Plattform fordert Umsetzung der Sonderbetreuungszeit
Die ökumenisch getragene Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) fordert die Bundesregierung auf, den angekündigten Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit im Falle des Lockdowns umzusetzen. Kritik übte die Plattform vor allem an den "wirren Informationen" zu Beginn des Lockdowns, die bei Familien große Verunsicherung und Empörung ausgelöst hätten. "Eltern fühlen sich verhöhnt. Sie brauchen momentan ihre ganze Kraft um das tägliche Leben zu schaffen", mahnte ÖPA-Vorstandsvorsitzende, Evelyn Martin, in einer Aussendung am Freitag.
"Die Bundesregierung hatte seit dem Frühjahr Zeit, sich bessere Lösungen für Schule und Infrastruktur zu überlegen. Trotzdem wurden keine ausreichenden Vorbereitungen getroffen", kritisierte Martin. Durch die aktuelle Situation würden die ohnehin massiven Begleitschäden nochmals verschärft und "staatliche Bildungsverantwortung verstärkt auf die Familien abgewälzt".
Speziell für Alleinerziehende bedeute der zweite Lockdown eine Überbeanspruchung ihrer Ressourcen, so Martin. So gebe es auch laut den Rückmeldungen aus den ÖPA-Mitgliederorganisationen - wie der Katholischen Frauenbewegung oder dem Katholischen Familienverband - eine enorme Mehrbelastung der Familien durch Covid-19 seit dem Frühjahr.
Als Folge der Corona-Krise gebe es eine Zunahme an psychischen Erkrankungen, wie Depression und Burn-out, die letztlich auch die Zukunftschancen der Kinder schmälern würden. Dringend erforderlich seien präventive Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit, wie eine Kostenübernahme bei Mutter-Kind-Kuren oder psychologische Behandlung auf Krankenschein.
Bereits 2019 haben bei einer Befragung fast 30 Prozent der Alleinerziehenden angegeben, dass ihre Kinder kein eigenes Zimmer besitzen; zudem ist fast die Hälfte der Alleinerziehenden armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Es ist daher laut ÖPA "verantwortungslos", Familien in dieser Situation erneut auf ihre Eigenverantwortung zu verweisen, "wenn sie aufgrund fehlender Rahmenbedingungen die Situation nicht bewältigen können". Martin weiter: "Dass die reale Situation vieler Familien nicht berücksichtigt wird, entspricht nicht den in der Öffentlichkeit geäußerten Beteuerungen der Regierung, alle Familienformen gleichzubehandeln."
Quelle: kathpress