Diakonie-"Adventkranz der Hoffnung" für Kardinal Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn hat am Dienstag von Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser wieder den traditionellen Diakone-Adventkranz überreicht bekommen. Der Kranz mit vier großen Kerzen für die Adventsonntage und je einer kleinen Kerze für die Werktage im Advent erinnert an den evangelischen Pfarrer Johannes Wichern, der den Adventkranz im 19. Jahrhundert für benachteiligte Jugendliche in ebendieser Form erfunden hat. Er freue sich jedes Jahr sehr über diesen Adventkranz, der ja eine evangelische Erfindung sei, wie Schönborn betonte.
Coronabedingt konnte die Übergabe des Adventkranzes heuer aber nicht persönlich, sondern nur per Boten erfolgen. "Die Botschaft, die wir mit dem Adventskranz jedes Jahr bringen, ist die Botschaft der Hoffnung. Und die ist heuer besonders wichtig", betonte Diakonie-Direktorin Moser anlässlich der Überbringung.
Moser wörtlich: "Wir sind im Lockdown. Wir müssen uns voneinander distanzieren. Das sind sehr trübe Zeiten. Und da sind die Kerzen ein besonderes Zeichen. Jeden Tag brennt eine Kerze mehr, jeden Tag wird es ein bisschen heller. Ein großes Zeichen der Hoffnung."
Moser verband mit dem Adventkranz auch gleich einen Weihnachtswunsch: "Auch wenn unser Weihnachten heuer nicht so ist, wie wir es gerne feiern würden, wünsche ich mir, dass wir auf die Situation von Flüchtlingen, etwa auf Lesbos, nicht vergessen." Die Menschen dort müssten unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, so die Diakonie-Direktorin. "Das können wir uns gar nicht vorstellen. Und trotzdem ist es mitten in Europa." Die Zelte seien für den Winter viel zu dünn und stünden auf der nackten Erde, die nicht einmal planiert ist, wies Moser hin: "Die Menschen bekommen eine kleine Mahlzeit am Tag für die Kinder, für die Babys. Es gibt keine Betten, keine Feuerstellen oder Herde, wo die Frauen Wasser warm machen könnten für den Babybrei."
Kampagne Hoffnungsträger
Moser wies zudem gegenüber Kathpress auf die aktuelle Hoffnungsträger-Kampagne der Diakonie hin, mit der Menschen vor den Vorhang gestellt werden, die durch eine schwere Zeit gehen mussten, und mithilfe der Diakonie wieder Hoffnung geschöpft haben. "Unsere Hoffnungsträgerinnen und -träger zeigen, wie sie mit schwierigen Situationen zurechtkommen und die Zukunft nicht der Verzweiflung überlassen. Ihr Beispiel schenkt Hoffnung - und die brauchen wir in dieser belastenden Pandemie-Situation ganz besonders", betonte Moser.
In einem aktuellen Podcast, der u.a. auf der Website der katholischen Kirche in Österreich - www.katholisch.at - abrufbar ist, nimmt Moser auch zu aktuellen Problemen wie der zunehmenden Armut in Coronazeiten oder der aktuellen Diskussion über Sterbehilfe und assistierten Suizid Stellung. Der von der ökumenischen Radioagentur "Studio Omega" produzierte Podcast ist auch auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
Adventkranz ist evangelische Erfindung
Der Adventkranz hat seinen Ursprung in der evangelischen Kirche. Der evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern (1808-1881) sah die Not der Arbeiterfamilien und vor allem der verwahrlosten Kinder in den Vorstädten Hamburgs. Er sammelte Spenden bei wohlhabenden Bürgern und gründete eine "Rettungsanstalt" für jene Kinder, die zerlumpt und hungrig auf dem besten Weg waren, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Im sogenannten "Rauhen Haus", einem kleinen Bauernhaus, das für diesen Zweck gestiftet worden war, zog Wichern 1833 mit seiner Mutter und den ersten zwölf Burschen ein. Die Einrichtung wuchs schnell und erhielt weitere Gebäude mit mehreren Kindergruppen. Ende 1835 zog die erste Mädchengruppe in das "Rauhe Haus" ein.
Im Jahr 1839 hatte Wichern die Idee zum ersten Adventkranz. Da die Kinder im Advent ständig fragten, wie lange es denn noch bis Weihnachten sei, stellte Wichern bei den abendlichen Versammlungen ein großes Wagenrad auf und bestückte es mit Kerzen. Jeden Abend entzündete er beim Geschichtenerzählen eine weitere Kerze.
Im Laufe der Zeit gab es für Adventsonntage vier dickere Kerzen und das Rad wurde mit Tannenreisig geschmückt. Im Laufe der Zeit übernahmen Pfarrgemeinden und Familien diesen Brauch. So soll sich der Adventkranz zu der uns heute bekannten Form entwickelt haben. Erst ab den 1920/30er-Jahren begann sich der Adventkranz auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. In Österreich hielt er erst nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend Einzug.
Quelle: kathpress