Auch Ordenskonferenz fordert Aufnahme von Flüchtlingen aus Lesbos
Die Österreichische Ordenskonferenz appelliert erneut an die Bundesregierung und alle EU-Länder, ihre Asylverpflichtungen wahrzunehmen. Die Situation von vor Bürgerkrieg und Hungersnot geflüchteten Menschen auf dem griechischen Festland und den Ägäis-Inseln bezeichneten die heimischen Orden in einer Aussendung am Montag als "prekär und menschenunwürdig". Wenige Tage vor Weihnachten forderte die Dachorganisation der österreichischen Männer- und Frauenorden dazu auf, Augen und Herzen nicht zu verschließen, sondern an jene zu denken, "die mit dem Überleben kämpfen".
Die Herbergssuche der Heiligen Familie sei "erschreckend aktuell", mahnte die Ordenskonferenz. Es brauche Hilfe für die "Herbergssuchenden von heute". Und weiter: "Schauen wir endlich bewusst hin, handeln wir menschlich und nehmen wir diese Menschen auf - jetzt!".
Während man sich in Österreich aufgrund der Corona-Pandemie frage, "ob wir den Heiligen Abend und die Weihnachtsfeiertage in einem gemeinsamen geheizten Raum mit unseren Angehörigen verbringen können", seien Flüchtlinge auf Lesbos widrigen Umständen ausgesetzt, so die Ordensvertreter. Menschen befänden sich wegen der schlecht ausgerüsteten Zeltlager durch die vorherrschende Winterkälte und dem Regen in Lebensgefahr, "darunter auch viele minderjährige Kinder, die ihre Eltern auf der Flucht verloren haben".
Zuletzt hatten u.a. der Bischofskonferenz-Vorsitzende Franz Lackner, Kardinal Christoph Schönborn und auch die Katholische Aktion Österreichs entsprechende Forderungen von Hilfsorganisationen zur Aufnahme von Flüchtlingen unterstützt. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler besuchte vor zwei Wochen die Insel Lesbos und machte sich vor Ort ein Bild vom Elend der tausenden Flüchtlinge an einem der "größten humanitären Katastrophenschauplätze Europas", wie er sagte.
Die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer, kritisierte am Montag die Bundesregierung: "Bisher prallten alle Appelle, wenigstens eine kleine Geste für Kinder und Jugendliche zu setzen, am türkisen Teil der Bundesregierung ab", meinte sie in einer Aussendung. Das Verfolgen einer falschen "klaren Linie" habe für Flüchtlinge - darunter für viele Kinder - fatale Folgen, mahnte auch Erich Hohl, Integrationsbeauftragter der Diözese Graz-Seckau, in einer Erklärung. Die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern hätten nichts mehr mit Menschenwürde zu tun, so Hohl, der dabei auf Berichte über Schlamm und Ratten in Kara Tepe verwies.
Die jüngste Ankündigung von Außenminister Alexander Schallenberg und Innenminister Karl Nehammer, wonach die Bundesregierung Pläne habe, eine Tagesbetreuungseinrichtung von SOS Kinderdorf für Flüchtlingskinder auf der griechischen Insel Lesbos zu finanzieren, sei zwar zu begrüßen, meinte Hohl. Unverständnis zeigte der Integrationsbeauftragte aber dahin gehend, dass die Evakuierung von besonders benachteiligten Flüchtlingen und vor allem von Kindern nicht möglich sei. "Denn Hilfe vor Ort ist ein wichtiger Impuls, dem allerdings weitere Sofortmaßnahmen folgen müssen", forderte Hohl.
Diakone: Lage auch auf anderen Inseln unzumutbar
Auch die Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria-Katharina Moser, drängte am Montag weiter auf eine Aufnahme von Flüchtlingen. Dies müsse "besser heute als morgen" geschehen. Unzumutbare Bedingungen für Schutzsuchende herrschten auch auf Inseln wie Samos und Chios. Derzeit richte sich der Blick der Öffentlichkeit jedoch nur auf die unhaltbare Situation im Lager Kara Tepe auf Lesbos, so Moser.
Inzwischen befänden sich in den Flüchtlingslagern auch viele Menschen, die zwar bereits einen offiziellen Schutzstatus erhalten haben, dadurch aber keinen Zugang mehr zu staatlicher Unterstützung hätten und die Inseln nicht verlassen könnten, erklärte Moser. Selbst auf dem griechischen Festland, wo die meisten Flüchtlingslager zwar eine bessere Versorgung, als auf den Inseln, zur Verfügung stellten, sei die Situation für Flüchtlinge mit offiziellem Schutzstatus katastrophal.
Die Diakonie-Direktorin appellierte an die Bundesregierung "ihre ablehnende Haltung zur solidarischen Aufnahme von Schutzsuchenden aus Griechenland überdenken, bevor in den Lagern Menschen erfrieren". Zudem gebe es in Österreich bereits eine "breite Welle von Hilfsangeboten".
Quelle: kathpress