
Diözese St. Pölten: Frauenkommission nimmt Arbeit auf
In der Diözese St. Pölten hat die von Bischof Alois Schwarz im September per Dekret errichtete Frauenkommission ihre Arbeit aufgenommen. Im Rahmen der konstituierenden Sitzung wurde die langjährige Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Anna Rosenberger, zur ersten Vorsitzenden gewählt, heißt es auf der Diözesan-Website. Ihre Stellvertreterinnen sind Veronika Prüller-Jagenteufel, theologische Referentin der Caritas, und Angela Lahmer-Hackl, Religions- und Ethiklehrerin an einer AHS. Außerdem im Vorstand: Magdalena Ganster, Regina Sprinzl und Johanna Hochauer.
Frauenkommissionen habe die Aufgabe der Interessensvertretung von Frauen in der Kirche sowie generell die weitere Stärkung deren Beteiligung. Derartige Gremien gibt es außer in St. Pölten in Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz-Seckau und damit in der Mehrheit der neun österreichischen Diözesen. Für Wien, Gurk und Eisenstadt wird von der "Plattform der diözesanen Frauenkommissionen Österreichs" auf die dortige Katholische Frauenbewegung verwiesen, im Fall von Feldkirch auf das Frauenreferat.
Die St. Pöltner Kommissionsvorsitzende Anna Rosenberger kündigte nach ihrer Wahl an, sie und ihre Kolleginnen würden "Wächterin und Hüterin ... des Wunsches der Diözese sein, die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche zu forcieren". Dies gelte "auch dann, wenn es Widerstand auslöst". Rosenberger appellierte an die kirchlich engagierten Frauen: "Bleiben wir dran, geben wir nicht auf. Im Miteinander wollen wir in der Diözese das Beste erreichen und die frohe Botschaft hinaustragen."
Schwarz für "neue Geschwisterlichkeit"
Die Wahl und Präsentation des Vorstands der Frauenkommission erfolgte im Beisein von Bischof Alois Schwarz und Weihbischof Anton Leichtfried. Schwarz äußerte bei der Überreichung der Ernennungsdekrete Freude über die Kommission und den Wunsch, "dass wir miteinander umsetzen, wovon Sie träumen". Wie Maria von Magdala den Aposteln sollten die Kommissionsmitglieder "uns Männern sagen: Ich habe den Herrn gesehen. Ich kenne den Auferstandenen."
Die neue Papstenzyklika "Fratelli tutti" und deren Anliegen einer neuen Geschwisterlichkeit mit allen Menschen guten Willens bezeichnete der Bischof als "unser Programm". Die Frauenkommission möge bei ihrem Engagement nicht bloß die innerkirchlich Angestellten im Blick haben. Der Papst bemängle auch, dass den Frauen weltweit nicht die gleiche Würde und die gleichen Rechte wie Männern zuerkannt werde. Bischof Schwarz hält hier eine Kulturveränderung für erforderlich, "die das Selbstverständnis der Männer ebenso einbezieht, wie das der Frauen". An die Frauenkommission appellierte der Bischof, auch die Männer im Blick zu haben.
Weihbischof Leichtfried versicherte, das Ziel der Frauenkommission - ein gleichberechtigtes Miteinander von Frauen und Männern auf allen Ebenen in der Diözese - sei auch das Ziel der Diözese. Leichtfried: "Manch einer wird vielleicht sagen, dass das illusorisch ist. Wahrscheinlich braucht es auf dem Weg dahin die Verwirklichung von vielen Teilzielen und dafür wünsche ich viel Erfolg." Besonders schmerze ihn, dass gerade junge Frauen - und auch Männer - heute oft eine große Distanz zur Kirche haben, sagte Leichtfried. Er wünsche sich, dass gerade junge Menschen wieder einen guten Platz in der Kirche finden.
Eine Grußbotschaft wurde abschließend von der Plattform der kirchlichen Frauenkommissionen Österreichs verlesen. Die niederösterreichische Frauenlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister gratulierte per Video-Aufzeichnung. Die Frauenkommission sei ein guter Schritt, damit Frauen auch in der Diözese St. Pölten ein Stück weit mehr sichtbar seien und mehr Mitsprache haben.
Vorschlagsrecht soll Frauenanteil erhöhen
Laut Statut, das im St. Pöltner Diözesanblatt veröffentlicht wurde, hat die Frauenkommission die Aufgabe, auch eigene Vertretungen in Gremien wie dem Pastoralrat, der Liturgischen Kommission sowie der Dechantenkonferenz der Diözese zu entsenden. Die Frauenkommission habe zudem die Möglichkeit, für Personalentscheidungen konkrete Vorschläge zur Erhöhung des Frauenanteils zu machen und in regelmäßigen Austausch mit dem Diözesanbischof zu treten, hieß es zu den Rechten der Kommission.
Quelle: kathpress