"Tag der Straßenkinder": Appell und Radiotag gegen Kinderarbeit
Opfer von Kinderarbeit stehen heuer im Zentrum der Kampagne "Tag der Straßenkinder", mit der das Hilfswerk "Jugend eine Welt" jährlich um den 31. Jänner auf die Situation armutsbetroffener Kinder aufmerksam macht. Erst vor wenigen Tagen seien in Sierra Leone im Steinbruch "River Number Two" zwei Kinder unter Massen von Geröll und Gestein begraben worden; die Opfer seien 8 und 12 Jahre alt gewesen, informierte die Hilfsorganisation am Mittwoch. "Dieser tragische Vorfall zeigt wieder, wie wichtig es ist, gegen schädliche Kinderarbeit vorzugehen - nicht nur im heurigen 'Internationalen Jahr für die Beseitigung von Kinderarbeit'", betonte "Jugend eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer.
Geschätzte 152 Millionen Mädchen und Jungen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von Kinderarbeit betroffen. Sie arbeiten auf Baumwollfeldern, in Steinbrüchen oder als billige Haushaltshilfen. Bis zu 73 Millionen von ihnen sind in besonders gefährlichen Bereichen, wie Steinbrüchen oder Minen, tätig.
Die betroffenen Kinder und Jugendlichen müssen unter gefährlichen Bedingungen zum meist sehr spärlichen oder nicht vorhandenen Familieneinkommen beitragen. Zudem habe die globale Corona-Pandemie weltweit noch mehr Kinder und Jugendliche in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gedrängt, warnte "Jugend eine Welt".
Im Fall der zwei toten Kinder in Sierra Leone werde der illegale Steinbruch von der Regierung toleriert. Der Abbau des Gesteins sichere das Überleben von vielen jungen Menschen und ihren Familien aus der Umgebung, berichtete der Salesianerpater und "Jugend Eine Welt"-Projektpartner Jorge Mario Crisafulli. "Unfälle sind leider nicht die Ausnahme, sondern passieren immer wieder." Auch Abstürze, Steinschlag, splitternde Steine, der ungeschützte Einsatz von Schlagwerkzeugen sowie Sprengungen sorgten regelmäßig für Verletzungen. In Steinbrüchen müssten die Arbeiten zudem ohne Mundschutz verrichtet werden, obwohl der Staub chronische Lungenerkrankungen verursache.
Neben Steinen sind auch Kaffee-, Kakao- und Palmöl-Plantagen sowie der Abbau von Edelsteine von Zwangsarbeit und gefährlichen Arbeitsbedingungen betroffen. Laut P. Crisafulli würden etwa in Kono, im Norden Sierra Leones, besonders viele tragische Unfälle bei der Suche nach Diamanten geschehen. Die Edelsteine werden dort laut aktueller "Produktliste 2020" des US-amerikanischen Amts für internationale Arbeitsangelegenheiten (ILAB) im Rahmen von nachgewiesener Zwangsarbeit abgebaut.
Bildung als Ausweg
Zahlreiche von der österreichischen Hilfsorganisation geförderte Don Bosco-Projekte geben arbeitenden Kindern und Jugendlichen die Chance, aus dem Teufelskreis der Kinderarbeit auszusteigen. Der wichtigste Faktor sei dabei ein Zugang zu Bildung und Ausbildung. "Oft müssen die Familie des Kindes und sein Umfeld in die Hilfsaktivitäten mit einbezogen werden. Denn es ist nicht immer selbstverständlich, dass arme Familien freiwillig auf das Zusatzeinkommen oder die Arbeitsleistung von Kindern verzichten, auch wenn der Schulbesuch gratis ist", so Heiserer.
Die Projekte benötigten mitunter ein differenziertes Eingehen auf die Lebensrealität vor Ort - "beispielsweise, indem der Unterricht während der Erntezeit am Nachmittag abgehalten wird", erläuterte Heiserer.
In Österreich könne das Problem Kinderarbeit und seine Ursachen vor allem mit Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit gelöst werden. "Jugend eine Welt" unterstütze daher auch zivilgesellschaftliche Initiativen wie Fair Trade Österreich oder die Clean Clothes Kampagne.
Anlässlich des "Tags der Straßenkinder" stellt der Kultursender "radio Klassik Stephansdom" sein Programm am 28. Jänner von 8 Uhr bis 18 Uhr unter den Titel "Hilflos ausgeliefert - Lebensmittelpunkt Straße". Zu hören sind "Jugend eine Welt"-Projektpartner, Mitarbeiterinnen und Volontäre sowie Senior Expertinnen. (Infos: www.jugendeinewelt.at/kinderarbeit; www.radioklassik.at)
Quelle: kathpress