Graz: Feldversuch zu christlich-islamischem Religionsunterricht
Mit 1. Februar startet ein Projekt der Uni Graz zu christlich-islamischem Religionsunterricht in Form von Teamteaching. Geleitet wird es von Prof. Wolfgang Weirer, Religionspädagoge an der Katholisch-Theologischen Fakultät, und finanziert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF. Ziel sei es, die Möglichkeiten und Grenzen einer solchen, Religionsgrenzen überschreitenden Zusammenarbeit zu erforschen, wie Weirer am Montag gegenüber Kathpress mitteilte.
Muslimische und katholische Kinder werden für einige Schulstunden von ihren jeweiligen Religionslehrkräften gemeinsam unterrichtet. "Die PädagogInnen sind in diesem Setting nicht nur VertreterInnen des jeweiligen Glaubens, sondern auch 'role models' hinsichtlich der Kommunikation zwischen den Religionen", erklärte der Theologieprofessor. Die Schülerinnen und Schüler könnten dabei in einem geschützten Umfeld von ihren individuellen religiösen Erfahrungen erzählen. Das würde auch dem Unterricht in anderen Gegenständen dienen, "denn Vorurteile gegenüber anderen Kulturen und Konfessionen erschweren oftmals ein konstruktives Arbeiten", wie Weirer aus Erfahrung weiß.
Der FWF fördere das Projekt mit knapp 400.000 Euro für drei Jahre. Anhand der Ergebnisse sollen unter anderem Lehr- und Lerntheorien entwickelt werden, die in die jeweilige Religionspädagogik-Ausbildung einfließen. Das von Weirer geleitete Team der Universität Graz untersucht auch weitere Aspekte interreligiöser Bildung, etwa die rechtlichen Möglichkeiten glaubensübergreifender Kooperationen in Schulen, Kompetenzen und Einstellungen von Fachlehrkräften sowie Lernvoraussetzungen von Schülern für die Begegnung mit Menschen anderer Religionen.
Weirer nahm gegenüber Kathpress auch Bezug auf aktuelle Ereignisse: "Wiener Kinder gehen auf die Straße, um die Abschiebung ihrer Klassenkollegin zu verhindern. Diese Aktion vergangene Woche zeigt einmal mehr, wie wichtig Schulen als Orte der Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen ethnischen, kulturellen und meist auch religiösen Hintergründen sind", betonte der Theologe. Es sei wichtig, "hier anzusetzen und offen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sprechen." In weiterer Folge könnten dann auch Vorurteile in der Gesellschaft abgebaut werden.
Quelle: kathpress