Marketz: Weihnachten 2020 mit weniger Glitzer, aber menschlicher
Im Corona-Jahr 2020 hat das Weihnachtsfest nach Ansicht des Kärntner Bischofs Josef Marketz "weniger Glitzer, doch es kann menschlicher werden": Während beim Geburtsfest Jesu in anderen Jahren Werte wie Menschlichkeit, Liebe und Stille oft "gar keine Chance" hätten, werde nun aufgrund der besonderen Umstände vieles bewusster vollzogen und man könne sich mehr auf Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Zärtlichkeit besinnen, befand der erst vergangenen Februar geweihte Bischof im Weihnachtsinterview mit der "Kleinen Zeitung". Wichtig sei auch, Zuversicht zu verbreiten, die darin begründet sei, "dass wir Gott nicht egal sind".
Es sei eine zentrale "Frohbotschaft" von Weihnachten, dass beim zärtlichen Umgang miteinander Freude aufkomme, führte Marketz in einem weiteren Interview mit der "Krone" aus. Zärtlichkeit sei auch mit Maske und ohne Berührung möglich: Auch Worte, Gesten oder Blicke könnten Wohlwollen vermitteln, und es sei manchmal sogar besser, "von der Umarmung einen Schritt zurückzugehen, da sieht man den ganzen Menschen und kann ihn vielleicht noch besser annehmen und lieben." Ausdruck von Wertschätzung und Dank sei angesichts der "dunklen Zeit" doppelt so wichtig. "Worte können wie Geschenke sein", so der Bischof.
Weihnachten sei heuer jedoch eindeutig auch "mit mehr Sorgen verbunden", erklärte Marketz - wiederum gegenüber der "Kleinen Zeitung" - mit Blick auf Zukunftsängste, Sorgen um den Arbeitsplatz und vermehrte Spannungen bei Menschen mit psychischen Problemen. Bei manchen werde wegen Corona das Gefühl von Einsamkeit überwiegen. Angesichts dessen sei das gegenseitige Halt- und Stützegeben besonders wichtig.
Die Bedeutung des "Helfens beim Leben" hob Marketz auch mit Blick auf die kürzlich erfolgte Lockerung des Suizidbeihilfe-Verbotes durch den Verfassungsgerichtshof hervor. Die hier entscheidende Frage sei nicht, "ob sich das Leben in jeder Phase lohnt, sondern ob jemand in so einer Phase dem anderen noch Sinn zusprechen kann". Schlimm sei es, sich als Belastung für andere und als nichts mehr wert zu empfinden. Angesichts dessen fordere er dazu auf, sich "menschlich" zu verhalten und "dem anderen zu sagen, dass er wertvoll ist", so der Bischof. Schließlich bedeuteten weder Alter noch Krankheit oder Schmerzen, dass man für niemanden mehr Bedeutung habe.
Angesichts der katastrophalen Situation in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln forderte Bischof Marketz von Österreich politische und humanitäre Lösungen mit einer "zumindest zeichenhaften" Beteiligung an der Hilfe, die viele andere europäische Staaten bereits zugesagt haben. Bei der bisherigen Regierungslinie komme er sich vor "wie am Ufer eines zugefrorenen Sees, wo Leute auf dem gerade einbrechenden Eis um Hilfe rufen und es mir verwehrt wird, sie zu retten", so der Kärntner Oberhirte. Die Menschen in den Lagern dürfe man "nicht völlig in einem Meer von Hoffnungslosigkeit versinken lassen".
In seiner Tätigkeit als Bischof gehe es ihm darum, durch sein Leben und seine Arbeit Vertrauen zu gewinnen, sagte Marketz. Das Bistum Gurk sei nach der Kärntner Kirchenkrise neu aufgestellt worden, wobei eine Präsentation der Veränderungen für Februar 2021 geplant sei. "Es wird so, dass die Menschen sagen können: Das ist einer Kirche gemäß", versprach der Bischof. Auch in der Diözese würden derzeit die gremialen Strukturen evaluiert und neu geordnet. Besonders die Mitverantwortung der Laien ist Marketz dabei wichtig.
Quelle: kathpress