Erzbischof Lackner: Corona-Stopp für Gottesdienste nur "in extremis"
"In extremis" - also wenn Gesundheitslage und soziale Situation es erfordern - ist im Zuge von Corona-Schutzmaßnahmen auch ein Aussetzen der Gottesdienste denkbar. Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in seiner Funktion als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz erklärt und zugleich darauf hingewiesen, dass bei Eucharistiefeiern bereits jetzt hohe, über die derzeitigen gesetzlichen Verpflichtungen hinausgehende Sicherheitsauflagen bestehen. Wie er von zahlreichen persönlichen Telefonaten mit Pfarrern seiner Diözese wisse, kam es bisher zu keinen Clusterbildungen, berichtete Lackner am Freitag auf Anfrage bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die online durchgeführte Herbstvollversammlung der Bischöfe.
Wie bisher werde die Bischofskonferenz auch weiterhin in Rücksprache mit Experten und im Einvernehmen mit den Behörden erforderliche Maßnahmen gegen Covid-19-Ansteckungen setzen. Schon bisher sei darauf größtes Augenmerk gerichtet worden, und verschiebbare Feiern wie Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Trauungen wurden verschoben. Beim zentralen Glaubensvollzug für Christen, der Eucharistiefeier, sei ein Aussetzen nur bei extremer Notlage angezeigt, so Lackner. Immerhin gingen rund 500.000 Gläubige sonntags in die Kirche, Gottesdienste wirkten bestärkend und wie eine "Frischzelle für die gesamte Gesellschaft".
Live-Mitschnitt der Pressekonferenz
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Der Erzbischof räumte ein, dass viele Pfarrgemeinden unter den drastisch reduzierten Zusammenkünften ihrer Mitglieder leiden. Es hätten sich während der Pandemie jedoch auch viele innovative Formen, den Glauben zu leben, entwickelt. Lackner nannte als ein Beispiel von vielen die in der Erzdiözese Salzburg zu Allerheiligen/Allerseelen ausgeteilten 45.000 Fläschchen Weihwasser, mit denen die Gläubigen selbst Gräbersegnungen vornahmen. Er verglich die Pandemie mit einer Fastenzeit, die den Menschen ermöglichen könne, den Wert des bisher Selbstverständlichen mehr schätzen zu lernen: "Manchmal muss man etwas zurückfahren, um es neu und besser zu entdecken."
Befragt nach Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kirchenfinanzen und -austritte sagte Lackner, 2020 seien in Bezug auf Gottesdienstkollekten und Sammlungen wie die Haussammlung der Caritas große Einbußen zu beklagen. Beim Kirchenbeitrag, den viele Katholiken unter Nutzung des Frühzahlerbonus bereits vor Ausbruch der Pandemie entrichteten, sei der Ertrag ähnlich wie im Jahr davor. Erst 2021 werde die Kirche hier die Folgen der Wirtschaftskrise stark spüren, befürchtete der Erzbischof. Bei den Kirchenaustritten sei bisher kein Anstieg festzustellen.
Da die Bischofskonferenz den Katholiken die Bereitschaft zur Impfung nahelegte, wurde der Vorsitzender gefragt, ob sich die Bischöfe für eine allgemeine Impfpflicht aussprechen. Dies verneinte Lackner mit dem Hinweis auf die Eigenverantwortung der Menschen. Er vertraue darauf, dass die Gläubigen das Ihre dazu tun, um der Pandemie mit ihrem Verhalten bestmöglich Einhalt zu gebieten.
Zum Thema, ob das Antiterrormaßnahmenpaket der Bundesregierung angemessen ist, wollte der Erzbischof keine Details bewerten. Er baue hier auf Wege, die Exekutive und Legislative zu finden hätten, um die Bürger vor Gewaltakten wie dem Anschlag in der Wiener Innenstadt zu schützen. Für Lackner ist klar, dass man auf eine so exzessive Gewalt "angemessen reagieren" müsse.
Quelle: kathpress