Diözese Gurk: Ökumene Gegenteil von "Gleich-Machen"
Eine Ökumene im Sinne einer Zusammenlegung oder eines "Gleich-Machens" ist weder zielführend noch wünschenswert. Vielmehr muss das Gemeinsame gestärkt werden, dazu gehört es auch unterschiedliche Positionen auszuhalten und als Bereicherung zu sehen: Dieses Fazit haben Bischofsvikar Engelbert Guggenberger und die evangelische Pfarrerin i. R. Lydia Burchhardt gezogen. Im Rahmen eines Dialogabends zum Thema "Ökumene auf dem Prüfstand - was die Kirchen heute noch trennt" zeigten sich Guggenberger und Burchhardt einig, dass die Unterschiede der christlichen Kirchen keine automatische Trennung bedeuten müssten. Die Veranstaltung fand am Donnerstag im Rahmen der ökumenischen "Gebetswoche für die Einheit der Christen" statt und wurde via Live-Stream übertragen.
Guggenberger und Burchhardt würdigten das gute Miteinander der christlichen Kirchen in Kärnten und die Tatsache, "in wichtigen Fragen der Gesellschaft wie z. B. in der Flüchtlingsfrage als eine Kirche aufzutreten und mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen".
In Kärnten gebe es zwischen den Kirchen "eine verlässliche Basis der Kommunikation" und einen fairen und wertschätzenden Umgang miteinander, strich der Bischofsvikar hervor. Gemäß dem Motto "Versöhnte Verschiedenheit" müsse man dabei vor allem der Tatsache Platz lassen, "dass man eben verschieden ist", so der Vorsitzende der ökumenischen Kontaktkommission der Diözese Gurk.
Er selbst schätze und bewundere die evangelische Kirche wegen ihres unverstellten Zugangs zu den weltlichen Wirklichkeiten und ihres gekonnten Einbringens in die gesellschaftspolitische Dimension, sagte Guggenberger. In diesem Zusammenhang erinnerte der Bischofsvikar daran, dass die Katholische Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil fünf Punkte der Evangelischen Kirche übernommen habe und daran gewachsen sei: den Gebrauch der Volkssprache in der Liturgie, die große Bedeutung der Bibel, das Bild von Kirche als "communio" (Gemeinschaft), die Sicht von Kirche als "Ecclesia semper reformanda", also einer sich stets erneuernden Kirche, sowie das Verständnis des Amtes als Dienst.
Bei Themen, die die beiden Kirchen weiterhin voneinander trennen, geht es laut Bischofsvikar Guggenberger um Toleranz und Fragen wie: "Wie viel Trennendes halten wir aus? Wie viel Verschiedenheit darf sein, um trotzdem versöhnt zu sein? Wie viel kann ich dem anderen an Anderssein zugestehen?" Pluralität sei "Realität unserer Welt". Daher gebe es auch zwischen den christlichen Kirchen ebenso wie innerkirchlich mehrere Meinungen, von denen man durchaus auch lernen könne, so Guggenberger. Auch Burchhardt betonte, dass "Verschiedenheit nichts Defizitäres, sondern etwas Bereicherndes ist".
(Eine Aufzeichnung des Dialoggesprächs findet sich unter www.kath-kirche-kaernten.at, https://www.facebook.com/internetkathkirchekaernten.)
Quelle: kathpress