Eisenstadt: Martinsdom zeigt moderne Corona-Ikone
Eine moderne, an klassischer Ikonographie orientierte Darstellung der Heiligen Corona mit Fledermäusen, Billardkugeln und Geldkoffer ist ab voraussichtlich Februar in der Dom- und Stadtpfarrkirche St. Martin in Eisenstadt zu sehen. Unter dem Motto "Corona rising" zeigt das Werk der deutschen Künstlerin Mari Otberg eine Neuinterpretation der seit letztem Jahr wieder aktuellen Märtyrerin, kündigte die Diözese Eisenstadt in einer Aussendung am Mittwoch an. Die Künstlerin habe die gängigen Attribute der Heiligen, wie Palmen, eine Krone sowie Goldstücke oder Schatzkisten erweitert und mit Hinweisen auf aktuelle Problemlagen, wie Umweltzerstörung, die Corona-Pandemie und Misswirtschaft ergänzt, so die Diözese.
Das Kunstwerk lade zur Reflexion und zum stillen Gebet gegen die Nöte der Pandemie, erläuterte Bischof Ägidius Zsifkovics. Durch eine Spendenbox vor Ort können die Besucher zudem Menschen konkret unterstützen, die wegen der Corona-Pandemie in Not geraten sind - der Erlös geht an den von Diözesanbischof Zsifkovics initiierten Corona-Notfallsfonds.
Die Idee zur Ikone kam der Künstlerin im Zuge einer Mexikoreise zu Beginn der Corona-Pandemie. In "Corona rising" verarbeite die Künstlerin die Legende der jungen Märtyrerin und deren Attribute mit Einflüssen ihrer Reise sowie aktuelle Bezüge zum Corona-Virus. "Es ist eine Mischung aus ganz persönlichem, was mich beschäftigt, aber auch was mit der Pandemie zu tun hat", meinte Otberg.
So stehe die Palme für die Heilige selbst, aber auch für die Reise und den Karibikstrand in Tulum, wo Otberg unter Palmen und einem "paradiesischen Ambiente die Horrormeldungen aus Europa verfolgte". Die über der Krone schwebenden Fledermäuse verwiesen hingegen auf Missernte und Raubbau an der Natur, so die atheistisch aufgewachsene Künstlerin. Die in Wien lebende Otberg bezeichne sich selbst "als einen gläubigen Menschen", denn sonst könnte sie solche Bilder auch nicht malen.
"Meine Corona steht inmitten vieler materieller Schätze: Um sie sind Goldbarren, Diamanten, Perlen, ein Geldkoffer und viele Münzen. Ihr Blick ist jedoch nach oben gerichtet", erklärte die Künstlerin ihr Werk. Die Heilige überwinde "die Materialität und strebt nach Erkenntnis. Der wahre Reichtum liegt im Übersinnlichen, im Geist". Die Neuinterpretation der Heiligen-Ikonografie erklärte die 1969 geborene Otberg auch aus der Not heraus, dass es "nur die alten Meister gab und dann lange Zeit nichts. Jetzt scheint eine neue Form der Darstellung, eine neue Bildsprache gesucht zu werden".
Legenden der heiligen Corona
"Über die Märtyrerin, die heilige Corona, gibt es keine Biographie", klärte Pater Achim Bayer, Dompfarrer in Eisenstadt, auf. Die Legende verorte sie zumeist in Damaskus, Syrien oder in Antiochia, Türkei. Ihr Sterbedatum liege um 177 oder 303. Sie wäre zwischen zwei Palmen gespannt und zerrissen worden - eine besonders gewalttätige, aber häufige Tötungsart zu jener Zeit.
Das Ökumenische Heiligenlexikon erzählt über das Leben und den Tod der Märtyrerin verschiedene Versionen. Eine davon besagt, dass sie nach dem Märtyrertod ihres Ehemannes, dem Soldaten Victor, zur Zeit der Christenverfolgung hingerichtet wurde, da auch sie ihrem Glauben nicht abschwören wollte.
Die heilige Corona gilt heute als Patronin der Schatzgräber und Metzger, Gläubige wenden sich an sie um gegen Seuchen oder Unwetter zu beten. Auch bei Missernten wendet man sich an sie. Darstellungen zeigen sie alleine sowie mit dem Soldaten Victor.
Das ab voraussichtlich Februar zu sehende Werk bezeichnete Dompfarrer Bayer als Möglichkeit für Betende und Gläubige: "Viele Menschen kommen in den Dom um zu beten. Es ist ein Ort, wo das Gebet besonders gelebt wird. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist das Werk dort zu platzieren, sodass Menschen sich durch das Gebet und das Werk an die Heilige Corona wenden können."
Die Diözese Eisenstadt verwies in ihrer Aussendung auch auf den Vatikan, der "den Wert der Kunst auch aufgrund der gegenwärtigen Situation wiederentdeckt" habe. "Selbst in der Orientierungslosigkeit, die die Pandemie verursacht, kann ihre Kreativität Licht erzeugen", zitiert die Diözese Papst Franziskus im Rahmen des Empfanges zum Weihnachtskonzert im Dezember für Kunstschaffende.
Quelle: kathpress