Hilfe für Obdachlose: Caritas sammelt für Gruft-Winterpaket
Der Wintereinbruch und die Corona-Pandemie trifft obdachlose Menschen heuer in doppelter Weise und besonders hart. Die Wiener Caritas machte am Donnerstag bei einem Medientermin auf die Not Wohnungsloser aufmerksam und rief zum Spenden für das Gruft-"Winterpaket" auf. Corona bedeute für Obdachlose enormen Stress und einen "körperlichen und psychischen Ausnahmezustand", sagte Caritasdirektor Klaus Schwertner. "Unser Motto lautet daher seit Monaten: Mehr Notquartierbetten, mehr Streetwork, mehr Hilfe - und all das unter dramatisch erschwerten Bedingungen." Hier hofft die Hilfsorganisation weiter auf Unterstützung durch die Bevölkerung. Eine Spende von 50 Euro finanziert einen Schlafsack und eine warme Wahlzeit.
Im ausklingenden "Jahr des permanenten Ausnahmezustands" habe die Caritas ihre Obdachlosenhilfe weiter verstärkt, berichtete Schwertner. Streetwork-Teams waren trotz Pandemie und auch den Sommer über täglich im Einsatz, hunderte Schlafsäcke und auch Hygienepakete wurden ausgegeben. Einen deutlichen Anstieg verzeichneten die mobilen Suppenbusse der Caritas, die bis Ende November bereits knapp 83.500 Teller warme Suppe verteilt haben. Das sind etwa 11.500 Portionen mehr als im Vorjahr.
Die Hilfsorganisation bietet in Wien zudem aktuell an die 1.900 Notquartier-, Schlaf- und Wohnplätze. Dafür wurden zusammen mit der Stadt Wien u.a. bestehende Nachtquartiere erweitert, um ein 24-Stunden-Angebot zu ermöglichen. In Wiener Pfarrgemeinden öffnen in diesen Tagen auch 27 Wärmestuben ihre Türen, wo Menschen kleine Mahlzeiten und warme Getränke bekommen.
Von den insgesamt 860 zur Verfügung stehenden städtischen Notquartierbetten für Wohnungslose in Wien, von denen die Caritas der Erzdiözese Wien selbst rund 250 anbietet, sind nach Angaben der Hilfsorganisation aktuell knapp 780 belegt. Das sind derzeit etwa so viele wie im Vorjahr. Es gibt aber große Sorge, dass die Zahl der Betroffenen angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zunehmen wird. So seien die Sozialberatungsstellen der Caritas derzeit mit mehr Anfragen konfrontiert als sie bewältigen können, schilderte Schwertner. Zunehmend mehr Menschen melden sich, weil sie Unterstützung für Mieten und Lebensmittel benötigen. "Wir werden einen langen Atem in der Hilfe brauchen. Die Folgen der Corona-Krise werden uns noch lange beschäftigen", ist der Geschäftsführende Wiener Caritasdirektor überzeugt.
Kältetelefon und Schlafsäcke "können Leben retten"
In der Obdachlosenhilfe ist aktuelles Ziel der Wiener Caritas, all jene Menschen mit mobilen Hilfe zu erreichen, die auch bei Minusgraden noch auf der Straße sind. Caritas-Streetworkerin Susanne Peter schilderte dazu ihre beiden Weihnachtswünsche: "Dass möglichst viele Menschen die Nummer des Kältetelefons im Handy einspeichern und anrufen, und dass möglichst viele Wienerinnen und Wiener uns mit der Spende für ein Gruft-Winterpaket unterstützen. Diese Schlafsäcke können Leben retten!"
Peter - sie leitet die Streetworkteams der Wiener Caritas - geht davon aus, dass auch derzeit einige hundert Menschen in Parks und Hauseingängen übernachten. Wird über das Caritas-Kältetelefon unter 01/480 45 53 ein solcher Schlafplatz gemeldet, rückt ein Caritas-Team aus, um die obdachlosen Menschen zeitnah mit winterfesten Schlafsäcken, Tee oder Suppen zu versorgen und einen Platz in einem Notquartier anzubieten. Seit November wurden mehr als 1.150 Anrufe unter der rund um die Uhr erreichbaren Nummer, die von 70 Ehrenamtlichen betreut wird, entgegengenommen. "In medizinischen Notfällen gilt es nach wie vor unbedingt die Rettung zu rufen", betonte Caritas-Streetworkerin Peter.
Markovics: Pandemie gemeinsam durchstehen
Die aktuelle Kampagne für das "Winterpaket" wird auch von Schauspieler Karl Markovics unterstützt. Er begleitete zuletzt Caritas-Helfer in einem der Suppenbusse, die warme Mahlzeiten in Wien verteilen. Viele Menschen würden in der aktuellen Krisensituation ihre Verantwortung für andere wahrnehmen, hielt Markovics fest. Mit einem "Gruft Winterpaket" könne jeder helfen. "Mit 50 Euro Spende können wir sehr viel tun im jetzt erst bevorstehenden Winter und gerade in einer Zeit, wo wir auch diese Pandemie gemeinsam durchzustehen haben."
Auch von der großen Bedeutung der Caritas-Arbeit zeigte sich Markovics überzeugt. Ausdrücklich würdigte er, wie etwa in der Obdachlosenhilfe respektvoll mit Menschen in Not umgegangen werde. "Vom Respekt allein wird man natürlich nicht satt. Aber es ist unglaublich wichtig was da passiert: Dass Menschen nicht nur abgespeist oder als Bittsteller wahrgenommen werden, sondern als Kundschaft, als Menschen, die etwas Wichtiges bekommen und für die man etwas Wichtiges tut."
Appell an Regierung
Caritasdirektor Schwertner nutzte den Medientermin auch, um Appelle an die Bundesregierung und die Stadt Wien zu richten. Der beschlossene Delogierungsstopp bis 2022 und dass Miet-Rückstände nun bis Ende März nächsten Jahres gestundet werden können, sei "gut, aber noch nicht gut genug". Schwertner spielte damit darauf an, dass die Stundungen nur für Menschen gilt, die zwischen April und Juni Probleme bei der Zahlung ihrer Miete hatten. Dies müsse auf die gesamte Dauer der Pandemie erweitert werden und die Regelung solle auch für jene Menschen gelten, die bereits vor der Pandemie in einer sozialen Notlage waren, forderte Schwertner, denn: "Wer vor der Krise arbeitslos war, findet in der Regel auch jetzt keinen Job." An die Verantwortlichen im Wiener Rathaus richtete der Caritasdirektor die Bitte, die Winternothilfe für besonders vulnerable Gruppen auch 2021 über den Sommer hinaus zu verlängern.
(Caritas Spendenkonto: IBAN AT163100000404050050, BLZ 31000, Kennwort "Gruft Winterpaket"; Online-Spenden unter www.gruft.at; Wiener Caritas-Kältetelefon erreichbar unter 01/480 45 53)
Quelle: kathpress