Elbs: Kein "Lockdown der Herzen" wegen Corona und Attentat
Bischof Benno Elbs hat zum Hochhalten der Mitmenschlichkeit in der gegenwärtigen Krisensituation aufgerufen. Hass dürfe nicht mit Hass, Gewalt nicht mit Gegengewalt beantwortet werden, forderte der Feldkircher Oberhirte in "Gedanken zum Sonntag" für die Tageszeitung "Vorarlberger Nachrichten" (VN). Elbs nahm dabei auf das Wiener Terroranschlag vom Montagabend mit fünf Toten und 23 Verletzten Bezug, ging jedoch auch auf den seit Dienstag geltenden zweiten Lockdown aufgrund der Coronavirus-Pandemie ein. "Wenn in diesen Tagen vieles geschlossen wird, halten wir unser Herz offen. Ein Lockdown der Herzen würde sich fatal auf die soziale Wärme in unserem Land auswirken", so der Bischof.
Auch ihm selbst sitze die Betroffenheit über das Attentat tief in den Knochen, bekannte Elbs, sei doch von dem Täter "alles, was uns in unserem Zusammenleben wichtig ist: Respekt und Achtung voreinander, Freiheit und Sicherheit" verneint worden. Wo es die Stimme angesichts von Mord und Terror verschlage, sei "gemeinsames Schweigen Trost", ergänzte der Bischof, der auch ausgebildeter Psychotherapeut ist, in der Ö1-Sendung "Lebenskunst" am Sonntagmorgen. Alle Angehörigen, Betroffenen und Leidenden sollten aber dennoch ihr Erlebtes aussprechen, um es auch wirklich verarbeiten zu können.
In die "Geschichte des Grauens" seien aber dennoch auch "viele Geschichten der Hoffnung und der Solidarität hineinverwoben", fuhr Elbs fort. Er erwähnte die in Sozialen Medien geteilten Szenen der Anschlagsnacht, als etwa Wiener Hotelmitarbeiter Passanten aufgenommen und die ganze Nacht versorgt haben, Männer einem verletzten Polizeibeamten das Leben retteten, Straßenbahnfahrer für Fliehende auch außerhalb der Station hielten oder eine muslimische Frau am Morgen die Polizeibeamten mit Gebäck und Kaffee versorgte. Dies seien "Geschichten des Zusammenhalts, die das Miteinander groß schreiben".
Der Appell des Bischofs: "Schreiben wir diese Geschichten weiter!" Österreich werde sich den Frieden und die Einheit nicht nehmen lassen, sofern auf den Aufbau von Feindbildern verzichtet werde und nicht ganze Bevölkerungsgruppen beschuldigt würden. Dankbar äußerte sich Elbs daher für die "vielen Wortmeldungen und Taten, die den Zusammenhalt und die Solidarität in unserer Gesellschaft betonen". Angesichts des Attentats, aber auch in der Pandemie gebe es "viele unbekannte, unscheinbare Heilige des Alltags, Menschen, die im Kleinen Großes geleistet haben und immer noch leisten". Papst Franziskus habe diese Personen als "Heilige von Nebenan" bezeichnet.
Für diese "etwas andere Heiligenlitanei" lieferte der Bischof in der "VN" konkrete Beispiele: Alleinerziehende gehörten für ihn ebenso dazu wie Polizisten und Einsatzkräfte, Handelsangestellte, Ärzte, Pflegende und das Reinigungspersonal von Krankenhäusern, in der Landwirtschaft und im Bildungsbereich Tätige und "Menschen, die Alte und Kranke besuchen, einen Teil ihres Gehalts Notleidenden spenden oder auf jene Menschen schauen, die angesichts der Kontaktbeschränkungen zu vereinsamen drohen". Aber auch "Arbeitgeber, die alles dafür tun, um ihre Angestellten behalten zu können" erwähnte der Bischof, sowie Priester und Mitarbeitende der Pfarren, Krankenhäuser und Altenheime. Diese versuchten "gerade jetzt besonders nahe bei den Menschen" zu sein.
Auch in den kommenden Wochen des Lockdowns sei es wichtig, "Wohlwollen, Respekt und Hilfsbereitschaft groß zu schreiben", damit "Wunder der Mitmenschlichkeit" ermöglicht würden, so der Feldkircher Diözesanbischof. Die Frage, was für die Zukunft Kraft und Mut spende, werde für alle wichtig werden. Dass er dabei an einen "barmherzigen, liebevollen Gott, der mir in jeder Lebenslage einen neuen Weg aufzeigt, auch wenn es noch so aussichtslos sein mag" glauben dürfe, empfinde er als "keine Leistung, sondern als ein großes Geschenk", unterstrich Elbs.
Quelle: kathpress