Kirche begeht am Sonntag "Welttag der Armen"
Am kommenden Sonntag begeht die katholische Kirche weltweit den "Welttag der Armen". Er steht heuer unter dem Motto "Reich dem Armen deine Hand". Papst Franziskus hatte diesen Welttag 2016 eingeführt. Er wird jeweils am zweiten Sonntag vor dem Advent begangen, dieses Jahr zum vierten Mal. In Österreich fällt der Welttag mit dem "Elisabethsonntag" der Caritas zusammen, an dem die in allen Pfarren durchgeführte Spendensammlung für Bedürftige in Österreich bereits lange Tradition hat.
Der zentrale Gottesdienst zum Welttag mit Caritas-Präsident Michael Landau findet am Sonntag um 10.15 Uhr im Wiener Stephansdom statt. Die Messe wird live auf ORF III übertragen. Auch Radio Klassik Stephansdom überträgt live.
In Salzburg rufen Weihbischof Hansjörg Hofer und Caritas-Direktor Johannes Dines anlässlich des Welttages zu Solidarität und Zusammenhalt auf und bitten um Geld- und Sachspenden für Menschen in Not. In den Kirchen und in den Caritaszentren werden Hygieneartikel, Lebensmittelgutscheine und ungekühlt haltbare Lebensmittel für bedürftige Menschen in der Region gesammelt.
Am Sonntag findet um 10 Uhr im Salzburger Dom ein Festgottesdienst statt, bei dem auch lokale Armutsinitiativen geehrt werden. Weihbischof Hofer wird dem Gottesdienst vorstehen. In Salzburg sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Sozialinitiativen wie der Vinzi-Bus, der Vinzi-Tisch oder das pfarrcaritative Projekt "ArMut teilen" entstanden. Darüber hinaus gibt es bewährte Einrichtungen wie die Pfarrsozialkreise oder die Lebensmittelausgabe der Barmherzigen Schwestern in der Vinzenzstube. Die Erzdiözese Salzburg will zum "Welttag der Armen" dieses vielfältige soziale Engagement in den Mittelpunkt stellen. Der Gottesdienst kann unter Einhaltung von strengen Corona-Regelungen besucht werden. Dazu wird ein Live-Stream (www.salzburger-dom.at/live) angeboten.
Kardinal Christoph Schönborn wird schon am Samstag, 14. November, um 16 Uhr einem Segensgottesdienst in der Wiener Franziskanerkirche vorstehen. Anschließend gibt es - unter strengen Corona-Sicherheitsvorkehrungen - für Bedürftige ein gemeinsames Essen im Franziskanerkloster sowie im Wiener Curhaus auf dem Stephansplatz.
Papstbotschaft zum Welttag
Die traditionelle Botschaft von Papst Franziskus zum "Welttag der Armen" wurde schon im Juni veröffentlicht. Darin schreibt er, dass die Pandemie eine Gelegenheit sei, den konkreten Einsatz für Arme wiederzuentdecken. "Wir haben das Bedürfnis nach neuer Geschwisterlichkeit vertieft, die zu wechselseitiger Hilfe und Achtung fähig ist", so der Papst. Dem Armen die Hand entgegenzustrecken, wie das Motto des Aktionstages lautet, sei keine bloße Option, sondern notwendig für authentischen Glauben.
Franziskus erinnert an die "ausgestreckten Hände" von Pflegerinnen und Ärzten, Verwaltungsmitarbeitern und Apothekern, Priestern, Freiwilligen und anderen, die Corona-Patienten helfen. "Die Hand entgegenzustrecken lässt vor allem den, der es tut, entdecken, dass wir fähig sind, Dinge zu vollbringen, die dem Leben Sinn verleihen", so der Papst. Gleichzeitig kritisiert er scharf "Gleichgültigkeit und Zynismus" jener, die "über eine Computertastatur Geldbeträge von einem Teil der Welt in einen anderen verschieben" und damit den "Reichtum von Oligarchien", das "Elend von Massen oder den Konkurs ganzer Nationen bestimmen". Ebenso verurteilt er Waffen- und Drogenhändler, Korruption sowie Gesetzgeber, die sich selbst nicht ans Recht halten.
"Probe für konkret gelebtes Christentum"
Die Pandemie sei die "Probe aufs Exempel für konkret gelebtes Christentum: Treibt sie uns in die Isolation, Vereinzelung und Selbstgenügsamkeit oder führt sie uns zu Zusammenhalt, Solidarität und gegenseitiger Unterstützung?", betont auch der Kärntner Bischof Josef Marketz. Er war viel Jahre Direktor der Kärntner Caritas. Die Heilige Elisabeth, nach der der Elisabethsonntag benannt ist, sei ein Sinnbild für tätige Nächstenliebe und die Schutzpatronin der Caritas. Marketz: "Es ist der Einsatz für die Armen und Kranken, es ist die Solidarität mit Obdachlosen, mit Arbeitssuchenden, mit alten Menschen und mit Kindern, die uns mit der Heiligen Elisabeth verbinden und die uns Menschen zu Menschen machen."
Elisabeth von Thüringen (1207-1231) war die Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und seiner Ehefrau Gertrud von Andechs-Meranien. Schon als Vierjährige kam sie an den Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen und wuchs dort mit dessen Sohn Ludwig auf, den sie 1221 heiratete und mit ihm drei Kinder bekam. Ihren Biografen nach war sie schon während der Ehe äußerst freigebig und fürsorglich. Nachdem ihr Mann 1227 auf einem Kreuzzug starb, verließ sie mit vier Mägden den Hof und widmete sich künftig in großer Askese ganz den Ärmsten ihrer Zeit. Sie errichtete ein Franziskus-Spital, in der sie als Spitalsschwester tätig war, und starb 1235 in völliger Armut. Bereits vier Jahre später wurde sie heiliggesprochen und wird bis heute als Sinnbild tätiger Nächstenliebe verehrt.
Quelle: kathpress