Leitenberger-Tod: Weitere Würdigungen aus aller Welt
Auch gut eine Woche nach dem Tod Erich Leitenberger reißen die Würdigungen und Nachrufe auf den am 18. Jänner in Wien verstorbenen früheren Kathpress-Chefredakteur und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien nicht ab. Leitenberger verstarb im 77. Lebensjahr an Herzversagen. Das Requiem findet am Mittwoch, 3. Februar, um 15 Uhr im Wiener Stephansdom statt. Kardinal Christoph Schönborn wird dem Gottesdienst vorstehen, für den strenge Corona-Sicherheitsmaßnahmen gelten.
Die Teilnahme vor Ort ist nur mit persönlicher Einladung möglich. Der Trauergottesdienst soll aber via Livestream (auf dem Youtube-Kanal der Erzdiözese Wien) übertragen werden. Das Begräbnis wird dann im engsten Kreis in Salzburg stattfinden. Sobald es die Corona-Vorschriften erlauben, wird es aber auch einen öffentlich zugänglichen Gedenkgottesdienst geben.
Zu den zahlreichen Ämtern, die Leitenberger bis zuletzt innehatte, gehörte u.a. das Amt eines Stiftungsrates der Stiftung "Zusammenleben" (Living together in a New Europe). Seit 2007 habe Leitenberger die Arbeit der Stiftung zur Förderung des Verständnisses zwischen den verschiedenen Kulturkreisen in Europa unterstützt, teilte diese in ihrem Nachruf mit. Der Verstorbene habe sich mit seinen Expertisen, seiner langjährigen Erfahrung als Journalist, Pressesprecher dreier Kardinäle von Wien und der Stiftung Pro Oriente insbesondere dem Aufbau und dem gegenseitigen Kennlernen der Kirchen des Westens und des Ostens in Österreich und Mitteleuropa gewidmet.
"Sein tiefer Glaube als bekennender Katholik und seine Liebe zur Spiritualität des orthodoxen Christentums haben ihm bei allen, die ihn kennenlernen durften, Freundschaft und Anerkennung gebracht", hieß es wörtlich in dem Schreiben, das von der Stiftungsvorsitzenden Renate Wohlwendt und weiteren Stiftungsräten gezeichnet ist.
Serbisch-orthodoxe Kirche trauert
Tief betroffen hat sich auch der serbisch-orthodoxe Bischof von Österreich, Andrej (Cilerdzic), geäußert. Leitenberger habe nicht nur seiner katholischen Kirche, sondern auch der orthodoxen Kirche "selbstaufopfernd und überzeugend bis zum Ende gedient". Als enger Freund der orthodoxen Kirche habe Leitenberger diese stets unterstützt. Er sei eine absolut verlässliche, glaubwürdige und objektive Informationsquelle für all jene gewesen, die sich für die orthodoxe Kirche in Österreich und weltweit interessieren. Der Bischof hob Leitenbergers umfassendes fachliches Wissen und seine Sensibilität für schwierige Situationen in den Kirchen hervor.
Bischof Andrej würdigte zugleich Leitenbergers ökumenisches Engagement: Die Beziehungen der römisch-katholischen Kirche zur Orthodoxie seien ihm ein großes Anliegen gewesen. "Prof. Leitenberger war eine hervorragende Persönlichkeit, ein großer Visionär der interkirchlichen Beziehungen. Er hatte die besondere Gabe, Brücken zwischen gläubigen Menschen aufzubauen", so der Bischof wörtlich.
Ratgeber für russische Bischöfe
Der für Österreich zuständige russisch-orthodoxe Bischof Aleksij (Zanockin) hatte bereits vor einigen Tagen seine Betroffenheit und Anteilnahme zum Tod Erich Leitenbergers öffentlich bekundet. Nun veröffentlichte die Russisch-orthodoxe Kirche in Österreich auf ihrer Website nochmals eine Würdigung des Verstorbenen. Als tief gläubigem Christen habe Leitenbergers große Zuneigung "den orthodoxen Kirchen des Ostens gegolten und insbesondere der Russisch-orthodoxen Kirche mit ihrer Jahrtausende alten Spiritualität und Tradition, der Schönheit ihrer Gesänge und der Mystik der göttlichen Liturgie, die er, obwohl katholisch, an allen Hochfesten besuchte".
