Tirol: Kirche und Land gedachten der Corona-Toten
Mit einer Gedenkmesse und einem Gedenkakt in Innsbruck haben Kirche und Land Tirol am Silvesterabend der Corona-Toten der vergangenen Monate gedacht. Auf Initiative von Bischof Hermann Glettler und Landeshauptmann Günther Platter wurde auf dem Landhausplatz 477 Gedenkkerzen entzündet - eine für jeden Mensch, der 2020 in Tirol mit oder an Corona verstorben ist. Unter dem Leitgedanken "Mit dem Licht der Zuversicht in das neue Jahr 2021" gedachte man auch aller Verstorbenen, deren Verabschiedung im zu Ende gehenden Jahr wegen der Corona-Einschränkungen nur im kleinen Kreis ihrer engsten Angehörigen möglich war.
"Ihr seid nicht allein", versicherte Landeshauptmann Platter laut Mitteilung der Diözese Innsbruck bei dem Gedenkakt allen Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren haben. "Wir alle sind in stiller Anteilnahme bei Euch. Die Gedenkkerzen sind ein sichtbares Zeichen dafür - sie erhellen die Silvesternacht und sollen uns als Licht der Zuversicht in das neue Jahr hinein begleiten", so Platter.
Für das zu Ende gehende Corona-Jahr 2020 sei "das Konto des Unabgeschlossenen und Unbewältigten noch zu groß", hielt Glettler fest. Mit der Gedenkfeier wolle man das Offen-Gebliebene benennen und auch der Trauer Platz einräumen, so der Innsbrucker Bischof. Gleichzeitig gehe es um ein Zeichen des Dankes für Menschen, die in ihrem Engagement für andere über ihre Grenzen hinausgewachsen sind. "2020 wird uns allen im Gedächtnis bleiben. Mit einem Licht der Zuversicht und im Vertrauen auf Gott blicken wir auf alles Kommende - getragen von der Überzeugung, dass es in unserem Land ein verlässliches Miteinander gibt", sagte Glettler.
Nie zu vergessen, dass hinter den Corona-Statistiken persönliche Schicksale stehen: dazu mahnte der Tiroler evangelische Superintendent Olivier Dantine bei dem Gedenkakt am Landhausplatz. Gleichzeitig solle der Ausblick in das neue Jahr in der Hoffnung geschehen, dass die Pandemie "mit all ihren direkten und indirekten Folgen in einem solidarischen Miteinander bewältigt werden kann".
Bei dem - wegen der Corona-Beschränkungen im aktuellen Lockdown vor Ort nicht öffentlich zugänglichen - Gedenkakt kamen auch Vertreter weiterer Religionsgemeinschaften zu Wort. Stellvertretend für weitere Teile der Gesellschaft sprachen u.a. auch Ärzte, Pflegekräfte, Vertreter von Hilfsorganisationen, aber auch Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl und Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Martha Schultz sowie Vertreter aus Wissenschaft und Kulturbetrieb.
Glettler: "Menschen sind gefragt"
Vor dem Gedenkakt feierte Bischof Glettler einen Gedenkgottesdienst in der Georgskapelle des Alten Landhauses. 2020 hätten sich Gesundheitssystem, sozialer Zusammenhalt, Belastbarkeit der Wirtschaft und das Durchhaltevermögen der Bevölkerung auf dem Prüfstand befunden, sagte Glettler laut Predigtmanuskript. "Eine Massentestung der anderen Art, wenn man so will." Je nach Betroffenheit durch Krankheit, Todesfall oder durch die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen falle dabei der Rückblick für den Einzelnen unterschiedlich aus.
Gewiss sei, dass man auch nach der Krise mit unlösbaren Spannungen und einer Vielfalt von Meinungen, politischen Überzeugungen und Lösungsvorschlägen für Konflikte leben werden müsse. "Hüten wir uns vor den Echokammern und Kommunikationsblasen, die einen echten Dialog abwürgen", mahnte Glettler.
Nur mit Eigenverantwortung und Engagement könne es auch künftig ein "Wir" in der Gesellschaft geben, so der Bischof weiter. "Vor allem in den Krisen und Nöten der Zeit spricht Gott zu uns. Oft auch durch ganz alltägliche Situationen und immer durch die konkreten Menschen in unserer Nähe", sagte Glettler. Österreich werde im kommenden Jahr eine Vielfalt von Begabungen, Talenten, Freiwilligendienste und vieles mehr brauchen, "um den großen sozialen und psychischen Herausforderungen in der Krisen-Aufarbeitung annähernd gerecht werden zu können". Staatliche Unterstützungen, finanzielle Hilfspakete und wirtschaftliche Anschübe könnten hier nur einen Teil abdecken, so der Innsbrucker Bischof: "Menschen sind gefragt."
Quelle: Kathpress