Ordensspitäler: Pflege zwischen Zeitstress und Menschlichkeit
Pflege und Medizin befindet sich aktuell in einer Dauerspannung zwischen Zeitdruck und Überforderung sowie hoher persönlicher Motivation und dem Wunsch nach Menschlichkeit und Beziehung: Das war Tenor beim 17. Internationalen Kongress der Oberösterreichischen Ordensspitäler. Unter dem Motto "Attraktivität der Gesundheitsberufe - zwischen Motivation und Überforderung" referierten dabei am Donnerstag im Linzer Design Center u.a. der Management-Experte Reinhard K. Sprenger, die Philosophin Olivia Mitscherlich-Schönherr und die Medizinerin Patrizia Kump Thesen rund um Mitarbeiterführung, Kommunikation und Berufsbild. Eröffnet wurde der Kongress von Sr. Cordula Kreinecker, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul.
Die Grußworte kamen vom Gesundheitsminister Rudolf Anschober, vom Linzer Generalvikar Severin Lederhilger und von Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander. Ein Gesundheitssystem, das auf dem Prinzip des Miteinanders beruhe, sei "ein wesentlicher Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält", betonte dabei Anschober, dessen Worte vom Geschäftsführer der Oberösterreichischen Ordensspitäler, Peter Ausweger, vorgetragen wurden. Das Ziel der Politik müsse es daher sein, ein funktionierendes System zu ermöglichen, in dem sich Mitarbeiter in den Gesundheitsberufen entfalten können.
Für den Einsatz bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit, hätten Mediziner wie Pflegepersonal im Lauf der Corona-Pandemie oftmals Applaus erhalten, konstatierte Generalvikar Lederhilger. Schichtdienst und mangelnde Ruhezeiten benötigten aber mehr als Beifall, so seine kritische Anmerkung. Erforderlich seien Anerkennung innerhalb des Gesundheitssystems und der Gesellschaft. Aktuell stünden Pflegekräfte aber in der Spannung "zwischen eigenem Wollen und Zwängen, wie Zeitstress".
Auch Patienten benötigten mehr als "nur eine medizinisch adäquate Behandlung", so der Generalvikar der Diözese Linz. "Es geht nicht nur darum kompetent versorgt zu werden, sondern auch, dass man sich als Mensch gut aufgehoben weiß". Nötig sei es daher individuelle Bedürfnisse der Patienten wahrzunehmen und Vertrauen in professionelle medizinische Entscheidungen aufzubauen. "Denn dann lassen sich als Patient auch Limitierungen und Fehler aushalten", so Lederhilger. Ähnliches gelte für das Pflegepersonal: "Wenn man sich im Beruf gut verstanden fühlt, wirkt sich das auch auf die Arbeitszufriedenheit aus."
Pflegeberufe sind Beziehungsberufe
Speziell in Zeiten der Corona-Pandemie zeige sich die große Bedeutung aber auch die emotionalen wie sozialen Herausforderungen, da Ärzte und Pfleger oftmals die "einzige Verbindung zwischen Angehörigen und Patienten sind", meinte Sr. Kreinecker. Es werde aktuell "einmal mehr deutlich, dass Medizin und Pflege ein Beziehungsgeschehen sind, das von Menschenwürde und Empathie geprägt sein muss und nicht durch Technik ersetzt werden darf". "Es sind Beziehungsberufe", die in Zukunft neben einer adäquaten Bezahlung", vor allem mehr gesellschaftliche Wertschätzung benötigten, so Kreinecker.
(Infos: www.ordensspitaelerkongress.at)
Quelle: kathpress