Lackner zu Beihilfe zum Suizid: "Wir können unmöglich schweigen"
Das vieldiskutierte Urteil des Verfassungsgerichtshofes über assistierten Suizid beschäftigt den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, den Salzburger Erzbischof Franz Lackner, auch in seinem diesjährigen Fastenhirtenbrief: "Wir können unmöglich schweigen", merkte er dazu im Anschluss an die vielstimmige Kritik an dem VfGH-Erkenntnis aus den Reihen der Kirchen an. Der Erzbischof rief im Hinblick auf die nun bevorstehende gesetzliche Ausgestaltung dazu auf, sich im je eigenen Bereich mit sachlichen Argumenten in den Diskurs einzubringen: "Die Kirche betreibt nicht wenige Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Seniorenwohnheime." Gerade diese Orte seien besonders gefordert, sich für ein menschenwürdiges Sterben einzusetzen, so Lackner in seinem am Dienstag veröffentlichten Schreiben.
Die Fastenzeit mache die Endlichkeit irdischen Lebens im Lichte des Glaubens je neu bewusst, zugleich poche die Kirche auf den Wert des menschlichen Lebens von seinem Anfang bis zum Ende hin. Besonders das Sterben - als natürlicher Teil menschlichen Lebens - werde allzu leicht verdrängt, stellte der Erzbischof fest. Es gelte, die Würde des Menschen an seinem Ende zu wahren und sich um eine "neue Kultur des Lebens" zu mühen. In Hinblick auf den im Dezember getroffenen VfGH-Entscheid - das Verbot der Mitwirkung am Selbstmord wurde darin als verfassungswidrig aufgehoben - hielt Lackner fest, dass sich die Kirche auch im Gesetzwerdungsprozess einbringen werde. Er warnte vor dem Hintergrund der Lage in anderen EU-Ländern vor weiteren Liberalisierungsbestrebungen: "Die Zulassung des assistierten Suizids war immer nur der Anfang."
Dabei sei klar: "Niemand soll mit Schmerzen sterben müssen", wie Lackner weiter betonte. Krankenhäuser und Institutionen in christlicher Trägerschaft, wie auch Palliativ- und Hospizstationen müssten Menschen am Lebensende mit bestmöglicher fachlicher und menschlicher Zuwendung begleiten können. Für die geforderte Aufmerksamkeit allen Betroffenen gegenüber brauche es Verständnis und "beherzte wie sachkundige Hilfestellungen". Der Salzburger Erzbischof plädierte für einen weiteren Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung. Im kirchlichen Bereich gebe es hier bereits "leuchtende Zeichen einer christlich verstandenen Humanität".
"Hoffnung für jeden Sterbenden"
Die alte Tradition, um eine gute Sterbestunde zu beten, solle neu ernst genommen werden und in der Liturgie einen fixen Platz einnehmen, regte Lackner an. Auch Jesus habe sich immer wieder allein zum Gebet zurückgezogen, um sich auf sein Ende einzuüben. Kirche als die Gemeinschaft der Gläubigen sei gefordert, stellvertretend für andere und für sich selbst um Beistand zu bitten, schrieb Lackner. Hoffnungszeichen für jeden Sterbenden seien die Worte Jesu an den neben ihm gekreuzigten Schächer: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23, 43).
Gottesdienst und Gebet für Corona-Tote
Erzbischof Lackner feiert am Aschermittwoch um 19 Uhr die Aschermittwochliturgie im Salzburger Dom. Der Aschenritus wird dabei heuer "wortlos und ohne Berührung" gespendet, wie die vatikanische Gottesdienstkongregation weltweit festgelegt hat. Das heißt, die Gläubigen erhalten kein Aschenkreuz auf die Stirn, sondern es wird die Asche auf das Haupt gestreut. Neu ist auch, dass es beim diesjährigen Gottesdienst eine eigene Fürbitte für alle an Corona Verstorbenen geben wird. Dies geschieht im Rahmen einer europaweiten Gebetsinitiative, die auf Anregung des Rats der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) stattfindet. An jedem Tag der Fastenzeit wird in anderen Ländern besonders für die an Corona Verstorbenen gebetet. Österreich macht gemeinsam mit Albanien am Aschermittwoch den Anfang.
Der Fastenhirtenbrief von Erzbischof Lackner wird am ersten Fastensonntag in allen Salzburger Pfarrkirchen verlesen.
Quelle: kathpress