Erster Österreich-Missionar aus Afrika beendet nach 20 Jahren Dienst
Der erste aus Afrika stammende und in Österreich tätige Priester der Steyler Missionare ist nach zwei Jahrzehnten wieder nach Ghana zurückgekehrt. Pater Kofi Kodom (51), der in Österreich als Migrantenseelsorger im Flüchtlingslager Traiskirchen, als Pionier der Schubhaftseelsorge der Erzdiözese Wien und auch als erster Flüchtlingsseelsorger in Vorarlberg wirkte, wird sich in seiner Heimat voraussichtlich der Ausbildung der jungen Mitbrüder widmen. Das geht aus einer Mitteilung des Ordens vom Dienstag hervor. In der Ordensprovinz für Mitteleuropa sei P. Kodom bei seiner Ankunft 2001 der einzige Priester aus Afrika gewesen, mittlerweile seien es zehn.
Ausschlaggebend für seinen Einsatz war, dass der Steylerorden im Jahr 1990 neue Wege einschlug und auch Europa zum Missionsgebiet erklärte, erklärte P. Kodom. Er selbst habe sich - nach seinem Ordenseintritt 1992 und dem Philosophie- und Theologiestudium - für einen Missionseinsatz in Europa gemeldet, insbesondere für die Arbeit mit den in diesen Jahren bereits zahlenmäßig stark angewachsenen Geflüchteten und Migranten. Als der junge Missionar im März 2001 sein "Abenteuer Europa" begann, waren fünf Jahre geplant, aus denen fast 20 Jahre wurden.
Ihm sei so manches schwergefallen, erklärte Afrikas erster Österreich-Missionar bei den Steylern: Noch mehr zugesetzt als der "Kulturschock" durch die unbekannte Sprache, ungewohnten Speisen und tiefen Temperaturen hätten ihm die Fremdenfeindlichkeit und der Rassismus. Diese habe er auch am eigenen Leib verspürt: Durch ständige Polizeikontrollen im öffentlichen Verkehr etwa, hinter denen er erst allmählich die gegen Schwarzafrikaner gehegten Verdächtigungen des Drogenhandels erkannte. In einem Betriebsseelsorge-Praktikum sei er abgelehnt worden, da seine Schichtgruppe nicht mit einem "Schwarzen" zusammenarbeiten wollte. Er sei als Afrikaner in Österreich "nur wegen seiner Rolle als Priester, aber nicht als Mensch" akzeptiert worden, zog P. Kodom Bilanz.
Diese Erfahrungen waren für den Steylerpater jedoch auch hilfreich, als er nach zwei Innsbrucker Kaplanjahren Flüchtlingsseelsorger im Erstaufnahmelager Traiskirchen wurde. Hier begleitete er zunächst Neuankömmlinge und half ihnen bei der ersten Orientierung, wurde dann immer wieder auch von aus dem Lager Bekannten kontaktiert, die sich in Schubhaft befanden. Da es für diese Gruppe zwar Gottesdienste, jedoch keine persönliche Seelsorge gab, initiierte Kodom mit Unterstützung des Wiener Weihbischofs Franz Scharl 2008 die Schubhaftseelsorge der Erzdiözese Wien, insbesondere in den Polizeianhaltezentren Hernalser Gürtel und Roßauer Lände.
Dank seiner Sprachkenntnisse - neben Deutsch, Englisch und Französisch auch die afrikanischen Sprachen Suaheli und Twi - konnte P. Kodom Gespräche mit den Häftlingen aufnehmen, die auf ihre Abschiebung warten mussten. Er hörte dabei immer wieder zu, sprach Mut zu, stellte Kontakt zu den Familien her, vermittelte Rechtsberatung und betete mit den Häftlingen, "auch mit jenen, die keine Christen waren", wie in der Mitteilung des Ordens hervorgehoben wird. Kodom habe dazu bei seinen Besuchen im Gefängnis stets sowohl die Bibel als auch den Koran mitgetragen. Geehrt wurde P. Kodom für sein außerordentliches Engagement 2010 mit der "Friedensrose Waldhausen".
Nachdem P. Kodom von 2013 bis 2015 ein Masterstudium in Pastoraltheologie und Migrantenseelsorge in Rom absolvierte, ging der Steyler Missionar in die Dornbirner Niederlassung seines Ordens, wo ihn die Diözese Feldkirch und die Caritas 2015 - die Flüchtlingskrise erreichte damals ihren Höhepunkt - zum erster Flüchtlings- und Migrantenseelsorger in Vorarlberg machten. P. Kofi habe dabei die Flüchtlingsunterkünfte besucht, mit den Menschen über ihre Ängste und Belastungen gesprochen und für die unbegleiteten jugendIichen Flüchtlinge ein Ohr gehabt. Durch Besuche in Schulen, Diskussionsveranstaltungen und Vorträge trug er zum Abbau von Vorurteilen gegenüber geflüchteten Menschen bei.
In seiner Heimat wolle er mit seinen Erfahrungen künftig jenen jungen Steylerpriestern helfen, die sich ebenfalls für einen Missionseinsatz in Mitteleuropa interessieren, erklärte der Ordensmann in der Aussendung. Dass Priester aus Afrika in Österreich tätig sind, bezeichnete Kodom als positiv: Wichtig sei es, Aufgaben zu übernehmen, die "das Charisma unseres Ordens spürbar machen, an die Grenzen zu gehen". Dazu gehöre die Arbeit mit Flüchtlingen eindeutig dazu.
Quelle: kathpress