Katholische Aktion: "Schulschließungen unbedingt vermeiden"
Die Katholische Aktion (KAÖ) ist sich mit anderen kirchlichen Organisationen wie dem Katholischen Familienverband und der Caritas einig: "Kindergärten und Schulen zu schließen sollte - wenn überhaupt - der allerletzte Schritt im Kampf gegen die Corona-Pandemie sein." Das hat der Vizepräsident der KAÖ, Armin Haiderer, in einer Aussendung am Mittwoch betont. Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus könne noch eine Vielzahl von Maßnahmen gesetzt werden - innerhalb der Schulen wie auch in anderen Bereichen, bevor die Kindergärten und Schulen zur Gänze geschlossen werden, hielt Haiderer fest.
Der KAÖ-Vizepräsident berief sich auf Studien, wonach die Übertragungs- und Ansteckungsrate bei Kindern deutlich niedriger sei. "Zudem wird jeder Kinderpsychologe bestätigen, dass Kinder ein hohes Maß an Stabilität und Alltagsroutine brauchen, und das ist nun einmal durch den Schulalltag gegeben", so Haiderer, der selbst Lehrer ist. Es müsse berücksichtigt werden, dass noch gar nicht bekannt sei, wie sich längere fehlende Sozialkontakte auf Kinder auswirken.
Als ein "zwiespältiges Signal" wertete Haiderer, dass man sich normalerweise für ein Höchstmaß an Bewegung für die Kinder einsetzt und sie dann zwingt, im Heimunterricht stundenlang vor dem Computer zu sitzen.
Auch für Eltern seien Kindergärten- und Schulschließungen problematisch: Viele müssten sich zur Kinderbetreuung freinehmen - "auch jene, die in gegenwärtig kaum ersetzbaren Berufen - etwa im Gesundheitswesen - arbeiten", wie der KAÖ-Vizepräsident hinwies.
Haiderers Appell: "Die Schulschließungen sind ein Szenario, das wir unbedingt vermeiden sollten." Die Regierung, besonders der Gesundheitsminister und der Bundeskanzler, sollten im Blick auf die Kinder "nicht nur Zahlen, sondern das Gesamt der möglichen Auswirkungen auf die heranwachsende Generation heranzuziehen".
Bereits am Dienstag hatte sich Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) vor dem Hintergrund möglicher Corona-Lockdown-Verschärfungen dafür ausgesprochen, die Schulen weiterhin offen zu halten. Der Verband vertraue hier auf die Expertise von Medizinern, erklärte KFÖ-Vizepräsidentin Astrid Ebenberger unter Berufung auf Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, Statt flächendeckender Schulschließungen seien verstärkte Präventionsmaßnahmen innerhalb der Bildungseinrichtungen die bessere Option.
Auch Caritas-Österreich-Generalsekretärin Anna Parr betonte in einer Aussendung, dass Schulschließungen nur "allerletztes Mittel der Wahl" sein dürften. Sie warnte davor, dass sich eine neuerliche Schließung von Bildungseinrichtungen langfristig negativ auf die Bildungschancen gerade von sozial benachteiligten Kindern auswirken werde. Parr führte dazu die im November veröffentlichte Wifo-Studie ins Treffen, wonach besonders jüngere und lernschwache Kinder sowie Kinder aus armutsbetroffenen Familien von Schulschließungen hart getroffen würden.
Quelle: kathpress