Regierungsappell: Verzicht auf Familientreffen zu Allerheiligen
Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kultusministerin Susanne Raab appellieren an die Bevölkerung, auf Familientreffen zu Allerheiligen und Allerseelen heuer zu verzichten. "Wir sind in Österreich in einer sehr ernsten Lage, was die Ausbreitung des Corona-Virus betrifft. Jetzt geht es darum, dass wir mit konsequenten Maßnahmen diese Entwicklung bremsen. Deshalb appellieren wir an die Eigenverantwortung der österreichischen Bevölkerung, heuer am Allerheiligen- und Allerseelen-Wochenende auf Familientreffen und den gemeinschaftlichen Besuch der Friedhöfe und Gräber zu verzichten", betonten Kurz und Raab am Donnerstag (22.10.2020). Die Bischofskonferenz folgt diesem Ersuchen der Regierung und hat dazu Regeln für Besuche von Friedhöfen zu Allerheiligen und Allerseelen erarbeitet.
Erzbischof Franz Lackner, der dazu in den letzten Tagen mit der Regierung in Kontakt war, unterstrich das Anliegen: "Für uns als Christinnen und Christen ist das gemeinsame Gebet für die Toten, denen wir vieles verdanken, überaus wichtig. Wir bedauern sehr, dass sich die Situation in den vergangenen Wochen derart zugespitzt hat und wir nun hinsichtlich der gemeinsamen Friedhofsfeiern Regelungen treffen müssen. Als katholische Kirche wollen wir wie bisher verantwortungsvoll mit der schwierigen Situation umgehen und daher dem Ersuchen der Regierung und der Landeshauptleute nachkommen, dass das christliche Totengedenken heuer nur im kleinsten Rahmen stattfinden soll", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz gegenüber Kathpress.
Kurz und Raab äußerten großes Verständnis dafür, dass gerade Allerheiligen und Allerseelen wichtige Feste sind und den Menschen momentan große Opfer abverlangt werden: Vor allem in diesen Tagen werde der Verstorbenen gedacht und Familien würden noch enger als sonst zusammenrücken. Gerade in diesem Jahr habe das Allerheiligen- und Allerseelenwochenende für jene eine besondere Bedeutung, die sich bei Todesfällen während der ersten Corona-Welle nicht bei Angehörigen oder Freunden verabschieden konnten.
Allerheiligen und Allerseelen ist für viele eine Art "Nach-Hause-Kommen" und traditionell eine Zeit im Jahr, um die ganze Familie wieder zu treffen, sagte der Bundeskanzler. In diesem Jahr sei es aber wichtig, "dass wir aus Rücksicht aufeinander und aus Umsicht für die Gesundheit und die Arbeitsplätze in unserem Land dieses Fest anders begehen, als wir es gewohnt sind." Alle in Österreich könnten durch Ihren Verzicht auf ein Familientreffen, "auch wenn das schwerfällt", einen Beitrag für das Land und die Menschen leisten. "Die nächsten Monate werden ein rot-weiß-roter Kraftakt werden, schlicht und ergreifend, weil wir alle in Österreich und in Europa schon Corona-müde sind. Ich bitte die Bevölkerung trotzdem, durchzuhalten", so Bundeskanzler Kurz.
Kultusministerin Raab unterstrich den Appell und sprach von einer "gemeinsamen Kraftanstrengung", die nötig sei. "Ich bitte alle, die Feierlichkeiten rund um Allerheiligen und Allerseelen mit besonderer Rücksicht auf unsere Nächsten und die gesamte Gesellschaft zu begehen. Im Kampf gegen die Pandemie appellieren wir daran, die Gräber nur mit jenen Menschen zu besuchen, mit denen man im gemeinsamen Haushalt lebt", betonte die Ministerin. Dieses Anliegen sei auch am Dienstag bei einem Gespräch mit Erzbischof Lackner, dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, in gewohnt kooperativem Dialog besprochen worden.
"Ich weiß, dass die Gläubigen dieses Jahr bereits viele Opfer bringen mussten und der Verzicht auf die gemeinsame Zeit im Kreise der Familie schwerfällt, besonders auch zu Allerheiligen und Allerseelen", so Raab. Sie erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, dass bisher in der Corona-Krise die Zusammenarbeit mit allen Glaubensgemeinschaften sehr gut funktioniert habe. "Gemeinsam mit den Kirchen- und Glaubensgemeinschaften haben wir wichtige Maßnahmen im Kampf zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geleistet."
Quelle: kathpress