Leitenberger habe sich stets für die Förderung des Verständnisses zwischen den verschiedenen Kulturkreisen in Europa eingesetzt und sich insbesondere dem Aufbau und dem gegenseitigen Kennlernen der Kirchen des Westens und des Ostens in Österreich und Mitteleuropa gewidmet. Er habe zudem die russisch-orthodoxen Bischöfe von Wien - Hilarion, Pavel, Tichon und nun auch Bischof Aleksij - u.a. in ihrer Arbeit mit den österreichischen Behörden oder mit Presseaussendungen über das kirchliche Leben unterstützt. Stets habe Leitenberger dem jeweils neuen Bischof geholfen, "mit anderen christlichen Kollegen und Organisationen in ganz Österreich bekannt zu werden und er hat gegenseitige Kontakte ermöglicht".
Trauer in Slowenien
Erich Leitenberger sei ein guter Freund der slowenischen katholischen Medien gewesen. Das betonte Janez Gril, ehemaliger Chefredakteur und Direktor der slowenischen Wochenzeitung "Druzina" (Die Familie), in einem Nachruf. Er erinnerte an die Zeit des Kommunismus, als Kathpress-Nachrichten für die Redaktion und Leserschaft von "Druzina" eines der wenigen Tore zur freien Welt waren. Aufgrund der Informationen aus der christlichen Welt habe sich "Druzina" zu dieser Zeit stark von anderen slowenischen Medien unterschieden, die sehr darauf achteten, keine positiven Nachrichten über die Kirche zu veröffentlichen. Der Beachtung, die andererseits Kathpress auch auf Länder wie Slowenien legte, sei es zudem zu verdanken gewesen, dass die kommunistischen Behörden nicht strenger gegen katholische Journalisten vorgingen, da sie die internationale Aufmerksamkeit fürchteten.
Nicht wenige jüngere slowenische Journalisten hätten zudem auf Initiative Leitenbergers und mit seiner Hilfe eine Berufsausbildung in Wien und anderswo erhalten. Gril: "Kathpress war immer ein Ort für Nachrichten aus dem Leben der katholischen Kirche und anderer Kirchen in Slowenien."
Leitenbergers Tod sei ein großer Verlust für die katholischen Medien in Österreich und in Slowenien. Nachsatz: "Gleichzeitig ist es jedoch eine Verpflichtung, dort fortzufahren, wo er aufgehört hat - im Streben nach Vernetzung, Zusammenarbeit, besserem Wissen und gegenseitiger Unterstützung. Das brauchen wir alle, insbesondere kleine Nationen."
Internationaler Experte
Wolfgang Danspeckgruber, Leiter des Liechtenstein Institute on Self-Determination an der US-amerikanischen Princeton University, zeigte in seinem Nachruf eine weitere Facette Leitenbergers auf, der sich seit 2009 am universitären "Program on Religion, Diplomacy and International Relations" beteiligte.
Leitenberger sei ein außergewöhnlicher Experte für kirchliche Angelegenheiten mit einem brillanten und schnellen Verstand gewesen. Er sei zudem nicht nur ein unermüdlicher Verfechter der ökumenischen Beziehungen zwischen Ost- und Westkirche, sondern auch zwischen dem Christentum und anderen Religionen wie dem Judentum und dem Islam gewesen.
Leitenberger war laut Danspeckgruber auch ein bemerkenswerter Lehrer, bei dem profundes Wissen immer mit großer Freundlichkeit und Offenheit einhergingen. Er habe es verstanden, zusammenhängende Perspektiven über Jahrhunderte und Kontinente hinweg aufzuzeigen. Beeindruckend sei auch stets gewesen, wie es Leitenberger verstanden habe, mit unterschiedlichen religiösen und ethischen Überzeugungen umzugehen.
Quelle: kathpress