Rabbiner Hofmeister sieht "Angriff auf Wien, auf uns alle"
Die jüngsten Gewaltakte weckten Erinnerungen an den Anschlag von 1981 auf die jüdische Gemeinde Wiens "und lässt dieses Trauma wieder auferstehen", das sagte der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister im ORF-Interview am Dienstagmorgen. Doch die Verunsicherung sei nicht auf seine Glaubensgemeinschaft beschränkt, die sei in der ganzen Stadt sehr groß. "Das war ein Angriff auf Wien, auf uns alle", wie Hofmeister betonte.
Zu einem möglichen antisemitischen Hintergrund der Tat meinte der jüdische Geistliche: "Was auch immer die Motivation war - es war eine 'antimenschliche' Motivation"; der Täter habe unterschiedslos auf alle Menschen geschossen, die sich ihm gezeigt hätten.
Hofmeister, der mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe der Tatorte wohnt und vom Fenster aus zum Augenzeugen wurde, zeigte sich schockiert, dass so ein Terrorakt in Wien passieren kann, "aber was in allen Ländern der Welt möglich ist, ist natürlich auch bei uns möglich". Er betrachtet die Attacke als "Angriff auf unser friedliches Zusammenleben hier in dieser Stadt".
Buddhisten: Freie Gesellschaft verteidigen
Nun seien alle gefordert, sich für den Erhalt und Schutz der freien Gesellschaft in Österreich mit Entschlossenheit und geschickten Methoden einzusetzen", erklärte Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. Er nannte das interreligiöse Projekt des "Campus der Religionen" in der Wiener Seestadt "gerade in diesem Zusammenhang ein wichtiges Zeichen" für jetzt notwendigen Dialog und für Zusammenarbeit.
Die gesamte Gesellschaft sei von solchen Anschlägen direkt betroffen "und daher ist es auch nötig, gemeinsam dagegen aufzutreten". Als hilfreiche Werkzeuge dafür nannte der oberste Vertreter der Buddhisten in Österreich Karl Poppers Klassiker "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" sowie Michael Schmidt-Salomons Buch, "Die Grenzen der Toleranz".
Quelle: kathpress