"Allianz für den freien Sonntag" gegen Einkaufssonntage im Advent
Ihr klares Nein zu den Vorstößen von Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, an den Adventsonntagen die Geschäfte offen zu halten, hat die "Allianz für den freien Sonntag" am Donnerstag gesagt. Das von der katholischen Bischofskonferenz initiierte Bündnis mit mehr als 50 Mitgliedsorganisationen aus dem kirchlichen, gewerkschaftlichen und dem zivilen Bereich hält einen solchen Schritt "gerade jetzt" für falsch, die gemeinsame Zeit ohne Konsum- oder Erwerbsdruck sei noch nie so wertvoll gewesen. Das erklärte die Allianz am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress.
Die vergangenen Monate seien vor allem für die Handelsangestellten mit enormer Mehrbelastung und auch einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden gewesen, argumentierte die Sonntagsallianz, warum in der ohnehin stressigen Vorweihnachtszeit ein gemeinsamer Tag Erholung für sie und ihre Familien "unverzichtbar" sei.
Dem Argument Mahrers, Einkaufsmöglichkeiten auch am Sonntag würde Kundenströme abschwächen, kann die Allianz wenig abgewinnen. Von Montag bis Samstag sei genug Zeit zum Einkaufen. Außerdem seien derzeit viele Menschen von Kurzarbeit oder gar Jobverlust betroffen und hätten weniger Geld zur Verfügung.
Gegen den Einkauf am Sonntag spreche auch dann fehlende Zeit für die Familie. Gerade die Jüngsten bräuchten in dieser "extrem belastenden" Zeit der Pandemie die Geborgenheit der Familie, anwesende Mamas und Papas - zumal heuer Großeltern als Betreuende wegen der Infektionsgefahr oft wegfallen.
Einigkeit mit dem WKO-Präsidenten gebe es aber in einem anderen Punkt - nämlich wenn die Wirtschaftskammer den Ausbau österreichischer Online-Shoppingmöglichkeiten fördert und propagiert. "Regional und lokal kaufen macht gerade in dieser Zeit viel Sinn. Auch aus gesundheitlichen Gründen", so die Sonntagsallianz.
Der arbeitsfreie Sonntag sei ein "unverzichtbares Kulturgut in Österreich", hielt das Bündnis fest. Neben dem Thema Ladenöffnungszeiten hingen auch religiöse Interessen daran, Fragen des Umweltschutzes, der ehrenamtlichen Tätigkeiten und der gesellschaftlichen Kosten für ein Hinauffahren der gesamten Infrastruktur. "Profitinteressen sind nachvollziehbar, aber angesichts der Konsequenzen auf so viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens nicht prioritär", betonte die "Allianz für den freien Sonntag" abschließend.
"Das haben sich die Angestellten nicht verdient"
"Offene Geschäfte an Adventsonntagen? Das haben sich die Angestellten nicht verdient": Mit diesen Worten reagierte Elisabeth Mayer, Sprecherin der "Allianz für den freien Sonntag" in Salzburg und dort auch Präsidentin der Katholischen Aktion, auf die WKO-Begehrlichkeiten. Längere Öffnungszeiten und offene Sonntage würden gerade jene belasten, "die uns gut durch den Lockdown bringen". Die Funktion des Sonntags ist laut Mayer "eine Pause im hektischen Alltag, eine selbstbestimmte Zeit". Eine Unterbrechung des ohnehin stressigen Advents "tut uns allen gut".
Die Österreicher sollten bei ihren Weihnachtseinkäufen nicht auf den Online-Handel ausweichen - und wenn, dann "hoffentlich in aller Solidarität mit den heimischen Anbietern und ihren Produkten".
Quelle: kathpress