Salzburg: Zahlreiche Obdachlose noch ohne Winterquartier
Der Corona-Lockdown stellt obdachlose Menschen in Österreich, jedoch auch die sich um sie Kümmernden im Winter vor zusätzliche Herausforderungen: Das verdeutlicht ein Bericht der Salzburger "Kronen Zeitung" (Montag) über die derzeitige fieberhafte Suche der Caritas und des Landes Salzburg nach einem zusätzlichen festen Winter-Notquartier. Aufgrund der nötigen Corona-Vorsichtsmaßnahmen reichten die Kapazitäten in den bestehenden Quartieren bei weitem nicht, wodurch viele Menschen in der Mozartstadt weiterhin unter Brücken übernachten müssten, ist dem Beitrag zu entnehmen. Corona bringe neue Risiken und mache Armut noch sichtbarer, hieß es.
Rund 80 Notreisende würden sich derzeit in der Stadt aufhalten und hätten schon seit dem Frühjahr kein festes Quartier mehr. "Wir mussten die Kapazität im Haus Franziskus in Schallmoos auf die Hälfte herunterfahren", informierte Caritas-Direktor Johannes Dines. Im Bereich für Notreisende, der in der wärmeren Jahreszeit komplett geschlossen ist, hätten derzeit rund 40 inländische Obdachlose nach wie vor ein Dach über dem Kopf. Da in der Notunterkunft strenge Abstands- und Hygieneregeln eingehalten würden, könne man jedoch nicht mehr so eng zusammenrücken. Im Haus Elisabeth sind laut Dines weitere 13 Plätze für Frauen geöffnet.
Aus dem Osten kommende Menschen haben sich den Angaben zufolge wegen des Bettelverbotes im Stadtzentrum andere Plätze gesucht. Sie seien beim ersten Lockdown aus dem Stadtbild verschwunden, aufgrund der durchlässig gebliebenen Grenzen jedoch zu einem großen Teil zurückgekehrt. So hätten sich unter den Brücken Matratzenlager gebildet, wie etwa unter der Eisenbahnbrücke nahe der S-Bahn-Haltestelle Mülln, bei der Autobahnbrücke in Salzburg-Nord sowie auch rund um den Bahnhof unter freiem Himmel.
Die Betreuung dieser Gruppe stellt gemeinsam mit dem Corona-Infektionsrisiko eine große Herausforderung für das Caritas-Team dar, auch da viele Obdachlose vorerkrankt und damit Risikopatienten sind, wie im Caritas-"Virgilbus" durchgeführte Testungen gezeigt haben. "Sollten Infektionen ausbrechen, gibt es Notfallpläne", erklärte Dines. Ein neues festes Notquartier sei jedoch unbedingt erforderlich. Es sollte nicht nur eine Schlafstelle, sondern 24 Stunden offen sein, könnten doch sonst Bettler, die sich oft auch an viel besuchten Plätzen wie Bus-Haltestellen aufhalten, schnell einmal selbst zum Infektionsrisiko werden. "Es sind wichtige Fragen zu lösen. Wie gehen wir mit Kontaktpersonen um? Die Einrichtung braucht auch ein Quarantänezimmer", drängte Torsten Bichler von der Caritas-Wohnungslosenhilfe.
Quelle: kathpress