am Spieltisch werde auch die neue rein mechanisch zu betätigen sein.
Die nötigen 700.000 Euro für die Neuanschaffung will die Pfarre mit Unterstützung von Diözese, Stadt, Land und Spendenaktionen aufbringen. Bisher wurden 430.000 Euro gesammelt. Auch Benefizkonzerte wie etwa am 12. Oktober mit den Florianer Sängerknaben sind geplant.
Künstlerin von Weltrang
Die Linzer "KirchenZeitung" hatte bereits vor einem Jahr von Verhandlungen der Diözese mit Valie Export berichtet. Die als Waltraud Lehner 1940 geborene, international renommierte und vielfach ausgezeichnete Künstlerin hatte in ihrer Kindheit, die sie in der oberösterreichischen Landeshauptstadt verbrachte, zur Pöstlingbergkirche wie auch zum Linzer Mariendom starke Bezüge, hieß es damals. Später trat sie allerdings aus der Kirche aus.
Auseinandersetzung mit Feminismus prägten bereits die frühen Arbeiten von Valie Export - ein Name, mit dem sie eine bekannte Zigarettenmarke adaptierte und als Kritik an patriarchal-kapitalistischen Zuschreibungen verstand. Eine ihrer bekanntesten und provokantesten, bis heute geläufigen Aktionskunstprojekte war das "Tapp- und Tastkino", das sie gemeinsam mit ihrem damaligen Partner Peter Weibel auf offener Straße realisierte: Über ihren nackten Brüsten trug Valie Export dabei einen Kasten mit zwei Öffnungen, durch die Passanten Berührungen durchführen konnten.
Die Stadt Linz erwarb 2015 das Archiv der heute in Wien lebenden Künstlerin und eröffnete 2017 in der Tabakfabrik Linz das "Valie Export Center", wo der Vorlass von Valie Export bearbeitet, erforscht, kontextualisiert und vermittelt wird. Ausgezeichnet wurde die Ehrendoktorin der Kunstuniversität Linz u.a. mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2005) und dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2010). (www.valieexportcenter.at)
Quelle: kathpress