Trauer um früheren Kathpress-Chefredakteur Erich Leitenberger
Die Kirchen in Österreich trauern um Erich Leitenberger. Der katholische Publizist, Journalist und langjährige frühere Kathpress-Chefredakteur sowie Pressesprecher der Erzdiözese Wien ist verstorben. Leitenberger stand im 77. Lebensjahr und wurde am Montag tot in seiner Wiener Wohnung aufgefunden. Wiewohl er schon seit Längerem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, kam sein Tod überraschend.
Kardinal Christoph Schönborn hat sich tief betroffen über den Tod Leitenbergers gezeigt. Dieser sei viele Jahre die "Stimme der katholischen Kirche in Österreich" gewesen - als Pressesprecher dreier Wiener Erzbischöfe (König, Groer, Schönborn) und Chefredakteur von Kathpress. "In Journalistenkreisen genoss er aufgrund seiner unaufgeregten Klarheit, der Zuverlässigkeit seiner Information und seinem überragend umfassenden Wissen hohes Ansehen", erinnerte Schönborn. Bis zuletzt habe Leitenberger durch sein ökumenisches Engagement unschätzbare Dienste geleistet.
Persönlich fügte der Kardinal hinzu: "Für mich war er all die Jahre eine unverzichtbare Stütze, ein kluger Berater, Krisenmanager und ein Mann mit einem treffsicheren Gespür und Urteil. Sein unsagbar umfassendes Wissen war in vielen Situationen eine nicht wegzudenkende Hilfe." Für viele sei der Tod Leitenbergers der Verlust eines guten, langjährigen Freundes. "Auch mir ist er im Lauf der Jahre zu einem lieben, hochgeschätzten Freund geworden", so der Wiener Erzbischof, der für den Verstorbenen auch bereits in seiner Morgenmesse am Dienstag betete.
Bischof Scheuer würdigt Leitenberger
Betroffen über das Ableben von Prof. Leitenberger und zugleich dankbar für sein Wirken zeigte sich auch Bischof Manfred Scheuer: "Erich Leitenberger war als kirchlicher Mensch eine Brücke in die Welt der Medien, in die Ökumene, aber auch zur Politik und Gesellschaft", so der Ökumene-Bischof. Zuletzt als Sprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ) und der Stiftung "Pro Oriente" sowie als Vizepräsident der Kardinal König Stiftung sei Leitenberger auch nach Ende seiner aktiven Dienstzeit in der Kathpress und in der Erzdiözese Wien "stark präsent und sehr engagiert" gewesen.
Wie selten jemand habe Leitenberger Überblick und Kenntnis vor allem von den orthodoxen und altorientalischen Kirchen gehabt. Durch seinen Intellekt und seine breite kulturell-theologische Bildung habe Leitenberger "nicht schablonenhaft gedacht". Seine Gabe, rasch, differenziert und wohlwollend zu formulieren verbunden mit seiner persönlichen Frömmigkeit machten ihn zu einem, der für Verständnis, Vermittlung und Kompromiss stand, so der Linzer Bischof.
Orthodoxer Metropolit würdigt Leitenberger
Tief betroffen vom Tod Erich Leitenbergers und zugleich dankbar hat sich am Dienstag der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) gezeigt. "Mit Prof. Erich Leitenberger ist eine große Persönlichkeit der Ökumene von uns gegangen", so der Metropolit wörtlich. Seit er seinen Dienst als Metropolit in Österreich 2011 angetreten hatte, sei ihm Prof. Leitenberger mit Rat und Tat zur Seite gestanden, so Arsenios. Dabei habe er ihm vor allem am Anfang auch sehr geholfen, Österreich besser zu verstehen und kennenzulernen.
"Erich Leitenberger war ein treuer Freund der Metropolis und ein Pionier der Ökumene", sagte der Metropolit. Leitenberger sei zum einen ein treuer Katholik gewesen, er habe andererseits aber mit ganzem Herzen und Einsatz für die Einheit der Kirchen gearbeitet und gelebt. "Mit Höflichkeit und großer Offenheit ist er stets auf die anderen Kirchen zugegangen", würdigte Arsenios den Verstorbenen, für den er am Dienstag bereits in der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale das orthodoxe Totengedächtnis gefeiert bzw. gebetet hat.
Kultusministerin Raab kondoliert
Ebenfalls "tief betroffen" hat sich Kultusministerin Susanne Raab auf das plötzliche Ableben des langjährigen früheren Kathpress-Chefredakteurs und Pressesprechers der Erzdiözese Wien gezeigt, der 2012 für sein Wirken mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt wurde.
