Schönborn: Erich Leitenberger war ein "Mann des Wortes"
Als "Mann des Wortes" hat Kardinal Christoph Schönborn den katholischen Publizisten und Kirchenmann Erich Leitenberger gewürdigt. Dem am 18. Jänner im 77. Lebensjahr verstorbenen langjährigen Kathpress-Chefredakteur und Sprecher der Erzdiözese Wien sei das schwierige Kunststück gelungen, die Kirche zu vertreten und gleichzeitig über sie objektiv zu berichten, sagte der Erzbischof am Mittwoch im Wiener Stephansdom bei der Trauerfeier. 50 Vertreter aus der katholischen Kirche, der Ökumene, von Berufskollegen und Familienangehörigen waren zu dem Requiem unter strengen Corona-Maßnahmen zugelassen, über 250 verfolgten es via Livestream mit.
Leitenberger habe keine Hofberichterstattung betrieben, sondern sei in seiner journalistischen Tätigkeit "unbestechlich und unaufgeregt" gewesen und habe größten Wert auf Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit gelegt, betonte Schönborn. Diese Schwerpunktsetzung habe ihm einen "aufrechten Gang" verliehen und ihn dazu befähigt, selbst in den "vielen Stürmen, die die Kirche in den Jahren seines Wirkens durchlaufen hat", loyal zu ihr zu bleiben. Dass Leitenberger in kritischen Situationen auf die Sachlichkeit rekurriert habe, habe er selbst, so der Kardinal, als "großes Geschenk" erlebt.
Als vorbildhaft bezeichnete Schönborn auch die "ehrliche und gelebte Bescheidenheit" seines ehemaligen Sprechers und Ratgebers. Charakteristisch für Leitenberger sei es gewesen, im Hintergrund zu bleiben und etwa bei wichtigen Gottesdiensten stets im hinteren Bereich unter den Menschen mit gezücktem Notizblock zu stehen, "nicht in der ersten Reihe", so der Kardinal. Auch sei ihm jeglicher Sensationsjournalismus "absolut fremd" gewesen. Die Bescheidenheit, seine Verlässlichkeit und sein "unfassbares Wissen", mit dem er in seinen Texten Zusammenhänge darstellte, habe seine hohe Glaubwürdigkeit und Ansehen unter Journalistenkollegen grundgelegt.
Ein "großes Element" in Leitenbergers Wirken war schließlich auch sein leidenschaftlicher Einsatz für die Ökumene. Bis zu seinem plötzlichen Tod habe er - zuletzt in seiner Pension als ehrenamtlich tätiger Pressesprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und der Stiftung "Pro Oriente" -ebenso "leidenschaftlich unaufgeregt mit höchster Kompetenz die Beziehung zu den anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften gelebt, gesucht und in seinen Berichten auch bekanntgemacht", hob Schönborn hervor. Damit habe er "unglaublich viel Gutes gewirkt".
Auch persönlich sei er seinem früheren Sprecher überaus freundschaftlich verbunden gewesen, sagte Schönborn, der hier u.a. gemeinsame Feiern des Heiligen Abends erwähnte. Das Abschiednehmen werde von allen zu früh empfunden, "weil die Freundschaft mit Erich Leitenberger ein so stabiles Element war", so der Erzbischof. Er vertraue darauf, dass Leitenberger bei Gott sei.
Trauergäste aus Ökumene und Kirche
Gemeinsam mit Schönborn standen auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer und Domdekan Rudolf Prokschi dem Trauergottesdienst vor. Weitere Mitfeiernde waren u.a. die Bischöfe Maximilian Aichern und Helmut Krätzl, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic), der koptische Bischof Anba Gabriel, der armenische Bischof Tiran Petrosyan, der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner, der anglikanische Bischofsvikar Patrick Curran, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin und der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura und der frühere evangelische Superintendent Hansjörg Lein. Der russisch-orthodoxe Bischof Aleksij konnte kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen.
Die Leiterin des Kardinal-König-Archivs, Annemarie Fenzl, las die Lesung, während die Fürbitten u.a. von Leitenbergers Nachfolger bei der Kathpress, Paul Wuthe, seiner früheren Sekretärin Maria Jost, Aktion-Leben-Präsidentin Gertraude Steindl und Alfons Kloss, früherer Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl und nunmehriger Präsident der Stiftung Pro Oriente, vortrugen. Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura sprachen am Ende des Trauergottesdienstes gemeinsam ein orthodoxes Totengebet (Panichida), das mit dem Gesang "Ewiges Gedenken" schloss.
Beerdigung im kleinsten Kreis
Erich Leitenberger ist am 18. Jänner in Wien an Herzversagen verstorben. Er stand im 77. Lebensjahr. Sein Leichnam, der während des Requiems im Dom aufgebahrt war, wurde im Anschluss nach Salzburg überstellt, wo am Freitag das Begräbnis im engsten Kreis seiner Angehörigen stattfindet. Wie es hieß, wird es auch einen öffentlich zugänglichen Gedenkgottesdienst geben, sobald es die Corona-Lage erlaube.
Leitenberger wurde am 7. August 1944 in Wien geboren und war vor Eintritt in den kirchlichen Dienst von 1967 bis 1974 Redakteur bei der Tageszeitung "Die Presse". 1974 bestellte ihn Kardinal Franz König zum Pressereferenten bzw. Pressesprecher der Erzdiözese Wien; diese Aufgabe hatte Leitenberger - mit Unterbrechung von 1996 bis 1999 - bis zum Mai 2011 inne. Von 1981 bis 2009 war er zudem Chefredakteur der Katholischen Presseagentur "Kathpress" und in dieser Funktion zugleich Pressereferent der Österreichischen Bischofskonferenz. Die Republik würdigte seine Verdienste u.a. mit der Verleihung des Titels "Professor" sowie mit dem "Großen Ehrenzeichen". Kirchlich wurde er mit dem päpstlichen Gregoriusorden ausgezeichnet.
Nach Beendigung seiner hauptamtlichen Tätigkeiten übernahm der ausgewiesene Experte für die vielfältige kirchliche Situation im Nahen und Mittleren Osten im Jahr 2011 ehrenamtlich die Pressearbeit bei der Stiftung "Pro Oriente". Darüber hinaus fungierte Leitenberger über viele Jahre und bis zuletzt auch als Pressesprecher des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich, dessen Vorstand er angehörte. Neben vielen weiteren Tätigkeiten war er u.a. auch Vizepräsident der Kardinal-König-Stiftung und Presseverantwortlicher des Katholischen Laienrats Österreichs.
Quelle: kathpress