Zulehner: Papst-Aussage zu Homosexualität "großer Schritt nach vorn"
Einen "großen Schritt nach vorn" sieht der Wiener Theologe Paul M. Zulehner in den jüngsten Papst-Aussagen zum rechtlichen Schutz für gleichgeschlechtliche Paare in Form von eingetragenen, zivilen Partnerschaften. Gleichzeitig sei vorhersehbar, dass nach dem unerwarteten päpstlichen Statement "Panik im Vatikan" ausbrechen werde, schrieb der Wiener Pastoraltheologe in seinem Online-Blog (Donnerstag, 22.10.). Auch würden die Worte dem Papst "bei seinen konservativen 'Freunden' weiteren Ärger einbringen", prognostizierte Zulehner.
Dabei argumentiere der Papst in dem neuen Dokumentarfilm "Francesco" elementar mit der Menschenwürde: "Alle Menschen sind Kinder Gottes und haben damit eine unantastbare Würde", fasste der Theologe die Überzeugung des Papstes zusammen. Dies gelte auch für gleichgeschlechtlich ausgerichtete Personen. Franziskus sei zudem "leidsensibel", erklärte Zulehner: "Es ist ihm klar, wie viel tödliche Gewalt Homosexuelle im Lauf der Geschichte erlitten haben. Von nun an können sich ideologische Diskriminierer nicht mehr auf den Papst berufen: nicht Putin, nicht afrikanische Potentaten, nicht Bischöfe der großen Weltkirche."
Franziskus gehe es nicht nur um Entdiskriminierung, "sondern um Schutz der nach wie vor von Diskriminierung Bedrohten", so Zulehner. Ausdrücklich verwies der Theologe zudem darauf, dass sich der rechtliche Schutz für Homosexuelle aus Sicht von Franziskus auch auf deren Zusammenleben erstrecken soll. Homosexuelle Menschen hätten das Recht, in einer Familie zu leben, sagt der Papst im Film "Francesco".
Auf die kirchliche Trauung gehe der Papst in dem Film nicht ein, so Zulehner abschließend. Der Theologe verweist diesbezüglich aber auf Daten seiner jüngsten Langzeitstudie über "Religion im Leben der Österreicher*innen 1970-2020", die er unter dem Titel "Wandlung" veröffentlicht hat. Demnach seien zwei Drittel der Katholiken im Land der Ansicht, dass die Kirchen ihr Trauungsritual "für jede Art von Liebesbeziehungen öffnen sollen". Für ein Drittel der Befragten gilt hingegen die Verbindung zwischen Mann und Frau und deren grundsätzliche Offenheit für Kinder als Voraussetzung für das Sakrament der Ehe.
Quelle: kathpress