Interreligiöser Dialog: Für Frauen bleibt meist nur untere Ebene
Die Perspektive von Frauen im interreligiösen Dialog ist wichtig, allerdings bringen sie diese meist nur auf der unteren Ebene dieses Austausches ein. Das haben die Teilnehmerinnen an einer Online-Ringvorlesung an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät mitgeteilt, die am Mittwochabend dem Thema "Frauen im interreligiösen Dialog" gewidmet war. Tenor der dabei sprechenden Fachfrauen aus den drei abrahamitischen Weltreligionen: Je "offizieller" dieser Dialog angesetzt ist, desto mehr ist er von männlichen religiösen Würdenträgern und Experten geprägt.
Die Grazer Theologin Edith Petschnigg betonte, dass die Frage nach den Frauen im interreligiösen Dialog nicht von jener nach den Partizipationsmöglichkeiten generell zu trennen sei: "Wo und in welcher Weise waren und sind Frauen und feministische Themen präsent in der interreligiösen Begegnung und wo nicht?" Auf die Unterschiede der beiden Ebenen Kirchenrepräsentanten und Basis verwies auch Irene Klissenbauer vom Institut für Sozialethik an der Uni Wien. Bezüglich der weiblichen Präsenz auf der ersteren Ebene meinte sie, die Entwicklung erfolge zwar langsam, aber sie schreite voran.
Einen besonderen Blickwinkel brachte Asma Aiad von der muslimischen Jugend Österreichs ein: Als in der Öffentlichkeit erkennbare Muslima sei sie oft an Orten mit Formen von interreligiösem Dialog konfrontiert, wo sie diesen eigentlich gar nicht führen möchte: Sie nannte Beschimpfungen, Übergriffe oder aber höflich gestellte Fragen zum Beispiel in der Straßenbahn.
Die ehemalige Geschäftsführerin des Koordinierungsausschusses für jüdisch-christliche Zusammenarbeit, Sarah Egger, berichtete, als Jüdin und Frau bisher in ihrem Arbeitsleben nicht benachteiligt gewesen zu sein. Allerdings habe sich die jetzt im IT-Bereich Arbeitende bei ihrer vorigen Tätigkeit in Ausschuss-Sitzungen oft gedacht, dass ohne sie die Runde nur aus Männern bestehen würde. Bei der ehrenamtlichen Arbeit seien die Aktiven aber fast ausschließlich Frauen gewesen.
Quelle: kathpress