Beck: Schutz vor Corona entspricht der Vernunft und dem Glauben
In der Corona-Krise entspricht es sowohl der Vernunft als auch dem christlichen Glauben, umfassende Maßnahmen zum Infektionsschutz mitzutragen. Das hat der Priester, Mediziner und Pharmazeut Prof. Matthias Beck in einem Beitrag der Online-Ausgabe der "Presse" zur Aussetzung von Gottesdiensten klargestellt und damit das Vorgehen der österreichischen Bischöfe verteidigt. Entschiedene Gegenmaßnahmen zur Ausbreitung des Virus seien unumgänglich, so Beck in seiner Replik auf den Wiener Theologen Prof. Jan-Heiner Tück, der am Mittwoch in der "Presse" die Kirchenspitze kritisiert hatte. Beck: "Wenn Bischöfe und Gläubige sich dem (Lockdown, Anm.) anschließen, sind sie nicht schwach und knicken ein, sondern klug, folgen der Vernunft und zeigen ein Beispiel an Solidarität und Nächstenliebe."
Nicht die Politik, sondern das Virus SARS-CoV-2 sei es, das Gesellschaft und Wirtschaft lahmlegt, hielt der an der Universität Wien Theologische Ethik lehrende Priester. Ohne entsprechende Maßnahmen wären bald Millionen von Menschen krank und Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Arbeiter, Polizisten, Feuerwehr könnten nicht mehr arbeiten. Physischer Abstand, Mund-Nasen-Schutz und Hygiene seien das einzige Mittel, um das Virus zu bekämpfen, erklärte Beck. "Es ist ein Gebot der Vernunft, aber auch der Theologie, dieser Erkenntnis zu folgen."
Aus einer Krise wie der Corona-Pandemie komme man ohne "Kollateralschäden" nicht heraus. "Es gibt nur die Wahl zwischen größerem und kleinerem Übel", befand das Mitglied der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt. Ohne das Eingreifen der Politik und das Mitwirken aller gesellschaftlichen Kräfte - einschließlich der Kirchen und Religionsgemeinschaften - wären die negativen Folgen weitaus größer. Die Kirche sei durch Corona in ihren Grundvollzügen von gemeinsamen Gottesdiensten, personaler Glaubensverkündigung und handfester karitativer Hilfe betroffen. "Selbst wenn zwischen Kirche und Restaurant ein Unterschied besteht", ist der zeitlich begrenzte Verzicht auf gemeinsamen Gottesdienst nach den Worten Becks "ein sinnvoller Akt der Solidarität mit allen, die 'zusperren' müssen, damit möglichst breit direkte Kontakte und somit das Infektionsrisiko vermieden werden".
Politiker, in medizinischen Berufen Tätige und viele andere würden derzeit Tag und Nacht für das geringere Übel und das Überleben der Menschen kämpfen. "Wir sollten ihnen dafür danken und nicht in den Rücken fallen."
Als Theologe und Mediziner sehe er die Corona-Pandemie als einen "Ernstfall für das Verhältnis von Vernunft und Glaube", schrieb Beck. "Und in dieser Reihenfolge könnte und sollte jeder an die Sache heranzugehen."
Quelle: kathpress