Bischöfe: Weihnachten zeugt von Sehnsucht der Menschen nach Nähe
Weihnachten im Corona-Jahr 2020 sowie die damit verbundenen Wünsche und Sorgen zeugen von der Sehnsucht der Menschen nach Nähe und Trost. Darauf haben der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und der Feldkircher Bischof Benno Elbs in weihnachtlichen Botschaften in verschiedenen österreichischen Zeitungen verwiesen. Weihnachten sei von jeher das Fest der Sehnsucht, "nicht das Fest der erfüllten Sehnsucht", betonte Erzbischof Lackner in der Weihnachtsausgabe des Salzburger "Rupertusblatts". Diese Sehnsucht löse sich auch trotz Terror, Pandemie oder politischer Debatten nicht auf.
"Halten wir die oft nur glimmende Sehnsucht, die über unsere Wirklichkeit und alles Nützlichkeitsstreben hinausweist, die jedem menschlichen Leben seine unauslöschliche Würde gibt, aus", lautet der Appell des Bischofskonferenz-Vorsitzenden. In Zeiten der Ausweglosigkeit gebe es zudem eine "Lampe Gottes", verwies Lackner auf die das 1. Buch Samuel der Bibel.
"Wie kein anderes Fest stellen uns Weihnachten und vor allem die vorangehenden Tage der Adventszeit diese Sehnsucht als Grundwort des Glaubens vor Augen", betonte Lackner. In der Geburt Jesu offenbare sich zu Weihnachten "die Erfüllung der Sehnsucht in einem Säugling".
Glettler: Appell zu Versöhnung und Gesprächen
Angesichts der ermüdenden und physisch wie psychisch belastenden Corona-Monate solltendie Menschen "einander zuhören" und trösten, rief Bischof Glettler in einem Gastkommentar in der "Tiroler Tageszeitung" (TT) am Heiligen Abend auf. Das Weihnachtsfest im Corona-Jahr berühre "unser Menschsein" noch stärker als sonst, so der Innsbrucker Diözesanbischof. Es fühle sich "anders als gewohnt, eigenartig fremd und 'weihnachtlicher' zugleich" an, und es gebe "etwas mehr Ruhe, fast eine verordnete 'Besinnlichkeit'".
Die Grundthemen von Weihnachten, wie Zugehörigkeit, Nähe, Wertschätzung, Versöhnung und Fürsorge, zeigten sich teils sogar in der "trotzigen" Ansage "Wir lassen uns Weihnachten nicht nehmen!", meinte Glettler. Dies sei mehr als nur der Wunsch nach einer großen Party, sondern zeige, dass Weihnachten "unser Menschsein berührt".
Zum wirklichen Fest werde Weihnachten aber, "wenn wir ein paar Schritte der Versöhnung wagen". Das Bedürfnis nach Versöhnung würden die Menschen in sich tragen, es sei aber von "billiger Harmonie übertüncht, weil uns die Kraft zu einer notwendigen Aussprache fehlt", so Glettler, der zu Gesprächen und Vergebung aufrief. Zudem wurde Weihnachten nicht immer in "wohltemperierten Wohnzimmer mit herrlichem Wohlfühlfaktor" gefeiert, meinte der Innsbrucker Bischof. Gott schenke sich "am liebsten dort, wo jemand mit dem eigenen Unvermögen kämpft. Jesus wird nicht umsonst als Retter bezeichnet".
Die Geburt Jesu schenke die begrenzten Ressourcen Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit "in einer Überdosis". Das Weihnachtsfest zeige damit die "Wertschätzung Gottes für uns Menschen" und könne dazu inspirieren, nicht "trotzig oder selbstmitleidig" darauf zu warten, dass sich irgendjemand uns zuwendet. Glettler: "Das Christkind verabreicht niemandem ein Trost-Bonbon, sondern lädt uns ein, Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit einander zu schenken."
Elbs: Appell für Menschenwürde und Solidarität
"Während alle Welt im Moment auf Distanz lebt, ist an Weihnachten der Abstand zwischen Gott und Mensch zusammengeschmolzen auf null": Das betonte der Feldkircher Diözesanbischof, Benno Elbs, in den Vorarlberger Nachrichten (VN) am 24. Dezember. In einem Gastkommentar beschrieb er die Weihnachtsbotschaft als "ganz einfach": Gott sei "gekommen, um zu bleiben", um den Traum von einer Welt, in der alle Menschen menschenwürdig leben können, zu verwirklichen.
Angesichts des Klimawandels, der größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich oder den unmenschlichen Bedingungen für Flüchtlinge auf den griechischen Inseln, sei das Ziel der Menschenwürde fragwürdig geworden. "Überall dort, wo Menschen verfolgt werden, wo sie leiden und hungern - dieser Ort muss im selben Moment zum Mittelpunkt des Universums werden", zitierte Elbs den Schriftsteller und Shoa-Überlebenden Elie Wiesel (1928-2016). Es müsse auch aktuell alle Energie darauf verwendet werden, um solidarisch zu sein und zu helfen, appellierte der Feldkircher Bischof.
Ähnlich wandte sich Elbs in einer Weihnachtsbotschaft an die Leserinnen und Leser des "Vorarlberger KirchenBlatts". "Hoffnung schenken können wir immer", zitierte der Bischof einen kürzlich bei einem Austausch mit Priestern gesagten Satz. Für ihn, so Elbs, sei das "wie eine Überschrift über die heurige Advent- und Weihnachtszeit und zugleich ein Auftrag uns Christinnen und Christen: Hoffnung zu schenken, überall dort, wo Angst, Not und Verzweiflung herrschen."
Die christliche Zuversicht fuße im tiefen Vertrauen darauf, "dass Gott Mensch wird und mit uns durch das Leben geht", erinnerte der Bischof: "Denn wenn es schwierig wird, macht sich Gott nicht aus dem Staub, sondern ist uns in Gestalt eines Kindes ganz besonders nahe."
Quelle: kathpress