![Mathias Kessler, Nowhere to Be Found, 2010 Galerie Heike Strelow, Frankfurt am Main Courtesy of Galerie Heike Strelow and the Artist, Foto: Mathias Kessler](/img/2f/4d/e12bb48e24b99fb13eee/-asset-b706afbbd0574d89d342.jpg)
Dom Museum Wien: Ein Totenkopf und eine Handvoll Erde
Seit Mittwoch, 9. Dezember, lädt das "Dom Museum Wien" wieder zum "Live"-Besuch der Sonderausstellung "Fragile Schöpfung", die in Zeiten von Pandemie und Umweltzerstörung wie kaum eine andere den Nerv der Zeit trifft. Direktorin und Kuratorin Johanna Schwanberg wählte dafür viel Zeitgenössisches aus, bis ins Mittelalter zurückreichende Exponate unterstreichen jedoch, dass das Thema - die künstlerische Auseinandersetzung mit der komplexen Beziehung zwischen Mensch und Umwelt - ein Menschheitsthema ist. In einem Podcast, der u.a. auf der Website der katholischen Kirche in Österreich (www.katholisch.at) abrufbar ist, erläutert die Museumsdirektorin die Hintergründe der Schau.
Ein Mensch in einem weißen Hemd, der einen Haufen Erde in der Hand hält. Mit diesem Motiv mit dem Titel "Die Erde halten" von Lois Weinberger bewirbt das Dommuseum die Ausstellung. "Wir wollten bewusst mit einem zärtlichen und liebevollen Motiv hinausgehen und einen liebevollen Idealzustand zeigen", erklärte Schwanberg. Dieser Idealzustand sei natürlich nicht immer gegeben, es gebe auch sehr eindrückliche Bilder von den Zerstörungen der Umwelt durch den Menschen.
Beim Kuratieren der Ausstellung sei ihr bewusst geworden, wie treffend das Thema gerade in Zeiten der Coronakrise sei. "Die Pandemie hat dem Eingreifen des Menschen in die Lebensräume eine neue Brisanz gegeben." Viele Philosophen stellen bereits die Frage, ob hier nicht die Chance bestehe, die Welt nach der Krise neu aufzubauen. "Hier ist die Umweltthematik natürlich ganz entscheidend."
Totenkopf mit Garnele
Ein Exponat der Ausstellung, welches für Aufsehen und Diskussionen sorgt, ist ein von Korallen überwachsener Totenkopf, der von einer Garnele bewohnt wird. Schwanberg: "Wir haben uns entschieden, dass es ganz wunderbar in unsere Ausstellung passt. Es ist gut, wenn Exponate nicht nur ungeteilte Zustimmung finden, sondern es auch Widerstand und unterschiedliche Positionen gibt." Der Totenkopf sei ein modernes Kunstobjekt mit Bezügen zu Memento Mori-Darstellungen, er verweise auf die Vergänglichkeit des Lebens. Zudem: Durch die Korallen entstehe wieder neues Leben aus dem Tod. "Das ist in unserer christlichen Denkweise ganz stark da", so Schwanberg. Die Mehrheit der Besucher finde das Objekt sehr spannend. "Manche tun sich aber auch schwer damit, dass hier ein echter Totenschädel ausgestellt wird."
Das Dommuseum wolle mit seinen Ausstellungen zum Nachdenken anregen und die Menschen nicht belehren. "Wir wollen die Besucher dazu anregen, über die Vielfältigkeit der Beziehung des Menschen zur Natur nachzudenken." Es sollen nicht nur die Aspekte der Zerstörung gezeigt werden, vielmehr solle dies in ein großes Ganzes eingebettet werden.
Schwanberg war es weiters wichtig, dass gerade bei dieser Ausstellung heimische Kunstschaffende stark vertreten sind: "Es macht keinen Sinn, vom Klima-Fußabdruck zu reden und dann Kunstobjekte aus aller Welt heranzukarren." Das Dommuseum lege Wert darauf, Kunstobjekte auch zu erwerben und so hätten diese nur einen Transportweg. Gerade in Zeiten der Pandemie sei es für die Künstler auch wichtig gewesen, dass das Museum als deren Auftraggeber gesagt habe, die Ausstellung werde nicht verschoben. "Es macht Sinn, gerade jetzt einen Akzent zu setzen und verstärkt Kunst anzukaufen."
Die Ausstellung "Fragile Schöpfung" im "Dom Museum Wien" ist bis 29. August 2021 zu sehen.
Die von der ökumenischen Radioagentur "Studio Omega" produzierten Podcasts sind u.a. auch auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
Quelle: kathpress