Familienverband: 2020 war Belastungsprobe für Familien
Das Jahr 2020 hat gezeigt, "dass Familien eine wesentliche Ressource für die gesamte Gesellschaft sind". Das hat der Präsident des Katholischen Familienverbands, Alfred Trendl, betont. "Von einem Tag auf den anderen haben sich Familien im Frühjahr und Herbst flexibel gezeigt und selbstverständlich die Betreuung und Bildung ihrer Kinder übernommen", lobte Trendl in seiner am Mittwoch veröffentlichten familienpolitischen Jahresbilanz. Diese "systemrelevante" Leistung der Familien sei auch ein maßgeblicher Grund, warum die Infektionszahlen in den einzelnen Lockdowns sinken konnten", ist Trendl überzeugt.
Um der Herausforderung durch die Pandemie gerecht zu werden, seien zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung der Familien gesetzt worden. Ein wesentlicher Schritt sei die vom Familienverband geforderte Öffnung des Familienhärteausgleichsfonds auch für Familien gewesen, die durch Corona finanziell betroffen sind, erinnerte Trendl. Vom 15. April bis Anfang November wurden 122.376 Anträge gestellt und an rund 67.000 Familien ca. 88 Millionen Euro ausbezahlt. "Sehr erfreulich" ist laut dem Verbandspräsidenten auch, dass der Fonds nun am Ende des Jahres auch für Familien mit Einkünften aus der Land- und Forstwirtschaft geöffnet wurde.
Da viele Eltern im zweiten oder dritten Lockdown erneut arbeitslos wurden oder in Kurzarbeit sind, wäre es laut Trendl wünschenswert, wenn es für diese Fälle die Möglichkeit einer erneuten Unterstützung gäbe. Wirtschaftsbetriebe könnten im Gegensatz zu Familien mehrmals um Unterstützung ansuchen.
Lob sprach der Präsident der Regierung für die Sonderzahlung von 360 Euro pro Kind aus, die im September gemeinsam mit der Familienbeihilfe erfolgte: "Damit wurden Familien rasch und unbürokratisch unterstützt und die Kaufkraft im Land angeregt." Eine solche Maßnahme wäre freilich auch im Frühjahr 2021 wichtig, meinte Trendl. Auch die Ausweitung des Unterhaltsvorschusses war für Alleinerzieherinnen von großer Bedeutung.
Bildung und Vereinbarkeit
Neben der finanziellen Belastung habe Eltern vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie enorm herausgefordert: "Vernünftig und durchdacht" sei vor diesem Hintergrund gewesen, eine Sonderbetreuungszeit und auch einen Rechtsanspruch darauf einzuführen. Ebenfalls positiv findet Trendl, dass die Schulen und Kindergärten in Österreich - anders als in anderen Ländern - immer eine Notbetreuung anboten.
Im Bildungsbereich nannte Trendl auch die Einführung des Ethikunterrichts für alle Oberstufenschüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, einen "Meilenstein". Aufholbedarf sieht er im Bereich Digitalisierung: "Da sind heuer viele Defizite offenbar geworden, vor allem was die Ausstattung der Schulen betrifft." Bis 2022 sollten 200 Millionen Euro ausgegeben werden, um Schüler der fünften und sechsten Schulstufe mit Laptops und Tablets auszustatten.
Im Blick auf 2021 sieht Trendl weitere familienpolitische Aufgaben: Nach wie vor fehle es an leistbarem Wohnraum. Und im Neuen Jahr sollte "endlich die Umstellung bei der Anrechnung von Kinderziehungszeiten vom bisherigen Frauenmedianeinkommen auf das allgemeine Medianeinkommen erfolgen", forderte der KFÖ-Präsident. Beim Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen gelte es nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität zu achten, übte Trendl Kritik an der "unverantwortlichen" Haltung der Sozialpartner. Als "Diskriminierungen von Familien" bewertete er überdies die kürzlich erhöhte Normverbrauchsabgabe für größere Autos sowie die umsatzsteuerliche Begünstigung von Hygieneartikel von Frauen, nicht aber von Kindern.
Quelle: kathpress