Leitenberger habe in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem als Chefredakteur der Kathpress die mediale Berichterstattung über Kirche und Religion sowie die katholische Publizistik "maßgeblich mitgestaltet". "Mit ihm verliert die Ökumene eine engagierte Stimme sowie einen der profiliertesten katholischen Publizisten", hielt die Kultusministerin in einer Aussendung am Dienstag fest und sagte: "Meine Gedanken und mein Mitgefühl gelten in diesen schweren Stunden vor allem seinen Nächsten, Freunden und Weggefährten."
Trauer um Ex-Kathpress-Chefredakteur
Tiefe betroffen vom Heimgang ihres früheren Chefredakteurs zeigte sich auch die gesamte Kathpress-Redaktion. "Fast 30 Jahre stand Erich Leitenberger als Chefredakteur an der Spitze der Kathpress und hat mit journalistischer Expertise und innerer Verbundenheit die Höhen und Tiefen der Kirche in dieser Zeit verlässlich und profund begleitet", so Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe über seinen Vorgänger.
Wuthe: "Leitenberger nutzte vor 1989 diskret und beharrlich die Möglichkeiten der Kathpress mit Sitz in Wien und der kräftigen Unterstützung von Kardinal Franz König, um denen eine Stimme zu geben, die aufgrund ihres Glaubens hinter dem Eisernen Vorhang verfolgt wurden. Er blieb besonnen, loyal und weitblickend, als die innerkirchliche Situation in Österreich nach der Ära König für viele zum Weinen war. Er lebte auf, wenn er katholische Weite und Weltkirche sehen und thematisieren konnte, und er hatte in der Welt der Ostkirchen speziell des Nahen und Mittleren Ostens eine zweite geistige Heimat."
Bis zuletzt sei Leitenberger der Kathpress-Redaktion menschlich und journalistisch eng verbunden gewesen. "Dass seine ehemalige Sekretärin in der Kathpress sowie ein Kathpress-Redakteur Leitenberger gestern in seiner Wohnung aus Sorge um ihn aufgesucht und dort nicht mehr lebend aufgefunden haben, zeigt die enge Verbindung bis zuletzt. Wir verlieren mit Leitenberger nicht nur einen ehemaligen Chef, sondern auch einen väterlich-freundschaftlichen und inspirierenden Menschen", so Wuthe.
Verlust für Ökumenischen Rat der Kirchen
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) trauert um seinen Pressesprecher Prof. Erich Leitenberger. Der ÖRKÖ-Vorsitzende Domdekan Rudolf Prokschi und der gesamte Vorstand zeigten sich am Dienstag über den Tod Leitenbergers zutiefst betroffen. Der Verstorbene hinterlasse eine Lücke, die nur sehr schwer wieder zu schließen sein werde, wie Prokschi im Namen des Vorstands sagte. Nachsatz: "Leitenbergers Tod ist ein unglaublich großer Verlust."
Leitenberger sei nicht nur ein exzellenter Kenner der Ökumene gewesen, sie sei ihm auch stets ein besonderes Herzensanliegen gewesen, so Prokschi. Seinem Engagement, seinen umfassenden Kenntnissen und vor allem auch seiner großen Sensibilität für die Traditionen, Spezifika und Befindlichkeiten der einzelnen Kirchen seien viele gemeinsame Initiativen und Stellungnahmen des ÖRKÖ zu verdanken, hob der Vorsitzende hervor.
Leitenberger war dafür bekannt, ein großer Kenner und Freund der Ostkirchen zu sein, doch er war genauso in den Kirchen der reformatorischen Tradition "beheimatet". Dass Leitenberger nach seinem Eintritt in den "Ruhestand" bereitwillig die Aufgaben eines ehrenamtlichen Pressesprechers im Vorstand des Ökumenischen Rats der Kirchen übernommen hatte, sei für die Kirchen ein großer Gewinn gewesen. Der ÖRKÖ werden dem Verstorbenen ein ehrendes Gedächtnis bewahren, schloss Prokschi im Namen des Vorstands.
Pro Oriente würdigt Pressesprecher
Als "unermüdlichen Kommunikator von Informationen und Nachrichten aus der weltweiten Christenheit" haben Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss und Vizepräsident Rudolf Prokschi Erich Leitenberger gewürdigt. Der Verstorbene sei zudem ein exzellenter Kenner der Ökumene, insbesondere der Ostkirchen, gewesen, und bei alledem ein "bescheidener Mensch und gläubiger Christ".
