Linzer Pastoralamtsleiterin: "Corona brachte Qualitätsschub"
Die Corona-Pandemie hat für die Seelsorge der katholischen Kirche einen Qualitätsschub gebracht: Es sei klar geworden, dass nur jene Angebote funktionieren, die eine gutes Niveau besitzen, egal ob es sich dabei um Streaming-Gottesdienste oder Stationen in Pfarren handle. Das hat Gabriele Eder-Cakl, Pastoralamtsleiterin der Diözese Linz, in einem Interview für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche" erläutert. Die Theologin ist seit 2017 als Direktorin des Pastoralamts der Diözese Linz tätig und damit u.a. für die Planung der diözesanen Seelsorge zuständig. Eder-Cakl ist zudem im Leitungsteam für den "Zukunftsweg" der Diözese Linz.
Die seit rund einem Jahr andauernde Corona-Krise hätte neben positiven kreativen pfarrlichen Angeboten auch aufgezeigt, wie weit die Säkularisierung bereits fortgeschritten sei. "Das schreckt mich nicht, weil ich einerseits seit vielen Jahren die Entwicklung verfolge - und andererseits merke, dass es uns auch kreativ macht. Die Social-Media-Seelsorge ist hier ein wesentlicher Punkt", meinte dazu Eder-Cakl, die als Pastoralamtsleiterin das höchste Amt, das für eine Frau auf diözesaner Ebene möglich ist, bekleidet.
Wichtig seien unterschiedliche pastorale Zugänge - wie traditionelle Gottesdienste und Social-Media - nicht gegeneinander auszuspielen, mahnte die Pastoralamtsleiterin. Sie verwies dabei auf den Prager Priester und Theologen Tomas Halik, der betone, "dass wir alle von verschiedenen Seiten auf dieselbe Bergspitze hinaufsehen, auf denselben Gott". Die große Herausforderung bleibe eher, "wie wir in Zukunft Gemeinschaft leben können", so die Theologin.
"Kirche war und ist da"
"Vielleicht hat man große Aktionen erwartet, aber wir waren und sind da", antwortete Eder-Cakl auf den Eindruck, dass die Kirche seit der Corona-Krise verschwunden sei. Die Diözese Linz habe etwa digitale Schulungen angeboten, um Seelsorger aus "ihren Kokons" zu holen; Betriebsseelsorger hätten über Videokonferenzen Kontakt zu "ihren Leuten" aufgenommen und die Katholische Jugend habe sich auf Social-Media-Seelsorge spezialisiert. "Alle Seelsorgerinnen und Seelsorger - egal ob Priester oder Laientheologinnen - haben das gemacht, was für sie möglich war."
Die Befürchtung, dass es im Zuge der gestreamten Gottesdienste und der damit einhergehenden Konzentration auf den Priester zu einer "Reklerikalisierung" kommen könnte, teilt Eder-Cakl daher nicht. Wichtiger ist für sie davon abzukommen, sich bei der Seelsorge nur auf die Gottesdienste zu konzentrieren: "Was die Menschen in den letzten Monaten am dringendsten gebraucht haben, waren Kontakt, Zuspruch, die Gewissheit: Da ist jemand!"
Auch wenn seit 7. Februar unter strengen Hygieneauflagen wieder Gottesdienste möglich seien, gebe es einige Gläubige, die vorsichtig bleiben, weiterhin Fernsehgottesdienste oder Hauskirche nutzen und während der Woche in die offene Kirche gehen würden. "Es ist deshalb auch ganz wichtig, dass die Kirchen immer offen sind", meinte die Theologin.
Seelsorge besonders gefordert
Speziell in Krankenanstalten seien die Seelsorger nicht nur wichtige Begleiter für Kranke und Sterbende, sondern auch Bindeglieder zu den Angehörigen sowie Betriebsseelsorger für das Pflegepersonal und Ärzte. "Was man im letzten Jahr auch gemerkt hat, ist, wie wichtig Trauergottesdienste für die Hinterbliebenen sind", so Eder-Cakl.
Auch die Telefonseelsorge sei überdurchschnittlich angefragt und gefordert gewesen. So habe es etwa doppelt so viele Anrufe und viermal so viele Chatberatungen gegeben, sowohl in der Diözese Linz als auch in ganz Österreich, berichtete die Theologin.
Quelle: kathpress