Offene Kirchen in Corona-Krise besonders wichtig
Offene Kirchen und Möglichkeiten schaffen, dass Menschen Hilfe bekommen, wenn sie in Not geraten - das sind für Sr. Franziska Bruckner, stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz und Generaloberin der Amstettner Franziskanerin, die wichtigsten Aufgaben der Kirche in Zeiten der Corona-Einschränkungen. Sie äußerte sich in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche".
Wie wichtig offene Kirchen sind, zeige sich etwa an den Erfahrungen in der eigenen Klosterkirche in Amstetten: "Wir merken es etwa an den Lichtern, die angezündet werden: Das sind schon um einige mehr als vor dem Lockdown. Wenn eine unserer Schwestern in der Kirche ist, dann ergibt sich oft ein Gespräch - diese Offenheit füreinander ist wichtig." Große Angebote könnten die Schwestern nicht machen, "umso wichtiger ist es, die kleinen Momente wahrzunehmen".
Im Blick auf Weihnachten zeigte sich die Ordensvorsitzende überzeugt, dass es nicht sinnvoll sei, öffentliche Gottesdienste wieder auszusetzen, "sondern, so gut es geht, mit Abstand in den Kirchen die Gottesdienste zu feiern". Die Familien müssten zudem unter sich feiern, mit weniger Verwandtenbesuchen. Bruckner: "Ich denke, dass das Fest mit diesen Herausforderungen heuer bewusster erlebt wird. Die Heilige Familie ihrerseits hatte ja große Herausforderungen zu meistern, sie hatten keinen Platz 'in der Herberge'."
Statt dem "netten" Weihnachtsfest werde es mehr darum gehen, "dem Inhalt des Festes näherzukommen, die Geburt des Gottessohnes gegenwärtig sein zu lassen - auch in der Dramatik, die die Heilige Familie damals erlebt hat. Das kommt dem Geheimnis von Weihnachten ein großes Stück näher."
Das religiöse Erbe in die Zukunft tragen
Dass Männer- und Frauenorden nun unter dem gemeinsamen Dachverband der Österreichischen Ordenskonferenz zusammenarbeiten, bewertete Bruckner sehr positiv: "Wir haben als Frauengemeinschaften und Männergemeinschaften versucht, gut aufeinander zu hören. Die Offenheit, die sich im Lauf der Zeit entwickelt hat, setzt sich nun in der konkreten Arbeit fort." Es sei wichtig, "dass wir unsere Anliegen gemeinsam vertreten". Nicht zuletzt in der Frage des Umgangs mit Missbrauch sei es wichtig, gemeinsam zu arbeiten.
Bruckner: "So wie wir jetzt zusammenwirken, geht es um den gemeinsamen Auftrag, um das geistliche Leben in Österreich, um das religiöse Erbe, das wir in die Zukunft tragen wollen. Wir gestalten aktiv mit und leisten unseren Beitrag in und mit der Kirche.
Orden könnten von ihrer Struktur her leichter auf Veränderungen - "auf die Not vor Ort oder auf die Not der Zeit" - reagieren, "weil der Apparat nicht so groß ist", meinte die Ordensoberin. Orden hätten in dieser Beziehung eine Vorreiterrolle und könnten auch nicht so einfach in die Schranken gewiesen werden, weil sie innerhalb der Kirche eine gewisse Autonomie haben. "Das ist eine Chance, die die Orden nutzen sollten", so Bruckner.
Menschlicher Umgang mit alten Ordensleuten
Auf die Überalterung bei den Frauenorden angesprochen meinte Bruckner wörtlich: "Es ist zweifellos eine konkrete Anfrage an uns als Gemeinschaften, wie wir mit dem eigenen Altwerden und mit unseren älteren Mitschwestern und Mitbrüdern umgehen. Das beinhaltet auch die Frage, wie gehen wir als Gesellschaft mit dem Altwerden um, denn die Gesellschaft als Ganzes wird in Österreich nicht jünger." Die Orden würden durch einen menschlichen Umgang mit den alt werdenden Brüdern und Schwestern auch gesellschaftspolitisch Position beziehen, so Bruckner: "Es gilt das Leben zu schützen in allen Phasen. Und wir wollen gut dafür sorgen, dass Gemeinschaften, die wenig bis keinen Nachwuchs haben, gut abschließen können."
Gerade auch in den Frauenorden erlebe man zudem die Zusammenarbeit mit Menschen, die keinem Orden angehören, als großen Schatz. Bruckner: "In unseren Werken und Einrichtungen sind vielfach keine Ordensfrauen mehr tätig, und trotzdem gibt es innige Beziehungen auf der Ebene der Spiritualität." In ihrer eigenen Gemeinschaft gehe es etwa darum, "wie wir im Miteinander dem franziskanischen Erbe, das wir von unserer Stifterin übernommen haben, ein Gesicht geben". Frauen und Männer, die in den Einrichtungen der Franziskanerinnen tätig sind und keiner Ordensgemeinschaft angehören, "machen den Spirit, der uns als Gemeinschaft bewegt, in ihrem Wirken und Handeln sichtbar". Und: "Es gibt tatsächlich viele, die mitgehen und mittun und eben diesen Spirit aus innerer Überzeugung weitertragen. Dafür sind wir unendlich dankbar."
Quelle: kathpress