Rosenberger: Spiritualität von dogmatischem Überbau befreien
Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger hat für eine Spiritualität ohne dogmatischen Überbau geworben. Eine solche "Ökumene des Geistes" ermögliche auch, mit anderen Religionen oder spirituellen Atheisten ins Gespräch zu kommen, sagte der aus Würzburg stammende Priester am Sonntag im Interview mit der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "In der klassischen Ökumene stehen dogmatische Fragen im Mittelpunkt: Wie versteht man die Eucharistie, die Sakramente insgesamt oder wie ist der Stellenwert von Kirche für das Heil der Menschen?" Die Ökumene des Geistes würde von solchen Fragen absehen.
Der Moraltheologe, der seine Vorstellungen in seinem neuen Buch im Würzburger Echter-Verlag darlegt, macht seine Forderung beispielhaft an den Begriffen Glaube, Hoffnung und Liebe fest. Werde dabei der dogmatische Überbau zur Seite geschoben, bekämen diese existenzielle Bedeutung.
Glauben ist dann einfach dieses Vertrauen in das prinzipiell Gute des Lebens; Liebe die Bereitschaft und Fähigkeit, sich wirklich ganz zu verschenken. Und dann ist Hoffnung die Überzeugung, dass das, wofür ich mich einsetze, einen Sinn hat. Auf dieser Ebene kann ich ganz eng mit anderen Religionen oder mit Atheisten zusammenkommen.
Rosenberger spricht von einer "engagierten Gelassenheit". Diese sei eine gesunde Verbindung zwischen einem wirklich leidenschaftlichen Engagement für eine gute und gerechte Gesellschaft gegenüber allen Geschöpfen, gepaart mit der Gelassenheit in dem Wissen, nicht alle Probleme der Menschheit lösen zu können. Das sei auch der Ansatz des Papstes. Franziskus wolle deutlich machen:
Mich verbindet als engagierten Christen mehr mit dem für die Schöpfung oder für soziale Gerechtigkeit engagierten Muslim und Atheisten als mit einem gleichgültigen Christen.
Quelle: kathpress