Klosterneuburg: Symposion über Liturgie von Pius Parsch
Die Theologie des Liturgie-Pioniers Pius Parsch (1884-1954) steht im Fokus des vierten Liturgiewissenschaftlichen Symposions im Stift Klosterneuburg. Unter dem Titel "Das liturgische Bewusstsein der Weltkirche geformt (Ratzinger 2004): Die Liturgietheologie von Pius Parsch" referieren von 22. bis 24. Februar 2021 namhafte Liturgiewissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum. Veranstalter ist das Pius-Parsch-Institut, die Vorträge finden im Augustinussaal des Augustiner-Chorherrenstiftes statt.
Den Eröffnungsvortrag am 22. Februar hält Prof. Andreas Redtenbacher, Direktor des Pius-Parsch-Instituts. Beim Festvortrag am 23. Februar um 19:30 Uhr geht der deutsch-italienische Liturgiewissenschaftler und Pius-Parsch-Preisträger (2018) Marco Benini unter dem Titel "Große Entdeckung: Die Bibel ist sakramental." der Frage nach der Wort-Gottes-Theologie von Parsch nach.
Das Lebenswerk von Parsch stehe unter einer Spannung, heißt es von Seiten der Veranstalter. So habe einerseits der damalige Kardinal Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. im Jahr 2004 die Werke von Pius Parsch als entscheidend für das liturgische Bewusstsein der Weltkirche gewürdigt. Andere wiederum hätten im Klosterneuburger Chorherren Parsch bloß einen "Popularisierer der Liturgischen Bewegung" gesehen.
Der Fokus der Tagung liege daher sowohl auf den Reformvorstellungen und pastoraltheologischen Zielen von Parsch, fragt aber auch nach dem Beitrag des Stiftes Klosterneuburger für die Entwicklung einer modernen Theologie der Liturgie. Zudem werden die zentralen Themen seiner in 17 Sprachen erschienenen Werke und seines Wirkens auf ihre Eigenständigkeit sowie auf ihre Verbindung zu anderen Theologen und Einflüssen seiner Zeit hin untersucht.
Das Symposium ist in vier Themengebieten gegliedert: So widmet sich der erste Tag der "Verortung" des Liturgie-Pioniers Parsch; der zweite Tag befasst sich mit den Themen "Ekklesiologie" und "Die Messe"; der dritte und letzte Tag der Tagung steht unter dem Motto "Einflüsse aus Ost und West".
Am 22. Februar referiert u.a. Lea Lerch vom Pius-Parsch-Institut über "Modernewahrnehmungen und Reformvorstellungen bei Pius Parsch"; der Salzburger Theologie Rudolf Pacik widmet sich in seinem Vortrag den pastoraltheologischen Anliegen von Parsch sowie dem Konzilsberater und Jesuiten Josef Andreas Jungmann. Der Regensburger Kirchenhistoriker Klaus Unterburger referiert am 23. Februar zum Thema "Die Konzeption der Kirche als mystischer Leib Christi in der theologischen Debatte der Zwischenkriegszeit"; danach spricht der Paderborner Theologe Stefan Kopp über "Kirche als Leib Christi bei Pius Parsch", ehe sich der Münchner Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland der Messtheologie von Parsch widmet. Am 24. Februar spricht der Wiener Liturgiewissenschaftler Daniel Seper über Ostkirchliche Einflüsse auf Pius Parsch; danach bringt die evangelische Theologin Dorothea Haspelmath-Finatti einen Brückenschlag zu den evangelischen Kirchen ein.
Die Anmeldung vom Symposium ist bis 15. Jänner möglich. Die Vorträge und Diskussionen des Symposions werden in der Reihe Pius-Parsch-Studien veröffentlicht. (Infos: www.pius-parsch-institut.at)
Liturgie-Pionier Parsch
Der Ordenspriester Pius Parsch war ein zentraler Wegbereiter der "Liturgischen Bewegung" in Österreich. Ab 1922 feierte er Gemeinschaftsmessen in der Kirche St. Gertrud (Klosterneuburg), bei denen Teile der Messfeier vom Volk in deutscher Sprache gesungen wurden ("Betsingmesse"). Parsch wollte damit eine aktivere Teilnahme der Mitfeiernden und eine Rückbesinnung auf das Urchristentum erreichen. Diese Feiern gelten als die Geburtsstunde der liturgischen Bewegung in Österreich.
Ein Durchbruch gelang 1933, als beim Wiener Katholikentag eine Betsingmesse gefeiert wurde. Ab 1926 gab Parsch die Zeitschrift "Bibel und Liturgie" und ab 1928 die Zeitschrift "Lebe mit der Kirche" heraus. 1950 gründete er das Klosterneuburger Bibelapostolat, das erschwingliche Ausgaben der Heiligen Schrift und Bibeleinführungen verkaufte. Nicht zuletzt diesem publizistischen Wirken ist es zu verdanken, dass die Inhalte der liturgischen Bewegung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Geleitet wird das Pius Parsch-Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie in Klosterneuburg heute vom Liturgiewissenschaftler Andreas Redtenbacher. (Infos: www.pius-parsch-institut.at)
Quelle: kathpress