Gute Menschen sind gesünder und leben länger
Gute Menschen sind gesünder und leben länger als Menschen, die sich von ihrem Egoismus leiten lassen. Gute Menschen sind auch besser geschützt vor Zuständen wie innerer Leere und Hoffnungslosigkeit. Davon zeigt sich zumindest der Mediziner und Theologe Prof. Johannes Huber überzeugt. Und er führt dazu in seinem neuen Buch "Das Gesetz des Ausgleichs. Warum wir besser gute Menschen sind" zahlreiche aktuelle Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen Disziplinen an.
So sinkt etwa durch gutes Verhalten der Spiegel der Stresshormone im Blut, was Entzündungsprozessen und Folgeerkrankungen wie Krebs vorbeugt. Ebenso profitiert das Herz-Kreislauf-System. Verhaltensweisen wie die Bereitschaft zum Kompromiss belohnt der Organismus laut Huber mit der Ausschüttung des Hormons Dopamin, das einen besseren Schlaf bewirkt und damit stärker und widerstandsfähiger macht. Zudem verändert sich durch gutes Verhalten das Erbgut, weshalb es über die nächsten Generationen auch Wellen in die Zukunft schlägt.
Huber bezieht sich u.a. auf Laurie Santos, Psychologieprofessorin an der Yale University, und deren These: Wer etwas Gutes für andere tut, fühlt sich auch selbst besser. Der Autor baut bei der Absicherung dieser These aber etwa auch auf der Arbeit des britischen Psychiaters Neel Burton auf, der erkannte, dass Gier und Geiz krank machen. Erschöpfung und Verzweiflung gehen mit diesen Charakterzügen einher.
Ebenso zeigt Huber anhand wissenschaftlicher Arbeiten, wie Lügen das Gehirn verändert. Beharrliche Lügner würden den Kontakt zur Realität und zu sich selbst verlieren. Huber geht dabei immer wieder auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen ein, etwa wenn er die Sozialen Medien als Gegenwelt der ungebremsten Impulse und das Lügen als eine Art neue ganz normale Kulturtechnik entlarvt.
Gute Menschen sind nach Hubers Definition kompromissbereit, erforschen das eigene Ich, verzichten auf Vergeltung und vertrauen auf eine höhere ausgleichende Gerechtigkeit. Schlechte Menschen stellen hingegen die Bedürfnisse ihres Egos über die Stimme ihres Gewissens und benützen ihr Einfühlungsvermögen höchstens dafür, andere für ihre Zwecke zu manipulieren.
"Charakter-Trainingsprogramm"
Huber skizziert das Leben als Aufenthalt auf einem Trainingsplaneten, bei dem es darum geht, nicht nur den Körper und den Geist, sondern auch den Charakter weiterzuentwickeln und sich somit im Gutsein zu üben. Dafür legt er ein neurobiologisch und endokrinologisch legitimiertes "Charakter-Trainingsprogramm" vor. In Hubers "Trainingsprogramm" geht es etwa um die Entgiftung des Gehirns durch Aussprechen unangenehmer Dinge, oder um den Aufenthalt in der Natur, der helfen kann, den inneren Menschen zu domestizieren.
Und Huber schreibt an seine Leser gewandt: "Ihr Leben wird schöner davon werden, wenn Sie aus pragmatischen, naturwissenschaftlich unterlegbaren Gründen auf die genannte Verfassung der Natur zu vertrauen lernen, und darauf, dass sie das Gute auf Dauer unterstützt und dem Bösen auf Dauer den Boden entzieht. Vielleicht werden Sie jene, die Ihnen bewusst übel mitspielen, die Sie bewusst unfair und ungerecht behandeln, in Zukunft sogar ein wenig bedauern. Weil sie nicht wissen, was sie sich damit selbst antun."
Im abschließenden dritten Teil des Buches zeigt Huber, was Ethik im biologischen Sinn eigentlich ist, wie sie durch die Evolution des tierischen zum menschlichen Gehirn entstand und sich weiterentwickelte und kommt auf den verbreiteten Glauben an ein ewiges höheres Gericht zurück. Ein Glaube, der bisher alle menschheitsgeschichtlichen Entwicklungsschritte überlebt hat.
Mediziner und Sekretär Kardinal Königs
Johannes Huber studierte in Wien Theologie und Medizin und war von 1973 bis 1983 Sekretär von Kardinal Franz König (1905-2004). 1985 habilitierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Von 1992 bis 2011 war er Leiter der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehörten die Frauen- und Altersforschung. Bis 2007 leitete er die Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt.
Immer wieder sorgte Huber auch mit seinen Büchern für Aufsehen. 2008 verfasste er etwa zusammen mit dem Physiker Walter Thirring das Buch "Baupläne der Schöpfung - Hat die Welt einen Baumeister?". Und auch in seinen Büchern "Es existiert - Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare" (2016), "Der holistische Mensch - Wir sind mehr als die Summe unserer Organe" (2017) und "Woher wir kommen. Wer wir sind. Wohin wir gehen: Die Erforschung der Ewigkeit" (2018) plädierte er dafür, dass Naturwissenschaften und Theologie keine Gegensätze sind.
Johannes Huber: Das Gesetz des Ausgleichs. Warum wir besser gute Menschen sind. Verlag edition a, Wien 2020.
Quelle: kathpress