Nach seinem Eintritt in den "Ruhestand" habe Leitenberger bereitwillig die Aufgaben eines ehrenamtlichen Pressesprechers bei Pro Oriente und im Vorstand des Ökumenischen Rats der Kirchen übernommen. "Die Ökumene war ihm persönlich ein großes Anliegen: mit großem Wissen und der entsprechenden Sensibilität für die jeweilige Situation in den Kirchen weltweit hat er viele Presseaussendungen und Resolutionen verfasst, die allgemein auf große Zustimmung und Anerkennung stießen. Seine Einschätzungen und sein Rat waren allseits gefragt", hielten Kloss und Prokschi fest.
Täglich habe Leitenberger oft mehrere Pressemeldungen verfasst, die sich durch solide Recherchen, einen exzellenten Stil und diplomatische Feinfühligkeit auszeichneten. Der von ihm so engagiert geführte Pro Oriente-Informationsdienst sei für verschiedene nationale und internationale Agenturen eine verlässliche Quelle gewesen, die gerne übernommen wurde. Oft wurden seine Texte auch vom vatikanischen Nachrichtenportal VaticanNews aufgegriffen.
Und schließlich heißt es in der Würdigung der Stiftung Pro Oriente: "Erich Leitenberger stand nicht gern im Mittelpunkt; seinen Platz suchte er sich im Hintergrund." Bei vielen Veranstaltungen, aber auch bei der Mitfeier von Gottesdiensten, sei er oft in den letzten Reihen gestanden "und hatte während der Ansprachen oder Predigten schnell einen kleinen Notizblock und einen Stift bei der Hand, um sich einige Notizen zu machen, auf deren Basis er ausgezeichnete Zusammenfassungen schrieb, die genau die jeweiligen Anliegen wiedergaben. Insbesondere darin war er zweifelsohne ein Meister!"
In seiner großen Liebenswürdigkeit und Menschlichkeit sei Erich Leitenberger "ohne viel Aufsehen ein zutiefst gläubiger Christ, der seine Kirche liebte und in seinem Beruf auch seine Berufung gefunden hatte: Gott und den Menschen zu dienen!"
Medienwelt trauert
Tiefe Trauer bekundete auch der Verband Katholischer Publizisten, der Leitenberger als Quelle "absolut verlässlicher, glaubwürdiger Informationen und differenzierter Analysen" bezeichnete - und zwar "für alle Journalistinnen und Journalisten, ganz besonders für solche, die der Kirche skeptisch gegenüberstehen, und das auch abseits üblicher Arbeitszeiten".
Leitenberger sei "offen auf der Basis seiner tiefen Gläubigkeit und hohen Loyalität" gewesen, heißt es in der Mitteilung vom Dienstag weiter. Seine profunden Kenntnisse über Geschichte, Religionen in Mitteleuropa und weltweit sowie über den Vatikan habe er oft auch dem Journalistenverband zur Verfügung gestellt. "Wir verdanken ihm zahlreiche Kontakte vor allem zu kirchlichen Journalistinnen und Journalisten im ehemaligen kommunistischen Ostblock und wir danken ihm unzählige Hilfestellungen bei der Organisation von Veranstaltungen", so die Würdigung.
Hervorgehoben wurde weiters, dass Leitenberger "unerschütterlich und unaufgeregt" über den diversen Spannungen in der Kirche gestanden sei und "ehrlich und innig versucht" habe, "über Desaster-Situationen Hängebrücken zu bauen, damit nicht der ganze soziale Körper Kirche in diese Situationen mit hineingerissen wird". In seinem "weltläufigen Selbstverständnis" sei es ihm ein stetes Anliegen gewesen, "über die Grenzen hinweg zu handeln sowohl in ökumenischer Hinsicht mit Blick auf die 'eine' Kirche in der Welt als auch über den Eisernen Vorhang hinweg, und im Dialog mit allen Religionen."
Auch der Österreichische JournalistInnen Club trauert um sein langjähriges Mitglied Erich Leitenberger. "Mit Erich Leitenberger ist ein Top-Journalist, ein Humanist und persönlicher Freund von uns gegangen", betonte ÖJC-Präsident Fred Turnheim am Dienstag in einer Aussendung. Leitenberger habe vor allem auch die wertvolle Gabe gehabt, ein Brückenbauer zu sein; "zwischen den Religionen, aber auch zwischen den Menschen und besonders zwischen der katholischen Kirche und den Journalisten". Für den Österreichischen JournalistInnen Club werde Prof. Erich Leitenberger immer ein leuchtendes Vorbild sein, schloss Turnheim.
Mit einem "Grazie Erich, ad Deum!" verabschiedete sich der frühere Direktor der italienischen katholische Nachrichtenagentur SIR, Paolo Bustaffa, vom Verstorbenen. Leitenberger sei ein "großartiger Journalist, ein Lehrer und ein lieber Freund" gewesen, so Bustaffa.
