Innsbruck: Bischof Glettler unterstützt Protest für Flüchtlinge
"Man darf die Menschen, die auf Lesbos in einem überfüllten Notlager ohne ausreichenden Schutz vor Kälte und Nässe festsitzen, nicht zum Spielball einer europäischen Abschreckungspolitik machen." Das hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, der sich bei einem Lokalaugenschein im Advent selbst von den menschenunwürdigen Zuständen im Flüchtlingslager Kara Tepe überzeugen konnte, anlässlich einer Solidaritätsaktion junger Tiroler betont. Als Sinnbild für die Lage frierender Flüchtlinge campieren sie seit Tagen im Kalten, wie die "Tiroler Tageszeitung" (TT, 3.1.) berichtete. Glettler sagte den in der Innsbrucker City Zeltenden seine Unterstützung zu, denn "was sich in Griechenland und in Bosnien gerade abspielt, ist eine große humanitäre Katastrophe, eine Schande für Europa".
In diesem Zusammenhang erneuerte der Bischof die kirchlicherseits vielfach geäußerte Bitte an Bundeskanzler Sebastian Kurz, zumindest 100 Familien in Österreich aufzunehmen. Gemeint seien Familien, die ohnehin schon einen positiven Asylbescheid hätten, aber von Lesbos nicht wegkommen. "Die aktuelle Notlage und unser Gewissen verpflichten uns dazu", sagte Glettler am Montag gegenüber Kathpress.
"Selbstverständlich braucht es auch die Hilfe vor Ort, gerade für Kinder. Aber man sollte das eine nicht gegen das andere ausspielen", meinte Glettler. Dieses Anliegen teilen auch Ex-EU-Kommissar Franz Fischler und Grünpolitikerin Ingrid Felipe, die gemeinsam mit dem Innsbrucker Bischof Kerzen entzündeten.
Eine breite Bewegung in ganz Österreich wünscht sich mittlerweile eine humanitäre Aufnahme der Notleidenden, wies Glettler hin. "Es wäre kein Zeichen von Schwäche, sondern eines von politischer Führungsstärke, wenn unser Bundeskanzler in dieser Frage seine Einstellung ändern würde."
Mehr als 100 Protestierende
Dass die Bundesregierung trotz der unbestritten desolaten Verhältnisse auf Lesbos bei ihrem Nein zur Aufnahme von Flüchtlingen bleibt, wollte Niki Neureiter, Gründer der Initiative "Ein Wochenende für Moria", laut TT nicht länger hinnehmen. "Es kann nicht richtig sein, dass wir zu Hause in der Wärme sitzen und irgendwelche Petitionen unterschreiben mit dem Wissen, was in den Lagern abgeht." Um an die "moralische Pflicht" der Regierung zu erinnern, verbringen Neureiter und inzwischen viele andere Tiroler als Privatpersonen die Wochenenden in Zelten am Vorplatz des Innsbrucker Landestheaters. Als am Samstagabend Kerzen als Zeichen der Solidarität angezündet wurden, gesellte sich auch Bischof Glettler zu den inzwischen mehr als 100 Protestierenden.
Quelle: kathpress