Telefonseelsorge Linz: "Sicher" Weihnachten feiern
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen ist die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Geborgenheit angesichts des zurückliegenden Corona-Jahres besonders groß: Das hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der "Telefonseelsorge Oberösterreich" betont. "Wir werden Weihnachten 'sicher' feiern, aber anders", so der Bischof. Die Telefonseelsorge könne helfen, wenn Einsamkeit oder Zweifel überhandnehmen. Scheuer ist einer der prominenten Unterstützer der Telefonseelsorge in der Weihnachtszeit und wird am Samstag (19. Dezember) von 18 Uhr bis 19 Uhr ein offenes Ohr für Anrufer haben; Landeshauptmann Thomas Stelzer am Donnerstag (17. Dezember) von 18 Uhr bis 19 Uhr. Die Telefonseelsorge ist auch in den Weihnachtsfeiertagen unter der Nummer 142 erreichbar.
Viele seien "hin- und hergerissen zwischen Freiheitsdrang und der Sorge um die eigene Gesundheit", wies Scheuer hin. Zugleich sei Weihnachten für nicht wenige Menschen "schon unter normalen Umständen ein Fest großer Anspannung und Anlass für Konflikte und Selbstzweifel". Die Corona-Krise und ihre Folgen würden dies noch verstärken. Die Telefonseelsorge nannte Scheuer in dieser Situation "ein wichtiges Instrument der Kirche, um Menschen in Not diese Nähe und Zuwendung anzubieten". Und weiter: "Es braucht eine Kirche, die keine Angst davor hat, in die Nächte der Menschen hineinzugehen und sie dort zu begleiten."
Es sei gut, "ein Gegenüber zu haben, das zuhört", betonte auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer. Die aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie könnten für Menschen eine enorme psychische Belastungen darstellen. "Ein vertrauliches Gespräch kann hier oftmals eine entscheidende Hilfestellung sein", meinte Stelzer.
Weihnachten anders feiern
"Corona bringt auch zu Weihnachten die Pläne durcheinander. Wir müssen das Fest anders feiern", brachte es Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der "Telefonseelsorge OÖ", auf den Punkt. Dazu gehöre es auch sich von den "Vorstellungen einer heilen Welt zu verabschieden, die wir uns wünschen, die es aber kaum gibt", so die Psychotherapeutin. Nach einem Corona-Jahr 2020 gelte es sich auf ein "anderes Fest" einzulassen und dieses so zu gestalten, "wie wir es möchten", meinte Lanzerstorfer-Holzner. "Glitzer und Spritzkerzen können auch Krisen und Sorgen nicht überdecken", daher gehe es in diesem Jahr verstärkt darum, die erzwungene Entschleunigung zu akzeptieren oder neue Rituale zu entwickeln.
Corona, Lockdowns und die sozialen Folgen der Krisen beeinträchtigten aber auch die Psychische Verfasstheit vieler Menschen. "Die Feiertage können die bestehenden Konflikte nun nochmals befeuern. Wenn die weltweite Krise auf Einsamkeit, Sprachlosigkeit, Unverständnis, ein Nicht-Miteinander trifft, ist die psychische Verfasstheit enorm beeinträchtigt", so die Telefonseelsorgerin. Hier könne es helfen, sich anonym und vertraulich an die Telefonseelsorge zu wenden.
Für Menschen mit Sorgen und Nöten sei Telefonseelsorge auch über Weihnachtsfeiertage erreichbar, verwies Lanzerstorfer-Holzner. "Wer lieber schreibt", könne sich via Chat- oder Mail-Beratung an die Telefonseelsorge wenden (www.onlineberatung-telefonseelsorge.at).
Die Anzahl der Kontaktaufnahmen belege auch die Notwendigkeit des Angebotes, betonte die Leiterin der "Telefonseelsorge OÖ", Silvia Breitwieser: So gab es aktuell im Jahr 2020 über 18.600 Beratungsgespräche (Stand Mitte Dezember) mit einer Beratungszeit von rund 5.200 Stunden. Das Angebot wird dabei verstärkt von Frauen (71 Prozent) angenommen, Männer machen 29 Prozent der Kontakte aus. Die meisten Anrufenden sind zwischen 40 und 60 Jahren alt. An die Onlineberatung wenden sich vorwiegend Jüngere, so sind 48 Prozent der Ratsuchenden in der Mailberatung und 58 Prozent der Chatnutzer unter 30 Jahre alt. Die Top drei Hauptberatungsthemen sind Beziehungsprobleme, Einsamkeit und drittens die psychische Gesundheit.
Quelle: kathpress