Der orthodoxe Chefredakteur des Nachrichtenportals www.ostkirchen.info, Vladimir Latinovic, schrieb: "So ein unglaublicher Mensch! Er hat jetzt Hunderte, wenn nicht tausend orthodoxe Priester, die für ihn beten."
Kardinal König-Stiftung trauert um Vizepräsidenten
Trauer auch bei der Kardinal König-Stiftung um ihren Vizepräsidenten: "Erich Leitenberger hat mich eigentlich ein Leben lang begleitet, als Kollege, als verlässlicher Freund. Verbunden hat uns vor allem wohl Kardinal Franz König, der für ihn ganz wichtig war, sowie die gemeinsame Arbeit für die Kirche", so Annemarie Fenzl, Generalsekretärin der Stiftung am Dienstag gegenüber Kathpress.
Fenzl erinnerte an den unermüdlichen - "und nicht sehr gesunden" - Einsatz bzw. Arbeitsstil Leitenbergers auch in der Pension: "Er hat zunehmend die Nacht zum Tag gemacht, was die Sendezeit seiner Mails bzw. Aussendungen bezeugte. Fenzl: "Er war immer gut informiert und hat unglaublich viele Termine, zumeist abends, wahrgenommen. Und weil er um die Komplexität vieler Vorgänge in Kirche und Welt wusste, hat er sich immer um gangbare Kompromisse bemüht. Er war unglaublich belesen und konnte die großen Zusammenhänge erkennen."
Das Wichtigste aber: "Leitenberger war ein guter und ein manchmal fast kindlich frommer Mann, der fast jeden Tag in einer der Innenstadtkirchen den Gottesdienst besuchte." Das habe sich auch in seinem Wesen ausgedrückt. "Er war selten wirklich grantig, strahlte eher Ruhe und Gleichmut aus. Aber er trug auch eine ziemliche Traurigkeit mit sich, die aber nur jene, die ihn besser kannten, bemerkten."
Der Herrgott habe Leitenberger nach dem Ende seiner offiziellen Tätigkeiten in der Erzdiözese Wien noch einen wunderbaren Ort geschenkt - das Büro von Pro Oriente in der Hofburg, wo Leitenberger den Pro-Oriente-Informationsdienst aufbaute und von wo aus er fast täglich seine sehr informativen Berichte aus der Ökumene an einen großen Kreis von Interessenten versandte. Fenzl: "'Ich gehe in die Hofburg', pflegte er fast feierlich zu sagen, wenn ich ihn fragte, was er abends mache."
Die Generalsekretärin der Stiftung verwies auf Kardinal Schönborn, der bei der Frühmesse am Dienstag des Verstorbenen gedachte und sagte, dass mit Erich Leitenberger gewissermaßen "die Stimme der Erzdiözese" über eine lange Zeit hinweg verstummt sei. Und Fenzl fügte hinzu: "Es war eine ruhige, eine gute Stimme, die eigentlich immer positive Nachrichten transportierte, wenn das auch vielleicht nicht immer einfach war."
Ein Leben für die Kirchen
Erich Leitenberger wurde am 7. August 1944 in Wien geboren und war vor Eintritt in den kirchlichen Dienst von 1967 bis 1974 Redakteur bei der Tageszeitung "Die Presse". 1974 bestellte ihn Kardinal Franz König zum Pressereferenten bzw. Pressesprecher der Erzdiözese Wien; diese Aufgabe hatte Leitenberger - mit Unterbrechung von 1996 bis 1999 - bis zum Mai 2011 inne. Von 1981 bis 2009 war er zudem Chefredakteur der Katholischen Presseagentur "Kathpress" und in dieser Funktion zugleich Pressereferent der Österreichischen Bischofskonferenz. Die Republik würdigte seine Verdienste u.a. mit der Verleihung des Titels "Professor" sowie mit dem "Großen Ehrenzeichen". Kirchlich wurde er mit dem päpstlichen Gregoriusorden ausgezeichnet.
Nach Beendigung seiner hauptamtlichen Tätigkeiten übernahm der ausgewiesene Experte für die vielfältige kirchliche Situation im Nahen und Mittleren Osten im Jahr 2011 ehrenamtlich die Pressearbeit bei der Stiftung "Pro Oriente". Darüber hinaus fungierte Leitenberger über viele Jahre und bis zuletzt auch als Pressesprecher des "Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich", dessen Vorstand er angehörte. Neben vielen weiteren Tätigkeiten war er u.a. auch Vizepräsident der Kardinal-König-Stiftung.
Quelle: kathpress