Ordensschulen legen Fokus auf Diversität
Der Beitrag der Schulen und der Bildung für Diversität und Vielfalt, aber gegen Rassismus und Diskriminierung, stand im Mittelpunkt der Tagung der Schulerhalter und Direktoren der Katholischen AHS, Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS). Unter dem Motto "Gleichwertig, nicht gleichgültig!" wurde im Rahmen der Online-Tagung diskutiert, wie sich Schulen weg von Demütigungsritualen und Alltagsrassismus, hin zu einem "safe space" entwickeln können. Die Vorträge, von u.a. Religionspädagogen Martin Jäggle, Journalistin, Autorin Melisa Erkurt und Liturgiewissenschaftler Peter Ebenbauer, wurden live vom Kardinal-König Haus gesendet.
"Anders zu sein macht immer verletzlich, man ist außerhalb der Norm", konstatierte der emeritierte Professor für Religionspädagogik Martin Jäggle in seinem Vortrag zum Thema "Leben und Lernen in Gegenwart des/der Anderen". Schulen seien gefordert einen "safe space" zu kreieren, der Anders-Sein zulasse und Diskriminierungen verhindere.
"Strukturell diskriminierend" ist laut Jäggle vor allem die Art, wie in Österreich das Deutsch Lernen verordnet wird. Mit der Ablehnung der Muttersprache werde zugleich auch die Herkunft abgewertet als etwas, wofür Schüler sich schämen müssten, kritisierte Jäggle. Er plädierte auch dafür, in der Schule eine Form der Anerkennung zu etablieren, die nicht an Leistungen gebunden ist, "ansonsten hat das Mensch-Sein wenig Platz". Kritik übte Jäggle dabei an sogenannten "Demütigungsritualen", wie Schüler an der Tafel vorzuführen, wenn sie sich nicht dafür gemeldet haben. "Katholische Schule muss ein Ort sein, an dem man ohne Angst verschieden sein kann", forderte der Religionspädagoge.
Erkut: Schule muss allen eine Stimme geben
Erklärtes Ziel müsse es sein, dass Schüler mit Migrationshintergrund nicht mehr anders behandelt und beurteilt werden, als autochthone Kinder, forderte die Journalistin Melisa Erkurt. Sie ist Autorin des 2020 erschienen Buches "Generation Haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben".
Schüler mit Migrationshintergrund erhielten "mit Schuleintritt einen Stempel, den sie zeitlebens nicht mehr wegbekommen. Woher auch, wenn niemand an sie glaubt", so Erkut. Die ORF-Redakteurin schlug vor den Schülern mit Vorbilder aus ihren jeweiligen Kulturkreisen zu zeigen, dass Migranten mehr erreichen können als "beim AMS zu landen oder putzen zu gehen". Als problematisch bezeichnete sie auch "gut gemeinte Alltagsrassismen", wie die Frage nach der Herkunft. "Kinder mit Migrationshintergrund kennen als Heimat Österreich und verstehen diese Frage nicht", betonte die Journalistin.
Positive Beispiel, wie religiöse Diversität an Schulen gelebt werden könne, zeigte der Grazer Liturgiewissenschaftler Peter Ebenbauer. "Zusammenleben gelingt dann, wenn in der Unterschiedlichkeit ein Weg gefunden wird, um zusammenwachsen können. Dazu können gemeinsame Schulfeiern viel beitragen", zeigte sich der Experte überzeugt. Ebenbauer riet aber davon ab interreligiöse Feiern "auf Biegen und Brechen" durchsetzen zu wollen. "Es kann und darf auch ein Entwicklungsprozess sein".
Auch die Leiterin des Wiener Schulzentrums Friesgasse, Maria Schelkshorn, betonte, dass die Vielfalt der Religionen, Kulturen und Sprachen auch" als Reichtum, nicht als Nachteil" angesehen werden könne. Aktuell gebe es im Schulzentrum 40 Sprachen und über 20 Religionen und Konfessionen. "Bei mehr als 60 Prozent der 1.400 Schüler ist Deutsch erst die Zweit- oder Drittsprache", so Schelkshorn. "Wir sehen unseren Auftrag heute darin, die Schule zum Übungsfeld eines gelingenden Zusammenlebens mit verschiedenen Religionen zu machen, damit die Schüler zu dialogfähigen Menschen werden."
Quelle: kathpress