Armenien: Hilfsaktion aus Österreich für Kriegsopfer angelaufen
Im vergangenen Oktober und November hat der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien um Berg-Karabach für einige Zeit auch die westlichen Medien dominiert. Der Konflikt ist inzwischen weitgehend aus dem westlichen Fokus verschwunden, Leid und Not der Bevölkerung von Berg-Karabach sind jedoch geblieben. Im November hat die Salzburger Armenologin Jasmin Dum-Tragut die Initiative "#gibHoffnung" ins Leben gerufen, um Kriegsflüchtlinge und Kriegsopfer aus Berg-Karabach zu unterstützt, die in der armenischen Diözese Tavusch gestrandet sind. Die Hilfsaktion ist nun konkret angelaufen.
Die bisher eingegangenen Spenden wurden nach Armenien überwiesen und Dum-Tragut ist Anfang Jänner nach Armenien gereist, um sich persönlich ein Bild von den Hilfsmaßnahmen zu machen "und möglichst viele geflüchteten Menschen auch persönlich nahe zu sein", wie sie gegenüber Kathpress sagte.
Abgewickelt wird die Hilfe über das karitative Programm der armenisch-apostolischen Diözese Tavusch. Das Gebiet von Tavusch ist die nordöstlichste Provinz Armeniens, die direkt an Aserbaidschan und damit auch an die Kriegs- und Krisenregion in und rund um Berg-Karabach grenzt. Die Provinz Tavusch zählt seit Jahrzehnten zu den rückständigsten und ärmsten Regionen Armeniens. Grenzkonflikte haben viele Menschen veranlasst, ihre Dörfer zu verlassen. Die ca. 120.000 Personen umfassende Bevölkerung ist nun mit dem Verlust einer ganzen Generation und dem Zuzug von Tausenden von Flüchtlingen aus Karabach überfordert.
Dum-Tragut arbeitet im Rahmen der Initiative "#gibHoffnung" direkt mit dem Bischof von Tavusch, Bagrat Galstanyan, zusammen. Neben Unterbringung, Grundversorgung, Kleidung, medizinischer und psychologischer Betreuung der angekommenen Flüchtlingsfamilien sollen die Kinder in die Schulen der Provinz integriert werden. Weiters muss Heizmaterial für bedürftige Familien finanziert werden. Die Familien der gefallenen Soldaten werden ebenfalls unterstützt wie auch Kriegsversehrte.
Am 10. November wurde der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach, der am 27. September ausgebrochen war, durch eine Vereinbarung beendet. Als Folge dessen verlor Armenien die Kontrolle über so gut wie alle Gebiete, die Berg-Karabach umgeben. Auch gut die Hälfte von Berg-Karabch fiel an Aserbaidschan. Russische Friedenstruppen sollen seither die Umsetzung der Vereinbarung absichern.
Vernichtung christlicher Kulturgüter verhindern
Dum-Traguts Besuch in Armenien hat allerdings nicht nur humanitären Charakter. Die Armenologin hat in den vergangenen Monaten stets davor gewarnt, dass aufgrund der militärischen und politischen Entwicklung in Berg-Karabach das lokale christlich-kulturelle Erbe massiv bedroht ist. In Berg-Karabach drohe die Vernichtung unschätzbarer christlicher Kulturgüter. In dem recht kleinen Gebiet von gut 11.000 Quadratkilometern befinden sich rund 4.000 teils uralte Kirchen, Klöster und weitere christliche Stätten von unschätzbarem kulturellen wie spirituellen Wert, so Dum-Tragut. Die ältesten Kirchen und Klöster würden auf das 4. Jahrhundert zurückgehen.
Ihre Befürchtungen kämen nicht von ungefähr, so die Armenologin. Sie verwies auf die aserbaidschanische Region Nachitschewan, in der in den vergangenen Jahren 250 Kirchen, Klöster und andere christliche Denkmäler völlig zerstört wurden. Die Befürchtungen seien groß, dass sich das nun in jenen Gebieten wiederholen könnte, die im jüngsten Krieg von Aserbaidschan eingenommen wurden.
Dum-Tragut wurde dieser Tage in den Vorstand des "Armenian heritage preservation committee" aufgenommen. Das erst vor wenigen Wochen von der Armenisch-apostolischen Kirche gegründete Komitee hat sich des Schutzes der Kirchen und Klöster in Karabach angenommen. Wie Dum-Tragut gegenüber Kathpress sagte, sei die Aufnahme in das Komitee eine "große Ehre und Auszeichnung" sowie ein "ein Beweis des Vertrauens vonseiten der armenisch-apostolischen Kirchenleitung" in ihre Person.
Spenden für die Hilfsaktion "#gibHoffnung" werden weiter dringend erbeten (Spendenkonto: #GibHoffnung, IBAN AT76 3429 0000 0624 0758).
Quelle: kathpress