Weihbischof Turnovszky: Asylpolitik braucht Gewissen, nicht Populismus
Der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky hat an die Bundesregierung appelliert, 100 Flüchtlingsfamilien mit positivem Asylbescheid von Griechenland nach Österreich zu holen. Zugleich warnte Turnovszky davor, sich nur an Mehrheitsmeinungen zu orientieren: "Wenn in einer Demokratie oder in der Kirche von den Oberen nur noch auf das geachtet wird, was die Mehrheit wünscht, wird es brandgefährlich, denn dann regiert der Populismus anstatt des Gewissens!" Der Wiener Weihbischof äußerte sich in einem Gastkommentar in der aktuellen Ausgabe der "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN).
Für Christen müsse der Maßstab das Evangelium sein. Dieses biete freilich keine einfachen Antworten, "sondern eine herausfordernde Botschaft der universalen Liebe". Von daher würden sich die beiden einfachen Antworten "Jeder ist willkommen" und "Keiner darf rein" von selbst verbieten. Vor allem aber verbiete es sich, wegzuschauen und zu meinen "Das geht uns nichts an".
Was es bräuchte, sei eine weltweite UN-Agenda zum Umgang mit dem Thema Migration, so Turnovszky weiter: "Wir leben in einer globalisierten Welt, da darf man sich nicht wundern, wenn Wanderungsbewegungen, die es in der Geschichte immer gegeben hat, beschleunigt werden. Als Teil dieser Welt kommen wir um das Thema nicht herum. Und in Österreich bräuchten wir stark verbesserte Programme zur Integration."
In Österreich gebe es bereits zahlreiche Initiativen im kirchlichen und gesellschaftlichen Bereich, die bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen, auch konkret bei jenen von den griechischen Inseln, helfen wollten, so der Bischof. Gleichzeitig müsse alles getan werden, dass es menschenwürdige Bedingungen in Flüchtlingslagern gibt, sei es in Griechenland, Syrien oder wo auch immer.
Die beste Hilfe für Menschen bestehe freilich darin, "dass sie erst gar nicht gezwungen sind, ihre bisherige Heimat zu verlassen". Jeder Einzelne, jedes Land und die ganze Staatengemeinschaft könne und müsse dabei mithelfen - "noch viel mehr als bisher", so Turnovszky.
Quelle: kathpress