"Weltgebetstag gegen Menschenhandel" am 8. Februar
Die Kirche begeht am 8. Februar zum siebten Mal den von Papst Franziskus 2015 eingeführten "Weltgebetstag gegen Menschenhandel". In der Wiener Michaelerkirche findet dazu am 8. Februar von 10 Uhr bis 17 Uhr die "Aktion offene Kirche gegen Menschenhandel" statt, bei der "Solwodi Österreich" Anregungen zum Gebet und Informationen über Menschenhandel anbieten wird. Um 18:30 Uhr feiert zudem Weihbischof Franz Scharl in der Missio-Kaplle einen Gottesdienst, der per Livestream übertragen wird (www.missio-live.at). Der Verein "Solwodi Linz" und die Salvatorianerinnen organisieren in der Linzer Ignatiuskirche um 18 Uhr einen Gebetsabend. Unter dem Motto "Der stumme Schreib am Sklavenmarkt Europas" laden die Initiatoren zum Entzünden von Kerzen für Betroffene ein.
Die anhaltende Corona-Krise zeigt die äußerst prekäre Lage von Menschen in der Prostitution und prekären Arbeitsverhältnissen auf. Sie seien die Ersten gewesen, die die coronabedingte Wirtschaftskrise getroffen hätte, mahnt die Ordensfrau Sr. Anna Mayrhofer im Kathpress-Gespräch. Die Leiterin von "Solwodi Österreich" beobachtet aktuell eine Verschlimmerung bei irregulären Beschäftigungsverhältnissen sowie bei Fällen von Arbeitsausbeutung. "Auch in Zeiten der Corona-Krise findet Menschenhandel und Ausbeutung weiterhin statt."
"Zu uns kommen Frauen, die weder in das Kurzarbeitsmodell fallen, noch Förderungen erhalten, oder in Abhängigkeitsverhältnissen zu ihrem Arbeitgeber stehen", so Sr. Mayrhofer. Aktuell gebe es auch Fälle schwangerer Frauen, die ihre irregulären Arbeitsplätze verloren hätten oder sich aus ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen befreien konnten, berichtet die Ordensfrau der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens.
Kritik am Umgang mit Prostituierten während der Corona-Pandemie kommt auch von der Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl. Der "Tatbestand Menschenhandel" und dessen vielfachen Verstrickungen und Auswirkungen - auch in der Prostitution - werde auch in der Corona-Krise tabuisiert, mahnt die Ordensfrau. Schlackl leitet die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in Oberösterreich". Betroffene hätten große Angst, sich an Hilfsorganisationen zu wenden. Selbst in Zeiten der wirtschaftlichen Krise sei der Ausstieg schwer, so die Gründerin des Vereins "Solwodi Österreich".
Die Formen der "modernen Sklaverei" durch Menschenhandel sind in Europa weitgehend unsichtbar. Der Umsatz der "Ware Mensch" wird von Sr. Schlackl auf jährlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar geschätzt. Jedes Jahr würden mehr als 2,4 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel und müssten die schlimmsten Formen wirtschaftlicher wie auch sexueller Ausbeutung erfahren. "Man kennt zwar in etwa die Zahlen, aber die Menschen dahinter bleiben unsichtbar", so Sr. Schlackl. Das kriminelle System mit unzähligen Netzwerkpartnern nennt sie "gnadenlos und ertragreich", die Situation für das Individuum "aussichtslos".
Sexuelle Ausbeutung sei die häufigsten identifizierte Form des Menschenhandels (79 Prozent), gefolgt von Zwangsarbeit (18 Prozent), so der Globale Bericht des UNODC (Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung) über Menschenhandel. Weitere Bereiche, über die jedoch wenig berichtet werde, seien Zwangs- oder Schuldknechtschaft, häusliche Leibeigenschaft und Zwangsheirat, Organentnahme und die Ausbeutung von Kindern in der Bettelei, im Sexgewerbe und in Kriegen.
Der Verein Solwodi wurde 1985 von Sr. Lea Ackermann in Kenia gegründet und setzt sich mittlerweile auch in Deutschland und Rumänien für eine Verbesserung der Stellung von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Gemeinsam mit fünf weiteren Frauenorden haben die Salvatorianerinnen im Jahr 2010 den Verein "Solwodi Österreich" gegründet. Ihr Einsatz gilt besonders Frauen und Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind.
Gedenken an Ex-Sklavin
Der 8. Februar ist auch Gedenktag der Heiligen Josephine Bakhita, die als neunjähriges Mädchen in die Sklaverei verschleppt und später befreit wurde. Nach ihrem Eintritt in die Kirche schloss sie sich dem Orden der Canossa-Schwestern an und wirkte dort bis zu ihrem Tod in Italien. Sie litt zeit ihres Lebens an den Traumata, die sie in ihrer Kindheit erlitten hatte. Sie starb am 8. Februar 1847 in Schio bei Venedig und wurde am 1. Oktober 2000 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
Papst Franziskus hat den "Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel" 2015 eingeführt, um auf die Ohnmacht jener Menschen aufmerksam zu machen, die unter dieser "beschämenden Plage" leiden, so der Papst. Franziskus legte den Weltgebetstag auf den 8. Februar, den Gedenktag der Heiligen Josephine Bakhita. (Informationen unter: www.salvatorianer.at bzw. www.salvatorianerinnen.at)
Quelle: kathpress