Expertin: Jugendliche besprechen Glaubensthemen auch online
TikTok, Instagram, YouTube, Twitter & Facebook: Vor allem junge Menschen konsumieren diese Medien nicht nur, sie stellen selbst häufig Inhalte online. Geht es dabei aber auch um Religion? Wie spielt sich das religiöse Leben junger Menschen on- und offline ab? Diesen Fragen geht das neue Projekt "Young Believers Online" - kurz "YouBeOn" - der Österreichischen Akademie der Wissenschaften nach. Eine erste vorläufige Antwort von Projektleiterin Astrid Mattes: Auch Glaubensthemen werden online behandelt.
"Wir schauen uns an, wie religiöse Jugendliche sich in digitalen Räumen, aber auch in einer diversen Stadt - konkret in Wien - verhalten und wo sie sagen: 'Da fühle ich mich zugehörig'", so Mattes. Das Projekt laufe zudem im Kontext einer Migrationsgesellschaft. Mattes äußert sich in einem neuen Kirchenpodcast, der u.a. auf der Website der katholischen Kirche - www.katholisch.at - abgerufen werden kann.
Soziale Medien seien die aktuelle Ausdrucksform junger Menschen. Klare Grenzen zwischen on- und offline gebe es nicht, vielmehr sei das ein fließender Übergang, so die Politik- und Religionswissenschaftlerin Mattes. Das betreffe auch das Thema Religion. Bei diesem Thema herrsche bei jungen Menschen außerdem Unsicherheit vor: "In einer überwiegend säkularen Gesellschaft ist Religion ein heikles Thema. Jugendliche, die ein religiöses Leben führen möchten, sind damit konfrontiert, dass ein großer Teil der Menschen das nicht tut." Bei vielen komme noch hinzu, dass sie aufgrund ihres Migrationshintergrundes zu einer religiösen Minderheit in einer säkularen Gesellschaft gehören. Mattes: "Onlineräume sind ein ganz guter Ort, um das auszuhandeln, weil Jugendliche da auch Autoritäten werden können."
In den von jungen Menschen für YouTube und andere Kanäle produzierten Videos gehe es oft um alltagspraktische Fragen, auf welche die etablierten Religionsgemeinschaften und klassischen Theologien freilich nicht unbedingt Antworten geben, wie etwa: "Wie viel Schminke ist gut?" oder "Wie lebe ich eine Beziehung?" Aber eben auch religiöse Jugendliche würden sich online austauschen. Von charismatischen Bewegungen ausgehend, machten das inzwischen auch die großen kirchlichen Institutionen von Innen heraus, um so Jugendliche in ihren Lebenswelten und ihrer Sprache anzusprechen. Beispiele hierfür seien der rappende Franziskanermönch Sandesh Manuel oder die evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein. Auf muslimischer Seite gebe es viele Bloggerinnen wie die Fotografin Asma Aiad, für die etwa religiöse Kleidung ein großes Thema sei.
Mattes betont, dass viele Akteure in der katholischen Kirche bereits online sehr aktiv sind. Als erfolgreiches Beispiel nennt sie Papst Franziskus, der mit seinem Instagram-Account sehr erfolgreich ist. Eine Herausforderung sei, dass Institutionen wie die Kirche und ihre Würdenträger nicht so auftreten können wie Einzelpersonen, die einfach aus ihrem Alltag erzählen. "Das würde dem Selbstverständnis des religiösen Amtes nicht entsprechen." Die Möglichkeiten seien hier begrenzter. Ein gelungenes Beispiel sei, dass zum Beispiel Einzelpersonen wie eben Pater Sandesh von ihrem Leben erzählen.
Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Podcast ist nicht nur auf www.katholisch.at, sondern auch auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts, auf Spotify und auf Youtube (https://www.youtube.com/channel/UCwJ-QjJFPX4EGRuHBHsIJJQ/featured) abrufbar.
Quelle: kathpress