Plaudern, Chat & Postkarten: Kirche macht gegen Einsamkeit mobil
Das verordnete Daheimbleiben im Lockdown zur Unterbrechung der Coronavirus-Infektionskette bringt die große Gefahr der Vereinsamung mit sich. Zahlreiche kirchliche Angebote machen es sich zur Aufgabe, auch in Zeiten ohne öffentliche Gottesdienste und gemeinsame Pfarraktivitäten Trost, Rat, Austausch und menschliche Begegnung unter Achtung der gebotenen Vorsichtsmaßnahmen zu ermöglichen. Nicht nur ältere Menschen leiden an der Isolation und fühlen sich alleine, so die Erfahrung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Über verschiedenste Kanäle und teils auch im direkten Kontakt setzen sie bewusste Gegenakzente des Miteinanders.
Viel Nachfrage verzeichnet derzeit die Telefonseelsorge unter der österreichweiten kostenlosen Nummer 142, bei der geschulte Mitarbeiter per Telefon oder Chat- und Mailberatung Trost und Rat geben. "Ein gutes Gespräch kann vieles verändern. Es kann Hoffnung auf Veränderung stärken. Es kann eine neue Perspektive finden lassen", erklärt die Leiterin der Einrichtung in der Diözese Innsbruck, Astrid Höpperger, in einer Aussendung vom Dienstag.
Die Selbstfürsorge dürfe in einer Krise nicht zu kurz kommen, rät Höppberger. Dazu zähle auch das Annehmen von Hilfe. Als Tipps zur Krisen-Bewältigung nannte die Expertin u.a. ausreichend zu trinken und schlafen, den Medienkonsum zu beschränken, sich ausgewogen zu ernähren, täglich an die frische Luft zu gehen, auf Körperpflege nicht zu vergessen und Routinen wie auch Rituale einzuhalten. Grübeln sei nur in Maßen - etwa jeden Tag auf zehn Minuten und auf eine bestimmte Uhrzeit beschränkt - sinnvoll. Für eine positive Stimmung regt die Telefonseelsorgerin an, am Ende jedes Tages "vier Dinge, für die Sie dankbar sind" zu notieren und somit das Gute bewusst wahrzunehmen.
Für bestimmte Gruppen bietet die Telefonseelsorge abgestimmte Angebote: So wendet sich beispielsweise die Kids-Line (Tel. 0800 234123 sowie im Chat unter www.kids-line.at täglich von 13 bis 21 Uhr) speziell der Altersgruppe der 6-11-Jährigen zu. Für Jugendliche bietet die Telefonberatung ein gesondertes Angebot an. "Egal ob kleine oder große Sorgen: Wir nehmen uns Zeit und hören dir zu", so das Versprechen der Psychologen und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Einrichtung der Salzburger Telefonseelsorge. In Oberösterreich wird unter der österreichweiten Rufnummer 142 ein eigenes Elterntelefon und eine Hebammensprechstunde angeboten.
Einsamkeits-Hotline
Beste Erfahrungen mit Telefonkontakten hat schon beim ersten Lockdown im Frühjahr die Caritas mit ihrem "Plaudernetz" gemacht. Die bis 2021 weiterlaufende Hotline gegen Einsamkeit unter der Nummer 05/1776-100 (täglich von 12 bis 20 Uhr) soll Menschen "kleine und große alltägliche Gespräche, die oft so fehlen" ermöglichen und damit Vereinsamte wieder in die Mitte der Gesellschaft holen, heißt es seitens der Caritas. Als freiwillige Gesprächspartner haben sich bereits über 3.000 Menschen registriert. Die mit dem Anbieter Magenta-T und der Kronenzeitung gestartete Initiative wurde bereits über 8.000 Mal in Anspruch genommen und erhielt im Oktober den "World Summit Award Austria". (Infos und Registrierung: www.plaudernetz.at)
Zum Vernetzen am Hörer, jedoch auch auf dem Postweg lädt die Diözese Linz ein und verweist auf "Lass uns telefonieren!". Unter diesem Namen ist bisher eine Initiative zur Vermittlung von Telefonfreundschaften bekannt, die nun auch eine Postkartenaktion gestartet hat. "Mitmachen geht ganz einfach, indem man sich fragt: Wer aus dem eigenen Bekannten- und Familienkreis würde sich über eine Postkarte freuen?", erklärt dazu die Linzer Kirchenzeitung. In einer E-Mail an lassunstelefonieren@gmx.at gibt man die eigene Adresse sowie die gewünschte Anzahl an Postkarten bekannt, die man dann per Post zugestellt bekommt. Über einen mitgesandten Zahlschein überweist man anschließend einen Betrag in selbst gewählter Höhe. (Infos: www.lassunstelefonieren.com)
"Du bist nicht allein"
In vielen Diözesen gibt es psychosoziale Beratungsangebote, die angesichts der Krise verstärkt für Hilfesuchende da sind - durch Telefon- und Online-Beratung, vielfach auch weiterhin durch Präsenzberatung unter Einhaltung der Corona-Vorkehrungen. So vermittelt beispielsweise die Diözese Graz-Seckau in ihrem Institut für Familienberatung und Psychotherapie (IFP) Hilfe bei psychischen Problemen und Schwierigkeiten in der Familie (Tel. 0316/8041448 bzw. 0316/825667).
Im "Kircheneck" in der Grazer Herrengasse 23 (Di -Fr von 14-18 Uhr, Adventsamstage 11-15 Uhr) findet man unter dem Motto "Du bist nicht allein" Möglichkeiten zum vertraulichen Gespräch bei Kaffee, Tee oder am Telefon (0316/811528). "Gerne hört man Ihnen zu, wenn Sie einfach mit jemanden reden wollen, denn: Geteiltes Leid ist halbes Leid", heißt es einer diözesanen Mitteilung.
Quelle: kathpress